Martin Habersaat: Mehr Schülerinnen und Schüler, weniger ausgebildete Lehrkräfte
Heimo Zwischenberger Pressesprecher der SPD-Landtagsfraktion Adresse Düsternbrooker Weg 70, 24105 Kiel Telefon 0431 988 13051 Telefax 0431 988 1308 E-Mail h.zwischenberger@spd.ltsh.de Webseite www.spd-fraktion-sh.dePRESSEMITTEILUNG #16 – 27.01.2025Martin Habersaat Mehr Schülerinnen und Schüler, weniger ausgebildete Lehrkräfte Die Landesregierung hat den jährlichen Bericht über die Unterrichtssituation vorgelegt. Dieser betrifft das Schuljahr 2023/24. Mit einer Gesamtzahl von rund 369.000 haben 2.600 mehr Schülerinnen und Schüler als im Vorjahr eine öffentliche Schule in Schleswig-Holstein besucht. Diese Zahl wird in den kommenden Jahren weiter steigen, während die Landesregierung bei den Lehrkräften Einsparungen vornehmen will. Derweil steigt die Zahl der Lehrkräfte ohne abgeschlossene Ausbildung ebenso wie die Exklusionsquote. Zur Unterrichtssituation sagt Martin Habersaat, bildungspolitischer Sprecher der SPD- Landtagsfraktion:"Im achten Jahr verantwortet Karin Prien im Auftrag der Günther-Regierung die Lage an den Schulen. Und die bleibt betrüblich. Was uns PISA, IQB und andere Studien zeigen, findet seine Entsprechung und in Teilen auch seine Erklärung erneut im Bericht über die Unterrichtssituation. Vieles geht weiterhin bergab. Von 3.491 neu eingestellten Lehrkräften erhielten lediglich 747 einen unbefristeten Vertrag. 290 Bewerberinnen und Bewerber aus Schleswig-Holstein konnten nicht als Lehrkraft in Ausbildung eingestellt werden. Insgesamt steigen die Schülerzahlen, bei den Beruflichen Schulen gehen sie weiterhin zurück. Steigende Zahlen verzeichnet allerdings die Berufsfachschule. Ausgerechnet hier sollen in diesem Jahr allerdings Angebote gestrichen und Lehrkräfte eingespart werden.Die Zahl der Lehrkräfte ohne abgeschlossene Ausbildung ist weiter gestiegen, inzwischen sind 12 Prozent der Lehrerinnen und Lehrer an unseren Schulen gar keine richtigen Lehrer, an den Grundschulen 17,3 Prozent. Das ist der Durchschnitt. Rund um die Universitäten in Kiel und Flensburg sieht es besser aus, an vielen Schulen im Land deutlich schlechter. Noch immer hat die Landesregierung keinen guten Umgang mit diesen Menschen gefunden, von denen wir froh sind, dass es sie gibt. Noch immer werden Vertretungslehrkräfte, nachdem sie fünf Jahre lang alles tun dürfen, an die Luft gesetzt und durch neue Kräfte ersetzt, die von den weniger werdenden „Bestandskollegen“ immer wieder neu eingearbeitet werden müssen. Besonders betroffen sind die Grundschulen, die wegen der seit 2014 gestiegenen Geburtenzahlen besonders viele neue Schülerinnen und Schüler haben (gut 25.500 Einschulen im letzten Schuljahr, 560 mehr als im Vorjahr), auf der anderen Seite aber anteilig besonders wenige voll ausgebildete Lehrkräfte. Gerade den Grundschulen kommt aber neben den Kitas eine Schlüsselrolle zu, wenn es für Schleswig-Holstein in den Bildungsstudien einmal wieder bergauf gehen soll.Der Unterrichtsausfall stagniert auf hohem Niveau. Der Anteil nicht planmäßig gegebener Stunden schwankte je nach Schulart zwischen 10,2 und 13,7 Prozent. Das heißt: Von zehn Stunden wird mindestens eine nicht planmäßig erteilt. In zwei Drittel der Fälle sind Krankheiten von Lehrkräften die Ursache. Einmal mehr mahnt uns das, mit der Gesundheit der Lehrkräfte schonend umzugehen. Stellenabbau und größere Klassen sind hier der falsche Weg. 1 Die Inklusion wird weiter rückabgewickelt. Seit Amtsantritt von Daniel Günther und Karin Prien steigt Jahr für Jahr der Anteil von Schülerinnen und Schülern mit Förderbedarf, die an Förderzentren beschult werden. Anstatt die Schulen so auszustatten, dass sie das Menschenrecht auf Inklusion erfüllen können, kehrt der Geist des Sortierens an unsere Schulen zurück. Die Exklusionsquote steigt. Dabei wäre es dringend erforderlich, auf dem Weg zur inklusiven Schule, die in der Lage ist, alle ihr anvertrauten Schülerinnen und Schüler zu fördern und zu fordern, voranzukommen. Mit entsprechenden pädagogischen und räumlichen Konzepten, mit Personal und Ressourcen. Dazu passt auf traurige Weise, dass die Bildungsministerin bei Erklärungen für das schlechte Abschneiden Schleswig-Holsteins bei Bildungsstudien Kinder mit Behinderung und Kinder mit Migrationshintergrund verantwortlich macht. Und das schlechte Abschneiden betrifft nicht nur Studien, sondern Lebensläufe: 2.499 junge Menschen haben im vergangenen Schuljahr die Schule ohne den Ersten Allgemeinbildenden Schulabschluss verlassen. Auch diese Zahl steigt und steigt (von 2.012 auf 2.333 auf 2.499).Dieser Bericht lässt sich auch als Halbzeitbilanz der Günther-Regierung lesen, die über eine satte Zweidrittelmehrheit verfügt und weitere Verschlechterungen ja bereits angekündigt hat. Zum Schuljahr 2025/26 sollen Klassen vergrößert, Stunden reduziert und die Unterrichtsversorgung verschlechtert werden."Schülerinnen und Schüler 2021/22: 360.900 2022/23: 366.400 2023/24: 369.000 (öffentliche allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen)Lehrkräfte ohne Ausbildung 2021/22: 9,4% 2022/23: 10,4% 2023/24: 12%Lehrkräfte ohne Ausbildung an Grundschulen 2021/22: 14,1% 2022/23: 15,9% 2023/24: 17,3%Exklusionsquote 2021/22: 32,1% 2022/23: 33,1% 2023/24: 34,4% (Anteil der Schülerinnen und Schüler mit Förderbedarf, die nicht inklusiv beschult werden)Material: 2 Bericht zur Unterrichtssituation 2023/24 https://www.landtag.ltsh.de/infothek/wahl20/drucks/02700/drucksache-20-02797.pdf 3