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28.03.25
11:14 Uhr
SPD

Martin Habersaat zu TOP 13: Die geplanten Unterrichtskürzungen sind eine bildungspolitische Katastrophe

Heimo Zwischenberger Pressesprecher der SPD-Landtagsfraktion
Adresse Düsternbrooker Weg 70, 24105 Kiel Telefon 0431 988 1305 Telefax 0431 988 1308 E-Mail h.zwischenberger@spd.ltsh.de Webseite www.spd-fraktion-sh.de Es gilt das gesprochene Wort!

Hinweis: Diese Rede kann hier als Video abgerufen werden: http://www.landtag.ltsh.de/aktuelles/mediathek

LANDTAGSREDE – 28. März 2025
Martin Habersaat Die geplanten Unterrichtskürzungen sind eine bildungspolitische Katastrophe TOP 13: Sicherung der Unterrichtsqualität – Keine Kürzungen bei der Kontingentstundentafel (Drs 20/3014(neu) 2. Fassung)
Seit acht Jahren verantwortet die Günther-Regierung die Bildungspolitik in Schleswig-Holstein. Angesichts der aktuellen Pläne, den Unterricht an den Schulen einzukürzen, könnte man denken, dass es bisher ganz okay lief. Ein guter Zeitpunkt, mal genauer hinzuschauen und eine Zwischenbilanz zu ziehen.
Die erste Erkenntnis: Bildungsministerin Karin Prien hat es von 2017 bis heute geschafft, sich für bundespolitische Aufgaben ins Gespräch zu bringen. Eine zweite Erkenntnis: Das liegt wohl kaum an Ihrer Bildungspolitik, wenn wir uns die Lage an den Schulen in Schleswig-Holstein und ihre Perspektiven für die nächsten Monate genauer anschauen.
Aber eins nach dem anderen: Wie ist die Lage? In allen relevanten Bildungsvergleichen ging und geht es für Schleswig-Holstein bergab. Die Zahl der Lehrkräfte ohne abgeschlossene Ausbildung steigt, inzwischen sind 12 Prozent der Lehrerinnen und Lehrer an unseren Schulen gar keine richtigen Lehrer, an den Grundschulen 17,3 Prozent. Das Land ist auf diese Vertretungskräfte angewiesen und geht gleichzeitig schäbig mit ihnen um. Ein paar Jahre dürfen sie unterrichten, dann werden sie an die Luft gesetzt und durch andere ersetzt – egal, wie sie sich bewährt haben. Viele ziehen vor Gericht. Die Prozesse enden mit Vergleichen, weil die Regierung Präzedenzfälle zu scheuen scheint.
Der Unterrichtsausfall steigt. Der Anteil nicht planmäßig gegebener Stunden lag an den allgemeinbildenden Schulen im vergangenen Schuljahr bei nahezu 12 Prozent. Im Schuljahr 2016/17 waren es 9,5 Prozent - eine Steigerung von 26 Prozent. An den Berufsbildenden Schulen kommen wir von 7,2 Prozent im Schuljahr 2016/17 und sind im letzten Schuljahr bei 13,6 Prozent gewesen. Eine Erhöhung um 88 Prozent! Die Zahl der Schulabbrecher ist von 7,5 Prozent auf 11,4 Prozent gestiegen. Der Abi-Schnitt ist von 2,41 auf 2,47 gesunken, obwohl inzwischen weniger jungen Menschen in Schleswig-Holstein ihr Abitur machen als 2017 (40,2 statt 41,6 Prozent). Nebenbei wurde die Inklusion rückabgewickelt, die Exklusionsquote steigt und den Schulen fehlen die Ressourcen, all‘ diese Trends aufzuhalten.



1 Wie geht es also in Zukunft weiter? Die Schülerzahlen in Schleswig-Holstein steigen. Im Schuljahr 2023/24 wurden an 795 öffentlichen allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen rund 368.200 Schülerinnen und Schülern beschult. Im Schuljahr 2024/25 sind es an 794 Schulen rund 372.300 Schülerinnen und Schülern. Wie sehen: Die Zahl der Schulen geht zurück, kleinere Schulen im ländlichen Raum stehen unter Druck. Die Schülerzahl dagegen steigt und wird in den nächsten Jahren weiter steigen.
Und welche Pläne hat die Günther-Regierung angesichts dieser schweren Zeit für die Schulen in den nächsten Monaten? CDU und Grüne haben entschlossen, Lehrerstellen abzubauen. Mehr Schülerinnen und Schüler, weniger Lehrkräfte– ein haushaltspolitischer Kollateralschaden– eine bildungspolitische Katastrophe.
Wege kennt die Günther-Regierung dafür viele: z.B. werden Lerngruppen größer, vor allem im DaZ-Bereich und in der Oberstufe. Vor allem aber, wird der Unterricht zusammengestrichen: In der Sekundarstufe I (Klasse 5-10) sinkt die Zahl der zu unterrichtenden Stunden. Sechs Stunden werden an den Gemeinschaftsschulen gestrichen, vier an den Gymnasien. Obwohl es bisher in Schleswig-Holstein den Konsens gab, dass die Gemeinschaftsschulen für ihre besonderen Aufgaben mehr Ressourcen brauchen. Außerdem werden die Schulen aufgefordert, aus den vorhandenen Stunden auch die Ressourcen für das neue Pflichtfach Informatik zu schöpfen.
Das alles führt nicht nur dazu, dass unsere Kinder und Jugendlichen in weniger Zeit dieselben KMK-Bildungsstandards erreichen sollen, sondern auch dazu, dass Religion bis Klasse 10 die stärkste Gesellschaftswissenschaft in Schleswig-Holstein wird. Vor Geschichte, vor Geographie, vor WiPo (Wirtschaft und Politik). Halleluja.
Plötzlich ist der Konsens dahin, dass die Gemeinschaftsschulen mehr Ressourcen brauchen. Plötzlich ist der Konsens dahin, dass eine Orientierung an den KMK-Mindeststandards nicht unser Ziel sein sollte.
Man muss sich nicht am Minimum orientieren – lesen Sie mal nach, was Sie über die Mindeststandards im Kita-Gesetz so erzählt haben.
Im Interesse unserer Schülerinnen und Schüler: Hören Sie damit auf, in Zeiten steigender Schülerzahlen Lehrkräfte abzubauen und dafür den Unterricht zu kürzen!



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