Sophia Schiebe zu TOP 27: Wir müssen den Schutz vor geschlechterspezifischer Gewalt verbessern
Heimo Zwischenberger Pressesprecher der SPD-Landtagsfraktion Adresse Düsternbrooker Weg 70, 24105 Kiel Telefon 0431 988 1305 Telefax 0431 988 1308 E-Mail h.zwischenberger@spd.ltsh.de Webseite www.spd-fraktion-sh.de Es gilt das gesprochene Wort!Hinweis: Diese Rede kann hier als Video abgerufen werden: http://www.landtag.ltsh.de/aktuelles/mediathekLANDTAGSREDE – 12. Dezember 2024Sophia Schiebe Wir müssen den Schutz vor geschlechterspezifischer Gewalt verbessern TOP 27: Geschlechtsspezifischer Gewalt konsequent entgegentreten (Drs 20/2741)"Wir stehen heute zusammen, um über ein Thema zu sprechen, das uns alle betrifft – geschlechtsspezifische Gewalt. Es ist ein Thema, das Schmerz und Leid symbolisiert, aber auch Hoffnung, Mut und den Wunsch nach Veränderung. Gewalt gegen Frauen, gegen Männer, gegen nicht-binäre Menschen – geschlechtsspezifische Gewalt kennt keine Altersklassen, keine Gesellschaftsschichten. Sie ist ein globales Problem, das tief in den Strukturen unserer Gesellschaft verankert ist.Doch warum müssen wir uns gerade jetzt mehr denn je dafür engagieren? Weil jede Form von Gewalt eine zerstörende Wirkung hat. Sie zerstört nicht nur Körper und Geist, sondern auch Familien, Gemeinschaften und unsere gemeinsamen Werte. Sie hinterlässt Narben – sichtbare und unsichtbare – und sie raubt den Betroffenen die Freiheit, ein Leben in Würde und Sicherheit zu führen.Die Zahlen sprechen für sich: In Deutschland ist jede dritte Frau mindestens einmal in ihrem Leben von physischer oder sexueller Gewalt betroffen. Jeden zweiten Tag wird eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet. Aber diese Zahlen dürfen uns nicht lähmen – sie müssen uns antreiben, sie müssen uns wachrütteln.Doch warum ist geschlechtsspezifische Gewalt so hartnäckig?Weil sie nicht nur aus individuellen Handlungen besteht, sondern aus einer Kultur, die sie ermöglicht. Eine Kultur, in der geschlechtsspezifische Rollenbilder noch immer tief verwurzelt sind. Eine Kultur, die zu oft wegsieht, die Opfer stigmatisiert und Täter schützt. Eine Kultur, in der Machtgefälle und Ungleichheit Gewalt begünstigen.Wir müssen uns fragen: Wie wollen wir als Gesellschaft leben? Wollen wir zulassen, dass Angst und Unterdrückung einen Platz in unserem Alltag haben? Oder wollen wir mutig sein und uns für eine Welt einsetzen, in der Respekt, Gleichberechtigung und Mitgefühl regieren?Was können wir tun, um geschlechtsspezifische Gewalt zu reduzieren? 1 Prävention durch Bildung: Wir müssen bereits bei den Jüngsten ansetzen. Schulen sollten Räume sein, in denen über Respekt, Gleichberechtigung und gesunde Beziehungen gesprochen wird. Jungen und Mädchen müssen lernen, dass Gewalt niemals akzeptabel ist – weder körperlich noch psychisch. Sexuelle Aufklärung darf sich nicht auf Biologie beschränken, sondern muss Themen wie Konsens und Grenzen thematisieren.Unterstützung für Betroffene: Für die Opfer geschlechtsspezifischer Gewalt ist der Weg aus der Gewaltspirale oft lang und schwer. Wir brauchen mehr Beratungsangebote, mehr Schutzräume, wie Frauenhäuser und Notunterkünfte, aber auch Anlaufstellen für Männer und nicht-binäre Menschen, die Gewalt erfahren haben. Es muss einfacher werden, Hilfe zu bekommen – ohne Scham, ohne Hürden, ohne Vorurteile. Und dafür muss das Land mehr Geld in die Hand nehmen.Sensibilisierung und Enttabuisierung: Geschlechtsspezifische Gewalt darf kein Tabuthema bleiben. Wir müssen darüber reden – in den Medien, in der Politik, in unseren Freundeskreisen. Schweigen schützt die Täter, Sprechen schützt die Opfer. Kampagnen und öffentliche Diskussionen können helfen, Bewusstsein zu schaffen und eine Kultur des Hinschauens zu fördern. Auch hier könnte die Landesregierung sich mehr engagieren.Strafverfolgung und Opferschutz: Die Justiz muss konsequent handeln. Täter müssen zur Rechenschaft gezogen werden, und der Schutz der Opfer muss Priorität haben. Das bedeutet auch, Lücken im Strafrecht zu schließen und die Polizei besser zu schulen, um Gewalt frühzeitig zu erkennen und angemessen zu reagieren. Mit den vorgeschlagenen Änderungen zum Landesverwaltungsgesetz werden wir einen weiteren Schritt in diese Richtung tun.Abbau von strukturellen Ungleichheiten: Geschlechtsspezifische Gewalt ist kein isoliertes Problem. Sie ist tief verwoben mit anderen Formen der Diskriminierung, wie sozialer Ungleichheit und Sexismus. Um sie zu bekämpfen, müssen wir an den Wurzeln ansetzen. Das bedeutet: gleiche Bezahlung, gleiche Chancen, gleiche Rechte – in allen Lebensbereichen.Jeder Schritt, den wir gegen geschlechtsspezifische Gewalt unternehmen, ist ein Schritt in eine gerechtere Welt. Es geht nicht nur darum, Gewalt zu verhindern, sondern auch darum, den Opfern ihre Würde und ihre Stimme zurückzugeben. Es geht darum, eine Welt zu schaffen, in der niemand in Angst leben muss – eine Welt, in der Respekt und Menschlichkeit über allem stehen.Ich fordere uns alle auf: Lasst uns handeln, lasst uns laut sein, lasst uns mutig sein. Nicht morgen, nicht irgendwann – sondern jetzt. Denn jeder Tag, an dem wir nichts tun, ist ein Tag, an dem Gewalt weitergeht. Vielen Dank." 2