Kianusch Stender: Kulturkampf der CDU macht auch vor Bundesjugendspielen keinen Halt
Heimo Zwischenberger Pressesprecher der SPD-Landtagsfraktion Adresse Düsternbrooker Weg 70, 24105 Kiel Telefon 0431 988 1305 Telefax 0431 988 1308 E-Mail h.zwischenberger@spd.ltsh.de Webseite www.spd-fraktion-sh.de Es gilt das gesprochene Wort!Hinweis: Diese Rede kann hier als Video abgerufen werden: http://www.landtag.ltsh.de/aktuelles/mediathekLANDTAGSREDE – 18. Juli 2024Kianusch Stender Kulturkampf der CDU macht auch vor Bundesjugendspielen keinen Halt TOP 26: Wettkampfcharakter der Bundesjugendspiele auch an den Grundschulen (Drs. 20/2327)"Wettkampf oder Wettbewerb – was für viele eine logische pädagogische Konsequenz aus wissenschaftlichen Erkenntnissen ist, ist für manche anscheinend Kulturkampf, mit dem man die Gemüter vor der Sommerpause nochmal erhitzen will.Um die also schon mal etwas runterzukühlen, möchte ich zuerst mit einem Mythos aufräumen. Gerade aus Kreisen der CDU hieß es in den letzten Monaten immer öfter „die Bundesjugendspiele werden abgeschafft“. Das ging am Ende so weit, dass sogar der DOSB öffentlich klarstellen musste: Die Bundesjugendspiele werden nicht abgeschafft, es gibt nur eine kleine Änderung bei der Bewertung der Leistungen.Seit dem Schuljahr 2023/2024 gibt es also nicht mehr einen definierten Punktespiegel, sondern eine eigene Skala innerhalb der Klassenstufe, Klasse oder Gruppe. Die traditionellen Ehren-, Sieger- und Teilnehmerurkunden gibt es weiterhin, nur nach einem festen Schlüssel.Die besten 20 Prozent – getrennt nach Geschlecht – bekommen die Ehrenurkunde, die mittleren 50 Prozent eine Siegerurkunde und die unteren 30 Prozent die Teilnehmerurkunde.Und nachdem wir das nun klargestellt haben, muss es uns doch peinlich sein, dass am Ende der DOSB sich genötigt fühlt, das in öffentlichen Stellungnahmen klarzustellen, was wir, also in dem Fall die Kultusministerkonferenz, im März 2021 beschlossen haben. Das muss doch Politik erklären und nicht für ein paar billige Punkte im Kulturkampf aussitzen.Und jetzt lese ich in der Zeitung, dass unsere Bildungsministerin Karin Prien, die damals selber in der KMK gesessen hat, diesen Beschluss gar nicht mehr so gut findet und stattdessen den Leistungsgedanken bei den Bundesjugendspielen an den Grundschulen stärken will. Die CDU hat es doch in der KMK selber mitbeschlossen! Und das wildeste: Es gibt gar keine wissenschaftliche, neue Faktenlage. Und wenn doch, dann klären Sie mich gerne auf, welche das sein soll.Frau Prien sagte, dass alle politisch Verantwortlichen in eine fachliche Debatte gehen und der populistischen Versuchung in Diskussionen widerstehen sollten. 1 Also das hat zumindest einen Beigeschmack, denn für Sie selbst gilt das anscheinend nicht. Es scheint vielmehr so, als habe die Union im Vorfeld von drei Landtagswahlen im Osten einmal mehr den Kulturkampf um die Schule für sich entdeckt.Aber schauen wir doch mal, was die Praktiker sagen: Der DOSB, der Deutsche Olympische Sportbund, der dem Ausschuss für die Bundesjugendspiele in der KMK ebenfalls angehört, sieht für eine Änderung der Reform keinen Anlass. Der DOSB sagt – ich zitiere mir Erlaubnis der Präsidentin: „Wettbewerb im Gegensatz zum Wettkampf bedeutet nicht, dass es sich um ein rein spielerisches Angebot handelt. Der Wettbewerb ist vielmehr als ein auf die Entwicklung der Kinder angepasstes sportliches Angebot zu verstehen.“Die GEW sagt, dass durch die Änderung die Bundesjugendspiele an den Grundschulen endlich kind- und zeitgemäß gestaltet werden. Ich zitiere mit Erlaubnis der Präsidentin: „Das Beschämen nicht so sportlicher Schülerinnen und Schüler gehört dann hoffentlich endlich der Vergangenheit an“.Und jetzt, Herr Balasus und Frau Prien, müssen Sie ganz stark sein: Ich bin Fußballtrainer, und bei meiner alten F-Jugend, das ist genau dieses Alter, über das wir reden, werden bei allen Spielen in der Saison keine Tore mitgezählt. Das gibt der Fußballverband vor. Denn es soll nicht darum gehen, wer die meisten Tore schießt, sondern, dass alle Spaß an der Sportart entwickeln und dabeibleiben.Ab der jetzt kommenden Saison wird vom DFB sogar flächendeckend FUNiño einführen. Das ist eine neue Art des Fußballspiels, bei dem es nur noch drei Spieler pro Team gibt, dafür aber vier Tore. Und das ist eine Reaktion auf die Defizite, die wir im bisherigen Nachwuchskonzept des DFB hatten.Wir können übrigens auch in den Handball schauen. Dort gibt es Konzepte, wo die geworfenen Tore mit der Anzahl der Torschützen multipliziert werden. Damit sollen die Teams dazu motiviert werden, alle Spieler im Spiel in Szene zu setzen.Was wollen wir denn? Kinder sollen Lust an Bewegung bekommen. Sport ist wichtig. Und ja, auch Leistung ist wichtig. Aber wie willst Du denn Leistung erbringen, wenn Du bereits in der Grundschule ein Trauma von Sportveranstaltungen davonträgst.Was ist der Vorteil von Ihrem Vorschlag, auf die alte Regelung zurückzufallen? Eine genaue Messbarkeit. Man weiß auf den Zentimeter genau, wie weit man geworfen hat. Welche Nachteile bringt Ihr Vorschlag aber mit sich? Ein Hin- und Her für Lehrer*innen, die wir jetzt schon an zu vielen Stellen haben. Weniger Kinder, die für Sport begeistert werden. 2 Das kann nicht unser Ziel sein." 3