Zentrale Gedenkveranstaltung für die Opfer des Nationalsozialismus
Nr. 8 / 28. Januar 2025Zentrale Gedenkveranstaltung für die Opfer des NationalsozialismusRund 250 Gäste haben am Montag (27.01.) bei der zentralen Gedenkveranstaltung auf Einladung des Schleswig-Holsteinischen Landtages der zahllosen Menschen gedacht, die Opfer von Gewalt, Verfolgung und Rassenhass während der NS-Terrorherrschaft wurden. An der Feierstunde in der Aula der Marineschule Mürwik nahmen Vertreterinnen und Vertreter aus allen gesellschaftlichen Bereichen des Landes teil.Landtagspräsidentin Kristina Herbst lenkte in ihrer Begrüßungsrede den Blick auf die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz vor 80 Jahren. „Das, was die Befreier damals sahen, war jenseits jeder Vorstellungskraft darüber, was Menschen anderen Menschen antun können. Auschwitz wurde zum Synonym dieser Verbrechen vor allem für den systematischen Mord an Jüdinnen und Juden, an Sinti und Roma, an Homosexuellen, an Kriegsgefangenen und an politischen Gegnern der Nazis“ erinnerte Herbst und mahnte: „Nie wieder darf so etwas geschehen!“ Die unmenschlichen Verbrechen der Nationalsozialisten seien mit der Befreiung von Auschwitz aber nicht beendet gewesen. „Die Verantwortlichen für die grausamen Verbrechen der letzten Kriegsmonate saßen zu dieser Zeit auch hier, in Flensburg-Mürwik“, führte die Landtagspräsidentin aus – auch über den Tag der Kapitulation am 8. Mai 1945 hinaus. Es sei elementar, das Gedenken und das Erinnern an die Verbrechen vor 80 Jahren wachzuhalten. „Wir haben mit unseren Gedenkstätten authentische Orte des Grauens, das die Nazis über ihre Opfer brachten. Sie sind und bleiben die entscheidenden Orte des Gedenkens und der Erinnerungsarbeit“, betonte Herbst. Daneben gebe es aber auch die „anderen Orte“ des Gedenkens – wie den Bendlerblock und den Reichstag in Berlin oder das Kieler Landeshaus als ehemalige Marineakademie – die mit Blick auf die Geschichte keine einfachen Orte, keine Orte ohne tiefe Widersprüche und keine Orte seien, deren historische Dimensionen sich auf Anhieb erschließen ließen. Das gelte auch für die Marineschule Mürwik. „Hier in der Marineschule wurden Angriffskriege geplant, Verbrechen organisiert und in letzter Konsequenz der Krieg bis zum Äußersten verlängert und damit der Vernichtungsmaschinerie der Nazis ermöglicht, bis zum letzten Tag zu morden. Hier in der Marineschule ist aber auch der Ort, an dem 1956 der Aufbau der ersten deutschen Marine begann, die jedem Angriffskrieg abgeschworen hatte und sich zu den Prinzipien der Demokratie, der Freiheit und Menschenwürde bekannte“, führte die Parlamentspräsidentin aus. Herbst hob hervor, dass in der Bundeswehr heute Menschen mit ganz unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlichen kulturellen Prägungen und religiösen Bekenntnissen dienten – neben Christen, Muslimen, und Menschen ohne religiöses Bekenntnis selbstverständlich auch Juden. „Ein Gedenken dient der Erinnerung – auch wenn es große Anforderungen an unsere Wahrhaftigkeit stellt. Erinnerung ist dauerhafter Schmerz – und zugleich dauerhafter Auftrag, für die Opfer Terrain zurückzugewinnen – physisch wie geistig“, schloss Herbst ihre Ansprache.Auch der Kommandeur der Marineschule Mürwik, Kapitän zur See Jens Grimm, erinnerte in seinem Grußwort an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz vor 80 Jahren und die Unbegreiflichkeit des millionenfachen Mordens während der NS-Diktatur. „Allein in Auschwitz wurden mehr als eine Million Menschen ermordet. Nie wieder darf sich solch eine Katastrophe