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27.03.25
16:36 Uhr
CDU

Rasmus Vöge: TOP 18+19: 70 Jahre friedliches Miteinander

Gemeinsameberatung | 27.03.2025 | Nr. 85/25
Rasmus Vöge: TOP 18+19: 70 Jahre friedliches Miteinander Es gilt das geprochene Wort!
Sehr geehrte Frau Präsidentin,
sehr geehrte Damen und Herren,
zunächst einmal danke ich meinen Vorrednern für die empathischen und verbindenden Reden zu dem Ereignis, das wir heute feiern und das es auch verdient hat, gewürdigt zu werden. Heute ist ein Tag von Freude, Dankbarkeit und Demut. Wir feiern die Unterzeichnung der Bonn-Kopenhagener Erklärungen vom 29. März 1955 durch den deutschen Bundeskanzler Dr. Konrad Adenauer und den dänischen Ministerpräsidenten Hans Christian Hansen. Sie beendeten einen mindestens 100 Jahre dauernden Konflikt zwischen Deutschen und Dänen und den jeweiligen Minderheiten auf beiden Seiten der Grenzen. Die Erklärungen wiesen allen Beteiligten den Weg zum friedlichen Miteinander, zur Versöhnung und Überwindung nationaler Ausgrenzung.
Was uns heute selbstverständlich erscheint, war es 1955 keinesfalls. 1955, das war
10 Jahre nach dem Ende des 2. Weltkriegs, der Besetzung Dänemarks durch NS-Deutschland und den Verbrechen während der Besatzung, aber auch der tausendfachen Verhaftungen von Angehörigen der deutschen Minderheit in Dänemark 35 Jahre nach der Volksabstimmung von 1920 und der daraufhin erstarkten deutschnationalen Bestrebungen, die eine Revision der Grenze forderte 84 Jahre nach der Reichsgründung von 1871. In Schleswig-Holstein, nunmehr Provinz im preußischen Gesamtstaat, wurde die dänische Sprache und Kultur unterdrückt. Schulen geschlossen, selbst in Kirchen sollte deutsch gepredigt werden. Das wiederum war eine Reaktion auf die Politik Dänemarks von 1848/1850, als die dänische Regierung ihrerseits die Sprache in ganz Schleswig auch gegenüber der deutschsprachigen Bevölkerung durchsetzen wollte.
Ein über Generationen geführter Konflikt, über Generationen vererbte Vorurteile und immer wieder das Ansinnen, sein eigenes Anliegen brutal durchzusetzen. Ich zitiere – mit Erlaubnis der Präsidentin – aus einem Wahlplakat von 1920: „Für das ungeteilte Schleswig-Holstein haben unsere Väter gelitten und geblutet. Ihr Erbe muss


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Pressesprecher Max Schmachtenberg | Düsternbrooker Weg 70, Landeshaus, 24105 Kiel 0431/988-1440 | info@cdu.ltsh.de | http://www.cdu.ltsh.de ungeschmälert erhalten bleiben.“ Und ähnlich lauteten natürlich auch die Plakate von dänischer Seite.
Von da kommen wir, meine Damen und Herren. Und umso größer ist der Respekt und der Dank an diejenigen Entscheidungsträger von 1955, deren Politik zur Unterzeichnung der Bonn-Kopenhagener Erklärungen geführt hat. Aufbauend übrigens auf der Kieler Erklärung von 1949, in der die schleswig-holsteinische Landesregierung der dänischen und friesischen Minderheit bereits Grundrechte und das Recht zugesichert hat, sich einer Minderheit zu bekennen. Ziel von damals war es auch, eine ähnliche Erklärung für die deutsche Minderheit in Nordschleswig zu erreichen.
1955 konnten dann auch unsere Landsleute in Dänemark ihre Minderheitenrechte wahrnehmen. Zur Wahrheit gehört auch, dass der anstehende Beitritt der Bundesrepublik Deutschland zur NATO erheblich zur Kompromissfähigkeit beigetragen hat.
Es liegt ein langer Weg hinter uns. Verständigung und Versöhnung brauchen Zeit. Und nichts ist selbstverständlich. Erinnern wir uns an die Debatten in der deutschen Öffentlichkeit, als der SSW im Jahr 2005 eine rot-grüne Minderheitenkoalition tolerieren wollte (die aus bekannten Gründen nicht zustande kam). Das ist erst 20 Jahre her!
Für Irritationen sorgte aber auch der ehem. Abgeordnete Karl Otto Meyer von 2013 in einem Interview, das der SSW-Politiker dem Magazin des Dänischen Grenzvereins, „Grænsen“, gab. Darin gab er seiner Hoffnung Ausdruck, dass mittels einer noch zu schaffenden, dänisch gesinnten Mehrheit im deutschen Landesteil Schleswig eines Tages die Grenze wieder durch eine demokratische Volksabstimmung bis zur Eider verschoben werden könne.
Heute schauen wir zurück auf sieben Jahrzehnten eines größtenteils respektvollen Zusammenlebens, das beispielhaft für den Umgang mit kultureller Vielfalt und Minderheitenrechten ist.
Ich danke für die CDU-Fraktion allen, die in den letzten sieben Jahrzehnten dazu beigetragen haben, dieses Miteinander zu fördern – sei es durch ihre Arbeit in den kulturellen und politischen Institutionen, durch ihre engagierte Bürgerarbeit oder durch den täglichen Dialog zwischen den Menschen.
Wir sind als Land und als Gesellschaft auf dem richtigen Weg. Doch der Weg ist noch nicht zu Ende. Es gibt immer noch viel zu tun, um die Beziehungen zu vertiefen, um Verständnis zu fördern und um gemeinsam die Herausforderungen der Zukunft im vereinten Europa zu meistern. Lassen Sie uns daher weiterhin in die Zukunft investieren und den versöhnenden Geist der Bonn-Kopenhagener Erklärungen hochhalten. Sie sind ein Fundament, auf dem wir bauen können, um das Miteinander von Deutschen und Dänen in Schleswig-Holstein auch in den kommenden Jahrzehnten zu fördern und zu stärken.



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Pressesprecher Max Schmachtenberg | Düsternbrooker Weg 70, Landeshaus, 24105 Kiel 0431/988-1440 | info@cdu.ltsh.de | http://www.cdu.ltsh.de Es lebe die Freundschaft zwischen Deutschland und Dänemark. Længe leve venskabet mellem Tyskland og Danmark.



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