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19.07.24
11:34 Uhr
SPD

Kianusch Stender zu TOP 24: Über die Liebe zum Fußball

Heimo Zwischenberger Pressesprecher der SPD-Landtagsfraktion
Adresse Düsternbrooker Weg 70, 24105 Kiel Telefon 0431 988 1305 Telefax 0431 988 1308 E-Mail h.zwischenberger@spd.ltsh.de Webseite www.spd-fraktion-sh.de Es gilt das gesprochene Wort!

Hinweis: Diese Rede kann hier als Video abgerufen werden: http://www.landtag.ltsh.de/aktuelles/mediathek

LANDTAGSREDE – 19. Juli 2024
Kianusch Stender Über die Liebe zum Fußball TOP 24: Pyrotechnik ist doch kein Verbrechen: Pilotprojekt zur kontrollierten Anwendung im Stadion (Drs. 20/2325(neu))
"Pyrotechnik ist doch kein Verbrechen, wird aber zu oft wie eins behandelt. Pyrotechnik ist Teil von Fankultur. Und der sollten wir uns in dieser Debatte etwas mehr widmen.
Bei Fankultur geht es natürlich um den Sport, aber das ist nur ein Teil der Antwort. Es ist das drumherum, was diese Kultur erst mit Leben füllt. Es geht um das gemeinsame Zusammenkommen, um das Malen von Bannern, das Entwickeln von Choreografien, um Fangesänge.
Und ja, auch Pyrotechnik ist ein Teil dieser Kultur, ob das einigen hier im Haus passt oder nicht. Pyrotechnik gab es immer und wird es immer geben.
Es ist nur die Frage, wie wir mit dieser Realität umgehen, denn die oberste Priorität beim Abbrennen von Pyrotechnik muss immer die Sicherheit aller Anwesenden sein. Wir wollen, dass ein Stadionbesuch ein Erlebnis für alle ist, also auch für Familien, Kinder und alte Leute. Sicherheit und Gesundheitsschutz sind absolute Voraussetzung für ein Erlebnis „für alle“.
Pyrotechnik ist übrigens auch nicht per se gefährlich. Gefährlich wird es erst, wenn Bengalos von dubiosen Firmen ins Stadion geschmuggelt werden, wenn sie heimlich hinter Transparenten angezündet werden, wenn viele Menschen dicht drum herumstehen. Deswegen ist es natürlich richtig, die jetzige Rechtslage zu ändern. Oder um es mit den Worten unseres Bundestrainers Julian Nagelsmann zu sagen: „Man kann immer Probleme sehen. Man kann aber auch über Lösungen sprechen.“
Die FDP hat es ja schon in ihren Antrag geschrieben: Selbst unsere Heim-EM kommt nicht ohne Pyrotechnik aus. Dazu muss ich aber kurz einwerfen, dass ich mir bei den im Antrag geforderten Pilotprojekten nicht sowas als Maßstab vorstelle. Das hatte ja einen visuellen Effekt ähnlich einer Knallerbse. Und ich hätte mir bei dem Antrag übrigens auch gewünscht, mit Holstein Kiel, VfB Lübeck oder dem Fußballverband vorher mal zu sprechen, Frau Krämer. Das hätte dem Antrag im Vorfeld



1 wahrscheinlich mehr geholfen. Aber gut, Sie haben jetzt ja eine Neufassung Ihres Antrags gesendet.
Wir wollen doch, dass unsere Top-Vereine in Schleswig-Holstein erfolgreich sind. Was ist das für ein Gänsehaut-Moment, wenn Du als Spieler große Choreographien von mehreren 10.000 Menschen siehst. Wenn Du Bengalos siehst, und springende Menschenmengen, die wegen Dir gekommen sind, die dich anfeuern wollen. Das gehört zu den schönsten Gefühlen, die man als Sportler erleben kann. Und diese Endorphine holen immer noch ein bisschen mehr aus einem raus. Ich hätte nicht gedacht, dass ich das mal hier sage, aber ich zitiere den Balkonultra Niko Thoms mit Erlaubnis der Präsidentin: „Pyrotechnik ist doch kein Verbrechen, wir werden dafür kämpfen und lassen Emotionen freien Lauf.“
Und wenn wir schon dabei sind: Herr Balasus sagt dem SHZ „Wer glaubt, dass Ultras sich an irgendwelche Bereiche und Regeln halten, der ist schon sehr naiv“. Das fand ich schon ziemlich vermessen. Ich habe ein bisschen das Gefühl, dass Sie gar nicht wissen, was Ultras sind. Ultras empfinden sich als Kern der Fanschar. Sie sind politisch, sie organisieren Choreographien, kümmern sich um Transfers zu Auswärtsfahrten. Das sind ja keine um sich schlagenden Hooligans.
Ich selbst stehe immer wieder im Ultra-Block im Stadion, und auch meine Kollegin Sophia Schiebe bezeichnet sich selbst mit Fug und Recht als VfB Lübeck Ultra. Also bitte: Seien Sie da etwas differenzierter.
Ich möchte einen kurzen Ausflug machen in das Jahr 2018. Wie viele hier wissen, hat der FC Landtag mit mir ein absoluten Top-Transfer gelandet. Aber bei den TSB Flensburg 3. Männern in der Kreisklasse C, da war es manchmal schon eng mit der Leistung. Wir hatten damals zwar wenig Können, aber einen richtig guten Teamgeist. Und um aus diesem noch das letzte Quäntchen Erfolg rauszuholen, hat Coach Wolle irgendwann einen kleinen Fankult um unser Team herum aufgebaut. Die Zuschauerinnen und Zuschauer wurden immer mehr. Wir hatten irgendwann eine eigene Ultra-Gruppe, die „Freibier-Ultras“. Die sind zu jedem Heim- und Auswärtsspiel mitgekommen und haben genau das getan, was ich eben über die Bundesliga-Stadien skizziert habe. Und das liegt daran, weil Fankultur keine Bundesliga braucht. Es ist wichtig, das zu verstehen. Es geht hier nicht um millionenschwere Top-Clubs und deren Popularität – es geht um Gemeinschaft.
Auf jeden Fall sind diese jungen Männer und Frauen fester Bestandteil unseres Vereinslebens geworden. Und das Highlight der Saison war dann ein Spiel, bei dem einer der Ultras Bengalos in unseren Vereinsfarben mitgebracht und angezündet hat. Das war ein wahnsinnig cooles Ergebnis, eins der schönsten meiner Sportlerkarriere.



2 In diesen Zeiten möchte ich, dass wir etwas dafür tun, dass diesen positiven Emotionen mehr Raum zur Entfaltung gegeben wird. Und wie schön wäre es, wenn wir in Schleswig-Holstein, im glücklichsten Bundesland Deutschlands, damit anfangen.
Denn Fankultur, Sie haben es nun ausführlich beschrieben bekommen, ist ein richtiges Happening. Es ist ein ganz eigenes Lebensgefühl. Es geht um Nervenkitzel, um Emotionen und vor allem um Gemeinschaft.
Wir unterstützen den Antrag."



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