wiederholen“, unterstrich Grimm. Das Bekenntnis zum „nie wieder“ bedeute auch ein „wehret den Anfängen“. Wo immer Menschen durch Wort oder Tat entrechtet gedemütigt oder bedroht würden, gelte es für jeden einzelnen in der Gesellschaft, Haltung und Zivilcourage zu zeigen. Dem wieder offen zu Tage tretenden Antisemitismus müsse entschieden entgegengetreten werden. „Die Angehörigen der Marineschule Mürwik gehen hier aktiv voran. In den vergangenen Jahren wurde eine intensive Beziehung zur hiesigen Jüdischen Gemeinde aufgebaut. Und wir werden uns weiterhin gemeinsam mit aller Kraft jeglicher Form von Hass auf Menschen jüdischen Glaubens entgegenstellen“, betonte der Kommandeur. Es sei eine Ehre, dass die Marineschule Mürwik als Veranstaltungsort der zentralen Gedenkfeier des Landtages dienen dürfe. Man sei sich der besonderen Verantwortung bewusst. „Ich biete die Marineschule Mürwik, in der seit 1956 Offiziere und Offizierinnen zu Führungspersönlichkeiten ausgebildet werden, die geschichtsbewusst und fest auf dem Boden unseres Grundgesetzes stehen, auch als Ort der Versöhnung an“, schloss Grimm.Prof. Dr. Sönke Neitzel, Professor für Militärgeschichte/Kulturgeschichte der Gewalt an der Universität Potsdam, wies in seiner Gedenkrede darauf hin, dass der Holocaust deutlich mehr war, als das Vernichtungslager Auschwitz. Neitzel erinnerte an die vielen Millionen Opfer der Nationalsozialisten. „Diese Opfer im Krieg waren vor allem Nichtdeutsche. Bürger der Sowjetunion, Polen, Jugoslawen, Ungarn, Franzosen, Griechen – die Aufzählung ist sehr lang“, so der Historiker. Wehrmacht und Holocaust seien nicht zu trennen. Auch und gerade die Marine sei Teil des NS-Systems und seiner Verbrechen gewesen. Karl Dönitz beispielsweise sei es noch im Jahr 1945 vor allem um die fanatische Fortführung des Krieges und nicht um die Rettung von Menschenleben gegangen. In der Nachkriegszeit sei es nirgendwo in Europa darum gegangen, Geschichte in ihrer ganzen Komplexität und Widersprüchlichkeit abzubilden. Im Mittelpunkt hätten vielmehr die Stabilisierung politischer Systeme und die Stiftung sozialen Friedens gestanden. „In der Bundesrepublik stand bei weiten Teilen der Bevölkerung das eigene Kriegserleben im Vordergrund. Man fühlte sich vom NS-System missbraucht“, so Neitzel. In der Folge seien die meisten Kriegsverbrecher ungeschoren davongekommen. Eines der bekanntesten Beispiele für das Land Schleswig-Holstein sei Heinz Reinefarth, der für die Massaker während des Warschauer Aufstandes eine wesentliche Verantwortung trug. Inzwischen habe die Bundesrepublik Deutschland einen langen Weg der Auseinandersetzung mit Nationalsozialismus, Genozid und Krieg hinter sich. „Es gab gerade in dem wiedervereinigten Land ab 1990 den Mut, sich schonungslos den dunklen Seiten der eigenen Geschichte zu stellen. Im Ausland wird die Bundesrepublik in dieser Hinsicht vielfach als vorbildlich wahrgenommen“, so Neitzel. Wichtig sei auch zukünftig die Personalisierung der Opfer, das Erzählen ihrer Geschichten und die Verteidigung der Herrschaft des Rechts – nach innen wie nach außen. „Und wir müssen uns alle selbstkritisch fragen, wie es sein kann, dass sich trotz aller Gedenkstätten und Publikationen Jüdinnen und Juden in so vielen deutschen Städten angesichts des wachsenden Extremismus aller Couleur nicht mehr sicher fühlen können“, mahnte der Geschichtswissenschaftler abschließend.Der Militärrabbiner der Außenstelle Nord bei der Bundeswehr, Shmuel Havlin, und die Bischöfin im Sprengel Schleswig und Holstein der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland, Nora