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21.06.24
15:30 Uhr
B 90/Grüne

Jasper Balke zur psychotherapeutischen Weiterbildung

Presseinformation

Landtagsfraktion Es gilt das gesprochene Wort! Schleswig-Holstein TOP 22 – Psychotherapeutische Weiterbildung Pressesprecherin endlich ausfinanzieren Claudia Jacob Landeshaus Düsternbrooker Weg 70 24105 Kiel Dazu sagt der gesundheitspolitische Sprecher Zentrale: 0431 / 988 – 1500 der Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Durchwahl: 0431 / 988 - 1503 Mobil: 0172 / 541 83 53 Jasper Balke: presse@gruene.ltsh.de www.sh-gruene-fraktion.de
Nr. 221.24 / 21.06.2024

Wir können es uns nicht leisten, die Studierenden so lange im Ungewissen zu lassen
Sehr geehrte Frau Präsidentin, liebe Kolleg*innen,
wenn Psychologie-Studierende in Schleswig-Holstein über ihre aktuelle Situation sagen „es fühlt sich so an, als würden wir auf ein riesengroßes Nichts zulaufen“ – dann ist das leider zum einen eine sehr akkurate Tatsachen-Beschreibung, zum anderen aber auch Ausdruck der Ohnmacht, in der sich die Studierenden momentan befinden.
Eigentlich hätten in diesem Jahr knapp 60 Psychologie-Studierende in Schleswig-Hol- stein ihre Approbation nach neuem System abschließen können, um dann im Herbst be- reits in die neue Weiterbildung zur Fachpsychotherapeutin einzusteigen. Tatsächlich ha- ben sich von diesen knapp 60 Studierenden allerdings nur drei Personen für die Ab- schlussprüfung angemeldet, alle anderen haben sich dagegen entschieden. Denn auch am heutigen Tage wissen die Studierenden noch nicht, wo und wie ihre Weiterbildung stattfinden soll, wie sie währenddessen bezahlt werden oder gar wie für die Einrichtungen die Refinanzierung geregelt wird.
Es ist de facto nichts final geregelt, auch nicht zu den Zielbereichen Theorie, Supervision und Selbsterfahrung. Deshalb kann ich leider jede Studierende verstehen, die in diesem Jahr die Entscheidung getroffen hat, nicht weiter darauf zu hoffen, dass sich Politik und Gesundheitswesen schon auf eine Lösung bis Herbst einigen werden.
Seit Monaten, eigentlich seit Jahren ist allen beteiligten Akteur*innen bekannt, was auf sie zukommt. Im Ländervergleich sind wir in Schleswig-Holstein schon weit, das ist auch unserer sehr engagierten Psychotherapeutenkammer zu verdanken, die schon vor eini- gen Monaten die Weiterbildungsordnung für Schleswig-Holstein auf den Weg gebracht hat. Außerdem findet die Vernetzung zwischen möglichen Weiterbildungseinrichtungen, Seite 1 von 2 den Universitäten und der Kammer über den Pakt für die Gesundheits- und Pflegefach- berufe statt.
Doch ohne eine adäquate Refinanzierung über die Kassen stockt der Prozess. Weder wissen die Studierenden momentan also, wieviel sie während der Weiterbildung am Ende tatsächlich verdienen, noch wissen sie, welche Einrichtungen Weiterbildungen anbieten werden.
Dabei ist diese Halbherzigkeit im politischen Prozess nicht nachvollziehbar, denn bereits im kommenden Jahr sprechen wir über bis zu 2500 Absolvent*innen in Deutschland jähr- lich, deren Weiterbildung zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht geregelt ist. Dabei können wir es uns bei dem steigenden Bedarf in der Psychotherapie nicht leisten, die Studieren- den so lange im Ungewissen zu lassen, ihre Ausbildungszeit sogar dadurch noch zu ver- längern und im schlimmsten Falle für die psychotherapeutische Versorgung vielleicht so- gar ganz zu verlieren.
Es ist deshalb auch gut, dass wir den Interessen der Studierenden hier heute im Landtag eine weitere Öffentlichkeit verschaffen und klarmachen, dass wir an ihrer Seite stehen, und dass sich das Land Schleswig-Holstein weiter dafür stark machen wird, all die Vor- schläge, die seit Monaten, gar Jahren auf dem Tisch liegen, auch umzusetzen, denn an- sonsten gefährden wir die ohnehin schon bröckelnde psychotherapeutische Versorgung in Schleswig-Holstein und ganz Deutschland und das können wir uns wirklich nicht erlau- ben.
Es muss auch zum politischen Diskurs dazugehören, Fehler einzugestehen und nicht um den heißen Brei herumzureden. Als Gesundheitsminister Jens Spahn die Novelle des Psychotherapeutengesetzes auf den Weg gebracht hat, hat er es versäumt – damals in der großen Koalition – den Prozess zu Ende und die notwendigen gesetzlichen Regelun- gen auf den Weg zu bringen. Als dann 2021 die Ampel ihre Arbeit aufgenommen hat, hat sie diese Aufgabe geerbt und seit Beginn der Legislaturperiode leider ebenfalls versäumt, die Rahmenbedingungen zur Weiterbildung sicherzustellen. Und auch ich muss geste- hen, dass ich die Relevanz des Themas leider zu spät verstanden habe.
Das ist, liebe Kolleg*innen, eigentlich eine politische Bankrotterklärung. Richtige Ideen nur auf den Weg zu bringen aber nicht abzuschließen, das ist so, wie eine gute Therapie ein paar Sitzungen laufen zu lassen, nur, um sie dann auf einmal abrupt abzubrechen und nicht zum Abschluss zu bringen.
Und wie schädlich das ist, dazu können die angehenden Fachpsychotherapeut*innen und Studierenden am aller meisten sagen. Wir wären gut beraten, auch hier auf sie zu hören und deshalb bitte ich die Landesregierung inständig darum, sich auf Bundesebene dafür einzusetzen, dass die Refinanzierung für alle Bereiche, nicht nur den ambulanten Be- reich, sondern auch den stationären und institutionellen im Rahmen des GVSG so schnell wie möglich kommt. Dass wir hier auf Landesebene alles tun, um nach gesicherter Fi- nanzierung so schnell wie möglich gute Weiterbildungsstrukturen für die Studierenden zu haben und gemeinsam dafür zu sorgen, dass das große Nichts, vor dem die Studieren- den gerade stehen, sobald wie möglich kleiner wird und am Ende ganz verschwindet. Wir brauchen sie nämlich, jede und jeden einzelnen von ihnen!
Vielen Dank!
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