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17.07.24
11:24 Uhr
SPD

Sophia Schiebe zu TOP 27: Ein vielschichtiges Problem erfordert eine vielschichtige Lösung

Heimo Zwischenberger Pressesprecher der SPD-Landtagsfraktion
Adresse Düsternbrooker Weg 70, 24105 Kiel Telefon 0431 988 1305 Telefax 0431 988 1308 E-Mail h.zwischenberger@spd.ltsh.de Webseite www.spd-fraktion-sh.de Es gilt das gesprochene Wort!

Hinweis: Diese Rede kann hier als Video abgerufen werden: http://www.landtag.ltsh.de/aktuelles/mediathek

LANDTAGSREDE – 17. Juli 2024
Sophia Schiebe Ein vielschichtiges Problem erfordert eine vielschichtige Lösung TOP 27: Kinder- und Jugendgewalt entschieden entgegentreten (Drs. 20/2328)
"Um gut aufwachsen zu können und nicht Gefahr zu laufen, gewalttätig zu werden, benötigen Kinder und Jugendliche eine Vielzahl von Faktoren, die zu ihrer physischen, emotionalen und sozialen Entwicklung beitragen. Eine zentrale Rolle spielen dabei ein stabiles und unterstützendes familiäres Umfeld, eine qualitativ hochwertige Bildung sowie die Förderung von sozialen Kompetenzen und Freizeitaktivitäten.
Das familiäre Umfeld ist der erste und wichtigste Einflussfaktor im Leben eines Kindes. Eltern sollten ihren Kindern ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit vermitteln. Dies geschieht durch liebevolle Zuwendung, Respekt und das Setzen klarer Grenzen. Ein stabiler emotionaler Rückhalt hilft Kindern, ein gesundes Selbstwertgefühl zu entwickeln, welches sie vor negativen Einflüssen schützen kann. Konflikte innerhalb der Familie sollten auf konstruktive Weise gelöst werden, damit Kinder lernen, wie man mit Problemen und Spannungen umgeht, ohne zu Gewalt zu greifen.
Neben der Familie spielt das soziale Umfeld eine entscheidende Rolle. Der Kontakt zu Gleichaltrigen und das Erleben von Gemeinschaft sind essenziell für die soziale Entwicklung. Kinder und Jugendliche sollten die Möglichkeit haben, Freundschaften zu schließen und in Gruppenaktivitäten eingebunden zu sein. Diese Erfahrungen fördern Empathie, Teamfähigkeit und die Fähigkeit, Konflikte gewaltfrei zu lösen. Auch die Teilnahme an sportlichen Aktivitäten kann positive Effekte haben, da sie nicht nur die körperliche Gesundheit stärkt, sondern auch Disziplin, Fairness und den Umgang mit Niederlagen lehrt.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Bildung. Schulen sollten nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch Werte und soziale Kompetenzen fördern. Programme zur Gewaltprävention und zur Förderung von sozialen und emotionalen Fähigkeiten können einen großen Beitrag dazu leisten, dass Kinder lernen, Konflikte gewaltfrei zu lösen und respektvoll miteinander umzugehen. Es ist wichtig, dass Lehrkräfte als positive Vorbilder agieren und ein Schulklima schaffen, in dem sich alle Schüler*innen sicher und wertgeschätzt fühlen.
Auch der Zugang zu Freizeitaktivitäten spielt eine wesentliche Rolle. Angebote in der Jugendarbeit, wie z.B. Sportvereine, Musikschulen oder Jugendzentren, bieten Kindern und

1 Jugendlichen die Möglichkeit, ihre Interessen und Talente zu entdecken und auszuleben. Diese Aktivitäten können eine wichtige Alternative zu negativen Freizeitbeschäftigungen bieten, die mit einem höheren Risiko für Gewaltverhalten verbunden sein können.
Ein weiterer Faktor ist die Mediennutzung. Kinder und Jugendliche wachsen in einer digitalisierten Welt auf, in der sie ständig mit Informationen und Eindrücken konfrontiert werden. Eltern und Pädagog*innen sollten Kinder dabei unterstützen, einen kritischen Umgang mit Medien zu entwickeln. Dies beinhaltet nicht nur den Schutz vor ungeeigneten Inhalten, sondern auch die Förderung eines bewussten und reflektierten Medienkonsums. Medienkompetenz ist entscheidend, um den Einfluss von Gewalt in den Medien zu verstehen und entsprechend zu verarbeiten.
Die Prävention von Gewalt unter Jugendlichen erfordert auch ein gesellschaftliches Engagement. Politik und Gesellschaft sind gefordert, Rahmenbedingungen zu schaffen, die Familien unterstützen und benachteiligte Gruppen fördern.
Sozialarbeiter*innen und Psycholog*innen sollten in Schulen und vor Ort präsent sein, um frühzeitig Hilfe anzubieten und präventiv tätig zu werden. Rahmenbedingungen, die auf die Förderung von sozialer Gerechtigkeit und Chancengleichheit abzielen, können langfristig dazu beitragen, Gewalt und Aggressionen zu reduzieren. Dies all zeigt, dass wir einen ganzheitlichen Ansatz brauchen, um der Kinder- und Jugendgewalt her zu werden. Auch die gemeinsame Anhörung des Bildungs-, Sozial- und Innenausschusses haben dies gezeigt. Ich möchte an dieser Stelle allen Anzuhörenden danken, die uns mit ihrer Expertise zur Seite standen. Und genau dieser ganzheitliche Ansatz ist uns beim Antrag der anderen Fraktionen zu kurz gekommen.
Leitfäden und Runde Tische können sicherlich helfen, uns waren es aber insgesamt zu wenig Punkte, wo die Kinder- und Jugendliche direkt von Angeboten und Hilfsmaßnahmen profitieren. Darüber hinaus sind wir der Ansicht, dass wir strukturelle Veränderungen brauchen, weg von Projekten und Modellversuchen. Unsere Kinder und Jugendlichen müssen es uns Wert sein, sie all umfassend zu unterstützen. Das hilft nicht nur dabei, um Gewalt entgegenzutreten, sondern ermöglicht auch ein gleichwertiges Aufwachsen.
Am Ende ist mir noch eins wichtig zu sagen: Nur ein minimaler Bruchteil unserer Kinder du Jugendlichen weisen ein delinquentes Verhalten auf. Viel häufiger sind sie selber von Gewalt betroffen. Von Gewalt die durch uns Erwachsene ausgeübt wird. Es ist unsere Aufgabe, sie genau vor dieser zu schützen und das tun wir bei weitem noch nicht genug. Daher sollten wir uns diesem Thema mit mindestens der gleichen Bedeutung widmen, wie dem der „Kinder- und Jugendgewalt“."



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