Steen, sprachen im Anschluss Gebete im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus. Die Worte zum Totengedenken richteten eine Offiziersanwärterin und ein Offiziersanwärter der Marineschule Mürwik an die anwesenden Gäste.Musikalisch begleitet wurde die Gedenkveranstaltung vom Ensemble des Marinemusikkorps Kiel unter der Leitung von Frau Oberbootsmann Christina Aeschbacher-Asmuss.Bereits am Nachmittag hatte Landtagspräsidentin Kristina Herbst die Jüdische Gemeinde Flensburg besucht und dort das Gespräch mit den Mitgliedern der Gemeinde gesucht. Im Anschluss nahm sie auch an dem Austausch zwischen Offiziersanwärterinnen und Offiziersanwärtern der Marineschule Mürwik und den Mitgliedern der Jüdischen Gemeinde teil. Gemeinsam mit dem Kommandeur der Marineschule, Kapitän zur See Jens Grimm, begleitete die Parlamentspräsidentin schließlich eine Gruppe junger Offiziersanwärter durch das Flensburger Stadtgebiet und reinigte dort Stolpersteine, die an die Schicksale der Menschen erinnern, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, ermordet, deportiert oder vertrieben wurden. Kristina Herbst Präsidentin des Schleswig-Holsteinischen Landtages Begrüßung anlässlich der Zentralen Gedenkfeier für die Opfer des Nationalsozialismus, 27. Januar 2025, Marineschule Mürwik, FlensburgSehr geehrter, Herr Kap’tän Grimm, sehr geehrter Herr Prof. Neitzel, sehr geehrter Herr Militärrabbiner Havlin, sehr geehrte Frau Bischöfin Steen, meine sehr geehrten Damen und Herren Generalkonsuln, sehr geehrte Damen und Herren Mitglieder des Schleswig- Holsteinischen Landtages und des Landeskabinetts, verehrte Repräsentantinnen und Repräsentanten der Jüdischen Gemeinden unseres Landes, der Sinti und Roma, des Lesben- und Schwulenverbandes, der Kreise sowie der Stadt Flensburg und der Landeshauptstadt Kiel, der Bundes- und Landesbehörden, aus Justiz, Verbänden und der Bundeswehr, meine sehr geehrten Damen und Herren, 2der heutige Tag, der 27. Januar, gilt seit nunmehr 20 Jahren weltweit als der Tag des innigen Gedenkens – an die unzähligen Opfer der NS- Terrorherrschaft und die Millionen von Menschen, die in Konzentrationslagern, in den Gefängnissen, auf den Todesmärschen oder unter deutscher Besatzung ermordet wurden.Am heutigen Tag vor genau 80 Jahren, am 27. Januar 1945, befreite die Rote Armee das Konzentrationslager Auschwitz.Das, was die Befreier damals sahen, war jenseits jeder Vorstellungskraft darüber, was Menschen anderen Menschen antun können. „Auschwitz“ wurde zum Synonym dieser Verbrechen vor allem für den systematischen Mord an Jüdinnen und Juden, an Sinti und Roma, an Homosexuellen, an Kriegsgefangenen und an politischen Gegnern der Nazis.Das Ausmaß dieser Verbrechen, die zeitlichen und räumlichen Dimensionen dieser Unterdrückungs- und Tötungsmaschinerie, ist nur schwer zu begreifen. Hier reicht kein einzelnes Datum, hier reicht kein einzelner Ort, um zu verstehen, was damals passierte. Und um der Millionen von Ermordeten, Geschundenen und von ihren Peinigern jeglicher Würde beraubten Menschen zu gedenken.Geschichte ist nicht allein die Verknüpfung von „Datum“, „Ort“ und „Ereignis“. Sie geht darüber hinaus. Geschichte ist auch Entwicklung, Zusammenhang, Erkenntnis – hier muss immer wieder mit neuen Perspektiven herangegangen werden, damit die Erinnerung nicht verblasst und damit nachfolgende Generationen eine Gedenkkultur gestalten, die den Opfern gerecht wird und zugleich in die Zukunft trägt. 