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25.09.24
12:34 Uhr
SPD

Martin Habersaat zu TOP 15: Aufdecken: Wir wollen sehen

Heimo Zwischenberger Pressesprecher der SPD-Landtagsfraktion
Adresse Düsternbrooker Weg 70, 24105 Kiel Telefon 0431 988 1305 Telefax 0431 988 1308 E-Mail h.zwischenberger@spd.ltsh.de Webseite www.spd-fraktion-sh.de Es gilt das gesprochene Wort!

Hinweis: Diese Rede kann hier als Video abgerufen werden: http://www.landtag.ltsh.de/aktuelles/mediathek

LANDTAGSREDE – 25. September 2024
Martin Habersaat Aufdecken: Wir wollen sehen TOP 15: Aufdecken: Wir wollen sehen (Drs. 20/2461)
„Das durchschnittliche Abitur in Thüringen hatte dieses Jahr die Note 2,13. 2023 war es mit 2,09 noch etwas besser. Dennoch gehe man davon aus, dass Thüringen auch 2024 im Ländervergleich gut abschneide, sagte ein Sprecher des dortigen Bildungsministeriums. Er sollte Recht behalten.
Für 2023 liegen die Daten schon etwas detaillierter vor: 6.269 Prüflinge traten 2023 in Thüringen zum Abitur an. 6.073 waren erfolgreich und 258 schafften eine 1,0. Insgesamt hatten 2.590 Schülerinnen und Schüler eine 1 vor dem Komma.
Zum Vergleich Schleswig-Holstein: 11.566 Prüfungen, davon 10.880 erfolgreich. 175 Prüflinge konnten sich über eine 1,0 freuen, 2.476 über eine 1 vor dem Komma.
Anders formuliert: In Thüringen hatten über 40 Prozent der Schülerinnen und Schüler eine 1 vor dem Komma, in Schleswig-Holstein etwa 20 Prozent.
Schleswig-Holstein hat jetzt dreimal in Folge den letzten Platz beim Abischnitt belegt. Und das ist ein Problem für unsere Schülerinnen und Schüler.
Nicht so schlimm, sagt unsere Bildungsministerin. Ein zentrales Verfahren für bundesweit zulassungsbeschränkte Studiengänge gleiche das aus. Das stimmt. Gilt aber nur für vier Studiengänge: Medizin, Tiermedizin, Zahnmedizin und Pharmazie. Für Schülerinnen und Schüler aus Schleswig-Holstein heißt das: Wenn sie sich auf einen sonstigen zulassungsbeschränkten Studienplatz bewerben, haben sie schlechte Karten. Denn da dient die Abiturnote als Auswahl- oder eben auch Ausschlussgrenze: die Plätze gehen an die Bewerber*innen mit den besten Abi-Noten. Bei beliebten Studiengängen wie beispielsweise Psychologie führt das dazu, dass im letzten WS23/24 bei den zentral vergebenen Studienplätzen auf einen Studienplatz 25 Bewerbungen kamen. Wohl denen, die gute Noten bekommen haben…
Meine Damen und Herren: Es ist unfair und es ist ein Problem!
Thüringen belegt seit Jahren den ersten Platz beim Abi-Schnitt im Bundesvergleich. Vom letzten Platz aus haben wir das Recht, uns zu fragen: Wie machen die das?

1 In Schleswig-Holstein wird halt strenger bewertet, vermutet das Bildungsministerium. Wenn das so ist, habe ich eine Frage: Ist der Abi-Schnitt an unseren Gymnasien besser als an unseren Gemeinschaftsschulen mit Oberstufe, weil an den Gemeinschaftsschulen strenger bewertet wird? Man weiß es nicht…
Hat Thüringen einfach die besseren Schulen? Das könnte sein. Es gibt aber auch Argumente für eine Gegenteilige Vermutung: Viele Menschen in Schleswig-Holstein sind unzufrieden mit den Schulen im Land. Das zeigen die Ergebnisse des Bildungsbarometers 2024 vom Münchener IfO- Institut für Wirtschaftsforschung. Schleswig-Holstein bekam die Schulnote 3,14 für die Schulen im Land - nur in drei Bundesländern wurden die Schulen schlechter bewertet: Bremen, Sachsen- Anhalt und Thüringen.
Woran liegt es dann? Wir wollen diesen Fragen evidenzbasiert nachgehen. Über eine Studie mit anonymen Zweitkorrekturen könnte man Licht ins Dunkel bringen und Vergleichbarkeit herstellen. Schleswig-Holstein als Land mit den schlechtesten und Thüringen als Land mit den besten Abi-Noten sind hier am besten geeignet, um eine sicherlich bundesweit zu führende Debatte anzustoßen.
Natürlich sind die schriftlichen Abiturklausuren nur ein Aspekt, aber eben einer, der sich gut erforschen lässt. Und zu weiteren Rahmenbedingungen wird man in so einer Studie sicherlich auch etwas sagen können.
Das Ziel, das Ministerin Prien sich ja auch zu eigen gemacht hat, ist eine bundesweite Vereinheitlichung von Standards. Nach sieben Jahren CDU-geführtem Bildungsministerium finden wir uns allerdings auf dem letzten Platz und weit von solchen einheitlichen Standards entfernt.
Ich sehe hier eine dringende Aufgabe für eine Landesbildungsministerin: Es darf doch kein Nachteil für junge Menschen sein, wenn sie in Schleswig-Holstein leben und zur Schule gehen!“



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