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22.11.24
11:49 Uhr
B 90/Grüne

Catharina Nies zum Fortschrittsbericht zum Kompetenzzentrum gegen geschlechtsspezifische Gewalt

Presseinformation

Es gilt das gesprochene Wort! Landtagsfraktion Schleswig-Holstein TOP 40 – Fortschrittsbericht zum Kompetenzzentrum Pressesprecherin gegen geschlechtsspezifische Gewalt Claudia Jacob Landeshaus Dazu sagt die frauenpolitische Sprecherin der Düsternbrooker Weg 70 Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, 24105 Kiel
Zentrale: 0431 / 988 – 1500 Catharina Nies: Durchwahl: 0431 / 988 - 1503 Mobil: 0172 / 541 83 53
presse@gruene.ltsh.de www.sh-gruene-fraktion.de
Nr. 356.24 / 22.11.2024 Die steigenden Zahlen der Gewalt an Frauen sind nicht hinnehmbar!
Sehr geehrte Frau Präsidentin, sehr geehrte Kolleg*innen,
der Aufbau eines Kompetenzzentrums zur Gewalt an Frauen und Mädchen war bereits 2019 eine Forderung der „AG35“, des Expert*innengremiums zur Umsetzung der Istanbul Konvention in Schleswig-Holstein, an der auch ich damals mitarbeiten durfte.
Vor zwei Jahren am 25. November 2022 haben wir dieses Kompetenzzentrum gemein- sam hier im Landtag beschlossen und auf den Weg gebracht. Seit Anfang 2023 steht die Finanzierung mit jährlich 200.000 Euro. Nun hat das Sozialministerium hierzu den ersten Arbeitsbericht vorgelegt, und dafür bedanke ich mich ganz herzlich. Denn der Bericht zeigt, was bereits aufgebaut werden konnte und wo wir mit dem Kompetenzzentrum noch hinwollen.
Hervorheben möchte ich die erfolgreiche Einrichtung der Organisationsberatung PRÄVIO zur Prävention von geschlechtsspezifischer Gewalt beim Landesverband Frauenbera- tung Schleswig-Holstein. PRÄVIO ist das Herzstück des Kompetenzzentrums und hat in den ersten eineinhalb Jahren Mitarbeitende in Behörden und Unternehmen zum Thema sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz und zum Thema Schutzkonzepte beraten und fort- gebildet.
Die Beratung ist Monate im Voraus ausgebucht und die Warteliste lang. Es zeigt sich eine sehr hohe Nachfrage für das Thema. Zu Recht, denn die Gewalt steigt und steigt. Patriarchale Strukturen und Denkweisen prägen unser Denken und Handeln auch heute noch an vielen Stellen. Und unsere Gesellschaft muss sich dessen stärker bewusst wer- den und endlich gegensteuern.

Seite 1 von 2 Gleichberechtigung – am Arbeitsplatz, in einer Beziehung als Paar oder als Eltern – ist die beste Waffe gegen Gewalt an Frauen. Intervention und Prävention zusammen den- ken ist richtig und wichtig, denn das eine geht nicht ohne das andere, wenn wir wollen, dass die Zahlen runter gehen.
Kommen wir zu den Zahlen und zur aktuellen Situation. Diese Woche wurde der erste BKA-Lagebericht zur geschlechtsspezifischen Gewalt gegen Frauen in Deutschland ver- öffentlicht und die dort benannte Realität ist extrem besorgniserregend. Die Zahlen top- pen alles Bisherige: Fast jeden Tag in Deutschland ermordet ein Mann eine Frau, 360 Femizide in 2023 – 360 Tötungen von Frauen, wegen ihres Geschlechts! Tagtäglich wer- den über 140 Frauen und Mädchen in unserem Land Opfer sexualisierter Gewalt, sie werden vergewaltigt, weil sie weiblich sind. Alle drei Minuten wird eine Frau oder ein Mädchen hier bei uns Opfer häuslicher Gewalt. Das ist nicht hinnehmbar, liebe Kolleg*in- nen!
Es ist nicht akzeptabel, dass Gewalt an Frauen in Deutschland zur Normalität geworden ist. Wir sind keine Nebensache – wir sind 50 Prozent dieser Bevölkerung! Wir dürfen diese Gewalt nicht als gegeben hinnehmen und einfach so weitermachen!
Wollen wir, dass unsere Kinder in so einem Land aufwachsen? In einem Land, in dem es für Jungs zunehmend normal wird, eine Frau zu schlagen und, in dem es für Mädchen zunehmend zum Alltag wird, genau damit zu leben? Ich will das nicht! Unsere Gesell- schaft muss sich dieser Entwicklung entgegenstellen, wir als Politiker*innen müssen uns dieser Entwicklung entgegenstellen, konsequenter gegen die Täter vorgehen und die Op- fer konsequenter schützen!
Dass ich für die Einführung der elektronischen Aufenthaltsüberwachung bin, ist kein Ge- heimnis. Ich will heute aber auch noch einmal daran erinnern, dass wir als Landtag bei den Frauenberatungsstellen, den Frauenhäusern und dem KIK-Netzwerk gegen häusli- che Gewalt im Wort stehen! Bei den Frauen, die jeden Tag an der Front stehen, Seite an Seite mit den gewaltbetroffenen Frauen und ihren Kindern und ihnen Schutz bieten.
Wir haben als Landtag vor zwei Jahren – in derselben Landtagssitzung, in der wir ge- meinsam den Beschluss zum Aufbau des Kompetenzzentrums gefasst haben, auch den Landtagsbeschluss zur Stärkung der Frauenfacheinrichtungen in beschlossen. Also eine Überprüfung und Anpassung der bisherigen Ausstattung auf „neue Aufgaben, Zielgrup- pen und Herausforderungen“ im Finanzausgleichsgesetz im Zuge der Regelüberprüfung. Wir arbeiten daran, aber spätestens der neue Bundeslagebericht, gibt uns nun den An- lass diesen Landtagsbeschluss auch schnell umzusetzen und auch die Bedarfs- und Hil- femeldungen aus den Frauenhäusern und Beratungsstellen werden immer drängender.
Das Thema hat bei uns im Landtag einen hohen Stellenwert! Aber es gibt noch wahnsin- nig viel zu tun. Lassen Sie uns also weiterarbeiten – gemeinsam und geschlossen, an der Seite der Frauen und Mädchen. Über Gewalt gegen Frauen und Mädchen zu spre- chen, darf kein Tabu sein, aber die Gewalt selbst, muss endlich entschlossen tabuisiert und sanktioniert werden! Und das geht nur mit vereinten Kräften. Eine Beteiligung des Bundes an den Kosten des Beratungs- und Schutzsystems über das angekündigte Ge- walthilfegesetz wäre dabei eine große Hilfe.
Ich hoffe, dass hierfür nun endlich ein parteiübergreifender Konsens erreicht werden kann! Denn die Zahlen des Lageberichts kann wirklich niemand mehr ignorieren.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. ***
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