3Es war Bundespräsident Richard von Weizsäcker, der am 8. Mai 1985 zu Recht darauf hinwies, dass die Bedeutung des Kriegsendes als „Tag der Befreiung“ ohne die Schoah nicht zu verstehen ist.Damit setzte der frühere Bundespräsident wichtige Impulse für eine neue Gedenkkultur, die es vor allem ermöglichte, gerade der deutschen Öffentlichkeit deutlich wie nie zuvor bewusst zu machen, wie untrennbar der Zivilisationsbruch der NS-Verbrechen mit dem Krieg und seinem Ende verbunden war.Diese Erkenntnis setzte sich vor 40 Jahren nur langsam durch, und sie war das Ergebnis konsequenter Erinnerungsarbeit in Gedenkstätten, in Schulen, in Parlamenten und an anderen Orten, mit der vor allem auch die junge Generation erreicht wurde. Sie war außerdem das Ergebnis einer immer engeren Zusammenarbeit mit Zeitzeugen, die noch berichten konnten.Und dabei setzte sich eine bis heute gültige Erkenntnis durch:Wir werden nur dann den Opfern der NS-Verbrechen gerecht, wenn wir nicht allein die Erinnerung an sie für die Gegenwart bewahren, sondern wenn wir die entscheidende Botschaft, die entscheidende Konsequenz aus der Geschichte ihres unendlichen Leids in die Zukunft tragen: Nie wieder darf so etwas geschehen! 4Meine Damen und Herren,die Schoah und die unmenschlichen Verbrechen der Nazis endeten nicht am 27. Januar 1945. Noch am 3. Mai 1945 kamen tausende Menschen in der Neustädter Bucht, hier in Schleswig-Holstein, ums Leben. Es waren Häftlinge aus dem Konzentrationslager Neuengamme, das noch nicht, wie Auschwitz, von alliierten Truppen hatte befreit werden können.Sie waren nach einem Todesmarsch auf Schiffe gepfercht worden und kamen dort aufgrund einer tragischen, aber von den Nazis perfide eingeplanten Verwechslung bei einem Bombenangriff zu Tode. Diejenigen, die sich ans Ufer retten wollten, wurden dort ermordet: von Soldaten, aber auch von bewaffneten Zivilisten.Die Verantwortlichen für diese grausamen Verbrechen der letzten Kriegsmonate saßen zu dieser Zeit auch hier, in Flensburg-Mürwik. Die sogenannte „letzte Reichsregierung“ bezog am Tag der grauenhaften Ereignisse in der Neustädter Bucht ihr Quartier in der Marinesportschule, nur wenige hundert Meter von der Marineschule entfernt.Diese Regierung überstand die Kapitulation, den Tag der Befreiung am 8. Mai 1945. Es kam sogar dazu, dass noch Tage nach der Gesamtkapitulation im Namen dieser auch maßgeblich von Marineoffizieren geführten „Reichsregierung“ noch Todesurteile vollstreckt wurden, die nichts Anderes waren als massives Unrecht. 5Sie, verehrter Herr Prof. Neitzel,werden uns die Tragödie der letzten Kriegsmonate, in denen der von Deutschland entfesselte Krieg und der Vernichtungswahn der Nazis besonders viele Opfer forderte, gleich in Ihrem Vortrag gewiss noch etwas ausführlicher schildern.Meine Damen und Herren,die Verbrechen der Nazis begannen weit vor dem Tag ihrer Machtübernahme am 30. Januar 1933. Und sie endeten auch nicht am 8. Mai 1945.Und noch eine bittere Erkenntnis haben uns gerade die letzten Monate verstärkt aufgezeigt: mit dem 8. Mai endeten weder Antisemitismus, noch Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Antiziganismus in unserem Land.Hier ist es unser aller Aufgabe, dem etwas entgegenzusetzen.Und wie, meine Damen und Herren,kann angesichts dieser erschreckenden Erkenntnis das Gedenken und das Erinnern an die Opfer der Verbrechen von vor 80 Jahren wachgehalten werden und sinnstiftend sein für eine freiheitliche, demokratische, den Menschenrechten und der Menschenwürde verpflichtete Gesellschaft wie der unseren? 