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17.07.24
14:39 Uhr
SPD

Martin Habersaat zu TOP 14+39: Coaching-Fachkräfte – wichtige Arbeit zu schlechten Bedingungen

Heimo Zwischenberger Pressesprecher der SPD-Landtagsfraktion
Adresse Düsternbrooker Weg 70, 24105 Kiel Telefon 0431 988 1305 Telefax 0431 988 1308 E-Mail h.zwischenberger@spd.ltsh.de Webseite www.spd-fraktion-sh.de Es gilt das gesprochene Wort!

Hinweis: Diese Rede kann hier als Video abgerufen werden: http://www.landtag.ltsh.de/aktuelles/mediathek

LANDTAGSREDE – 17. Juli 2024
Martin Habersaat Coaching-Fachkräfte – wichtige Arbeit zu schlechten Bedingungen TOP 14+39: Vertragssituation für Coaching-Fachkräfte in Schleswig-Holstein sowie Bericht Coaching- Fachkräfte in Schleswig-Holstein (Drs. 20/2302 (neu), 20/1678 (neu), 20/2164)
"Die SPD-Landtagsfraktion hat um einen Bericht zu den Coaching-Fachkräften in Schleswig- Holstein gebeten. Der liegt jetzt vor. Dafür vielen Dank an alle Beteiligten. Informationen zu fünf Punkten hatte die SPD mit diesem Bericht erbeten. Leider aber nicht zu allen fünf erhalten. Da muss ich den Dank durch ein wenig Kritik trüben.
Darum geht es: Schülerinnen und Schüler, die beim Übergang von der Schule in den Beruf Schwierigkeiten zu bekommen drohen, bekommen mancherorts Coachingfachkräfte an die Seite gestellt. Das ist total sinnvoll.
Eine Schulleiterin schrieb mir, und ich hoffe, dafür wird sie vom Bildungsministerium nicht abgemahnt: „Unsere Berufscoaches sind für unsere Schülerinnen und Schüler unentbehrlich im Prozess der Berufsorientierung. An unserer Schule haben wir überdurchschnittlich viele Schülerinnen und Schüler, deren Eltern das deutsche System nicht kennen oder völlig überfordert sind, sie zu unterstützen. Daher brauchen wir diese Menschen, die als Experten die Jugendlichen beraten und begleiten können, damit sie einen guten Weg in den Beruf wählen können. Die Coaches sind sehr gut vernetzt mit Betrieben und Netzwerkpartnern und können über kurze Wege für unsere Schülerinnen und Schüler schnell und gut Lösungen suchen und finden.“
Klingt gut. Aber: Ein genauerer Blick zeigt, nicht alles ist gut. Ein Problem zum Beispiel ist die Kommunikation zwischen Coaching-Kräften und Schülerinnen und Schülern. Eine Coachingfachkraft schreibt mir: „Kranke Systeme zeichnen sich durch gestörte Kommunikation aus. Das im Bericht der Landesregierung zitierte ‚multiprofessionelle Team‘ ist als System in seiner Arbeitsfähigkeit behindert. Rechtssichere und zügige Kommunikation mit den SuS und den Lehrkräften könnte über it’s- learning gut funktionieren. Die Flex-SchülerInnen sind im Umgang mit Mails ungeübt und eine SMS zu versenden kostet oft Geld. Die üblichen Messenger-Dienste sind aus Datenschutz- Gründen nicht erlaubt.“



1 Von den Projektverantwortlichen im Ministerium wird seit 2020 zurückgemeldet, dass das Problem bekannt ist, aber aus Datenschutzgründen nicht gelöst werden könne. Gebraucht würden ein Zugang zur Berufsorientierungs-Kachel und die Chatfunktion mit Lehrkräften und SuS. Möglich wäre auch eine Vernetzung aller Coachingkräfte des Landes auf dieser Plattform - wenn das denn gewollt wäre.
Heute sieht es so aus: SuS und Eltern mit Mailadressen aus aller Welt, z.B. auch aus Russland, stellen kein Problem dar – aber Coachingfachkräfte mit einer Mailadresse von anerkannten Bildungsträgern schon. Ernsthaft?
Ein anderes Problem: Die Arbeitsplätze dieser wichtigen Menschen sind an Projektgelder gebunden. Die Coachingkräfte sind überwiegend projektbezogen mit befristeten Verträgen bei den Bildungsträgern beschäftigt. Teilweise zum Mindestlohn. Endet ein Projekt, dann melden sich diese Kräfte drei Monate vor Ablauf des Projektes bei der Arbeitsagentur als arbeitssuchend.
Dies führt zu einem gewaltigen Verwaltungsaufwand und somit zu Kosten, die von der Allgemeinheit zu tragen sind. Außerdem gehen in diesen Phasen regelmäßig Coachingkräfte verloren, die in andere Arbeitsverhältnisse abwandern. Somit hat die Personalqualifizierung des HK-STEP (Handlungskonzept Selbsteinschätzung, Training, Entwicklung, Perspektive) top Coachingkräfte ausgebildet und zertifiziert, die dann nicht mehr zur Verfügung stehen. Netzwerke gehen verloren.
All‘ das sind Umstände, die in der Schulwirklichkeit leicht zu finden sind, im Bericht der Landesregierung jedoch nicht. Deshalb bitten wir Sie heute mit einem Antrag, diesen Bericht noch einmal zu überarbeiten.
Eigentlich müssten wir Schule systemisch stärken. Alle Gemeinschaftsschulen, insbesondere die Perspektivschulen, aber auch die Förderzentren und die Beruflichen Schulen, brauchen dringend feste Coaches für die Arbeit in den multiprofessionellen Teams (Lehrkräfte, Sozialpädagogen, Präventionsfachkräfte, Schulpsychologen, Berufscoaches). Die Lehrkräfte können die Erwartungen der Wirtschaft nicht ohne sie erfüllen. Daher sollten wir uns gesicherte unbefristete Arbeitsverträge und eine angemessene Bezahlung für diese Kräfte zum Ziel setzen. Und uns bis dahin ehrlich über deren Lage austauschen."



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