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26.02.25
16:45 Uhr
SPD

Sophia Schiebe zu TOP 11: Periodenarmut: Ein Tabu, das endlich gebrochen werden muss!“

Heimo Zwischenberger Pressesprecher der SPD-Landtagsfraktion
Adresse Düsternbrooker Weg 70, 24105 Kiel Telefon 0431 988 1305 Telefax 0431 988 1308 E-Mail h.zwischenberger@spd.ltsh.de Webseite www.spd-fraktion-sh.de Es gilt das gesprochene Wort!

Hinweis: Diese Rede kann hier als Video abgerufen werden: http://www.landtag.ltsh.de/aktuelles/mediathek

LANDTAGSREDE – 26. Februar 2025
Sophia Schiebe Periodenarmut: Ein Tabu, das endlich gebrochen werden muss!“ TOP 11: Aufklärung über die Menstruation und Zugang zu kostenlosen Periodenprodukten verbessen (Drs. 20/2830, AltA 20/2987)
"Mit dem Tampon in der Hand versteckt unauffällig zur Schultoilette schleichen. Die Binde so langsam wie möglich auspacken um Geräusche zu vermeiden- all das nur damit ja niemand mitkriegt, dass man seine Periode hat. Solche Szenen gehören für viele junge Menschen zum Alltag und zeigen, wie sehr das Thema Menstruation noch immer mit Scham, Ekel und Angst behaftet ist.
Das Absurde daran: Die Periode ist ein ganz natürlicher Prozess. Er betrifft ungefähr die Hälfte der Bevölkerung irgendwann in ihrem Leben. Und trotzdem schämen wir uns so dafür.
Eine Umfrage von Plan International Deutschland verdeutlicht, wie tief Stigmatisierung und Scham in unserer Gesellschaft verankert sind: 97% alle befragten Mädchen und Frauen empfinden Blutflecken auf der Kleidung als „Worst Case“-Szenario und 33% der Befragten fühlen sich während der Periode „unrein“.
Gleichzeitig möchten sich 35% nicht mehr für ihre Periode schämen müssen.
Deshalb fordern wir die Landesregierung auf dringend eine stärkere Aufklärung über die Menstruation, Menstruationsprodukte und Periodenarmut zu schaffen, um solchen Stigmata und Tabus entgegen zu wirken. Besonders an den Schulen bedarf es Aufklärung. Dort werden wichtige Grundlagen für den Umgang mit der Periode gelegt. Dazu gehört auch, dass wir anerkennen, dass die Menstruation nicht nur Mädchen und Frauen betrifft, sondern auch trans und intergeschlechtliche Personen.
Viele erleben noch eine zusätzliche Belastung: Manch eine würde sich überhaupt freuen, wenn sie heimlich mit einem Tampon zur Toilette schleichen könnte. Denn nicht jede kann sich überhaupt genügend Menstruationsprodukte wie Binden oder Tampons leisten.
Periodenarmut bedeutet, dass Menstruationsprodukte für manche eine große finanzielle Belastung darstellen können. Für armutsgefährdete Personen -auch hier in Deutschland- ein weitverbreitetes Problem.

1 Erschreckende Zahlen bestätigen das: 23% der Mädchen und Frauen sagen, die monatlichen Ausgaben für die Periode seien für sie eine finanzielle Belastung.
Menstruationsprodukte sollten keine Luxusprodukte sein. Sie sind ein notwendiges Gut und hygienisch und gesundheitlich erforderlich. Die WHO warnt, dass eine unzureichende Menstruationshygiene zu Infektionen des Harn- oder Reproduktionstraktes führen kann.
Zusätzlich erschwert der fehlende Zugang die gesellschaftliche Teilhabe. Viele Menstruierende fühlen sich gezwungen, während ihrer Periode zuhause zu bleiben, weil sie keine geeignete oder saubere Toilette nutzen oder keine geeigneten Produkte vorfinden können.
Unsere Forderung an die Landesregierung ist daher klar: kostenlose Menstruationsprodukte in allen Liegenschaften des Landes! Menstruationsprodukte sollten wie Toilettenpapier und Seife zum sanitären Grundangebot gehören. Es ist unverständlich, dass in öffentlichen Gebäuden des Landes, in denen täglich viele Menschen ein- und ausgehen, keine Menstruationsprodukte zur Verfügung stehen. Besonders im Landtag, der als Ort der politischen Entscheidungsfindung eine Vorbildfunktion hat, sollte eine angemessene Ausstattung selbstverständlich sein. Ich wurde auch schon von mehrmals von Schülerinnen aus Besuchsgruppen angesprochen. Es fällt also auf. Die aktuelle Situation ist also mehr als unangenehm, besonders wenn junge Menschen, die sich an ihren eigenen Schulen für den kostenfreien Zugang einsetzen, im Landtag nichts vorfinden. Das darf nicht sein!
Darüber hinaus soll die Landesregierung zusammen mit den Kommunen den kostenlosen Zugang zu den Produkten in öffentlichen Bildungseinrichtungen unterstützen. Besonders Schüler*innen, Auszubildende und Studierende leiden unter der zusätzlichen finanziellen Belastung. Daher ist es so wichtig den kostenfreien Zugang zu Menstruationsprodukten gerade in Bildungseinrichtungen zu ermöglichen.
Erfreulicherweise sind hier sind bereits die ersten Sachritte getan. Städte, wie Schleswig oder einzelne Schulen oder Universitäten, wie die Uni Lübeck haben sich selbstverpflichtet kostenfrei Menstruationsprodukte bereitzustellen. Aber es kann nicht sein, dass dieser kostenlose Zugang zu Menstruationsprodukten abhängig vom Wohnort ist! Wir fordern eine flächendeckende Umsetzung und eine Schleswig-Holstein-weite Lösung, um diese Ungleichheit zu beseitigen.
Und um zum Schluss noch einmal auf die Befragung von Plan International zurückzukommen: 80% der Befragten finden, dass die Politik sich dem Thema „Periodenarmut“ annehmen sollte. Deshalb bitten wir um Zustimmung zu unserem Antrag. Damit kein Mädchen in Zukunft mehr heimlich mit einem Tampon zur Schultoilette laufen muss, sondern sich sicher sein kann, dass die nötigen Produkte bereits ausliegen."



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