6Wir haben mit unseren Gedenkstätten authentische Orte des Grauens, das die Nazis über ihre Opfer brachten. Sie sind und bleiben die entscheidenden Orte des Gedenkens und der Erinnerungsarbeit.Daneben gibt es auch die „anderen“ Orte, an denen seit vielen Jahren am 27. Januar der Opfer des Nationalsozialismus gedacht wird.Bendlerblock und Reichstag in Berlin, das Kieler Landeshaus als ehemalige Marineakademie und Vorgängerin der Marineschule Mürwik – sie sind solche „anderen“ Orte des Gedenkens. Und sie sind mit Blick auf die deutsche Geschichte keine einfachen Orte, keine Orte ohne tiefe Widersprüche und keine Orte, dessen historische Dimensionen sich auf Anhieb erschließen. Das gilt auch für die Marineschule Mürwik, in der wir heute anlässlich des Gedenkens für die Opfer des Nationalsozialismus und insbesondere an die Opfer des Holocaust zusammengekommen sind. Auch sie ist so ein „anderer“ Ort.Aber genau diese Ambivalenz, in der sich die deutsche Geschichte der vergangenen 125 Jahre mit allen ihren Abgründen widerspiegelt, ist es, die weitere Impulse für das Erinnern und Gedenken an die Opfer der NS- Herrschaft zu setzen vermag.Hier in der Marineschule wurden Angriffskriege geplant, Verbrechen organisiert und in letzter Konsequenz der Krieg bis zum Äußersten verlängert und damit der Vernichtungsmaschinerie der Nazis ermöglicht, bis zum letzten Tag zu morden.Hier in der Marineschule ist aber auch der Ort, an dem 1956 der Aufbau der ersten deutschen Marine begann, die jedem Angriffskrieg 7abgeschworen hatte und sich zu den Prinzipien der Demokratie, der Freiheit und Menschenwürde bekannte.In der Bundeswehr dienen heute Menschen mit ganz unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlichen kulturellen Prägungen und religiösen Bekenntnissen. Neben Christen, Muslimen – und der größten Gruppe, den Menschen ohne religiöses Bekenntnis – dienen selbstverständlich auch Juden in der Bundeswehr.Selbstverständlich?Meine Damen und Herren,selbstverständlich ist das angesichts der Schoah ganz gewiss nicht. Es ist aber dabei, eine Selbstverständlichkeit zu werden und zu dieser Selbstverständlichkeit gehört das Betreuungsangebot durch einen jüdischen Militärseelsorger.Ich bin Ihnen, sehr geehrter Herr Militärrabbiner Havlin,sehr dankbar, dass Sie heute hier mit uns das Totengebet sprechen und als Vertreter der jüdischen Militärseelsorge in der Bundeswehr einen zentralen Beitrag dazu leisten, dass jüdisches Leben auch in der Bundeswehr sichtbarer und damit selbstverständlicher wird.Meine Damen und Herren, 8vor fast genau zwei Jahren, am 24. Januar 2023, sagte Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius anlässlich einer Gedenkveranstaltung im Bendlerblock, in dem während der NS-Zeit das Oberkommando des Heeres seinen Sitz hatte – ich zitiere:„Deutschland und seine Bundeswehr haben sich nach den Verheerungen des Nationalsozialismus geschworen, dem Frieden und der Menschlichkeit zu dienen.“Dieser Schwur, meine Damen und Herren, ist ewig gültig.Aber um ihn auch in aller Zukunft halten zu können, bedarf es immer wieder großer und niemals nachlassender Anstrengungen.Ich möchte allen voran den jüdischen Gemeinden und Landesverbänden, dem Landesverband der Sinti und Roma sowie dem Landesverband des Lesben- und Schwulenverbandes in Deutschland dafür danken, dass Sie an diesem Tag hierher, an diesen für eine Gedenkveranstaltung an die Opfer des Nationalsozialismus „anderen“ Ort gekommen sind.Ein Gedenken dient der Erinnerung – auch wenn es große Anforderungen an unsere Wahrhaftigkeit stellt. Erinnerung ist dauerhafter Schmerz – und zugleich dauerhafter Auftrag, für die Opfer Terrain zurückzugewinnen – physisch wie geistig!Ich danke Ihnen.