Navigation und Service des Schleswig-Holsteinischen Landtags

Springe direkt zu:

Diese Webseite verwendet ausschließlich für die Funktionen der Website zwingend erforderliche Cookies.

Datenschutzerklärung

Pressefilter

Zurücksetzen
20.06.24
16:02 Uhr
SPD

Sophia Schiebe zu TOP 17: Schade für die vertane Chance

Heimo Zwischenberger Pressesprecher der SPD-Landtagsfraktion
Adresse Düsternbrooker Weg 70, 24105 Kiel Telefon 0431 988 1305 Telefax 0431 988 1308 E-Mail h.zwischenberger@spd.ltsh.de Webseite www.spd-fraktion-sh.de Es gilt das gesprochene Wort!

Hinweis: Diese Rede kann hier als Video abgerufen werden: http://www.landtag.ltsh.de/aktuelles/mediathek

LANDTAGSREDE – 20. Juni 2024
Sophia Schiebe Schade für die vertane Chance TOP 17: Sachstand zur Umsetzung der PerspektivKitas (Drs. 20/2209)
„Lola ist ein aufgewecktes Kind. Lola malt am liebsten mit roten und blauen Farben. Zu Hause sind diese Farben aber schon wieder leer. Für neue Farben fehlt es an Geld. Wenn es in der Kita Nudeln gibt, dann nimmt Lola immer zwei Portionen. Nicht nur weil Lola so gerne Nudeln isst, sondern weil Papa wieder vergessen hatte Frühstück zu machen. Lola mag es in der Kita. Mit Freund*innen spielen ist einfach toll. Häufig gibt es aber Streit mit den Spielkamerad*innen. Lola fällt es schwer, Bindungen aufzubauen. Das Vertrauen wurde in der Vergangenheit einfach zu oft missbraucht. Versprechen wurden von Mama selten eingehalten.
Singen und basteln mit Frau Özdemir findet Lola gar nicht mal so schlecht. Nur meckert sie so oft mit Lola. Nie kann Lola ihr was recht machen. Ständig wird Lola gesagt, man müsse sich mal an die Regeln halten. Lola rastet häufig aus. Wütend darüber sich mal wieder nicht richtig geliebt zu fühlen, wütend darüber, dass die anderen Kinder doch irgendwie mehr können als Lola.
Lola ist kein Kind, welches wirklich existiert. Aber ich habe viele Kinder kennengelernt, die so sind wie Lola. Die genau unter diesen Bedingungen aufwachsen.
Die Ergebnisse der Schuleingangsuntersuchungen haben gezeigt, dass wir immer mehr Kinder haben wie Lola. Kinder, die es schwer haben. Kinder, die soziale und emotionale Schwierigkeiten aufweisen. Lola braucht mehr Unterstützung, mehr Aufmerksamkeit. Sie braucht beständige Vertrauenspersonen, die das Gefühl vermitteln, etwas wert zu sein und die mit Lola Sachen üben, die noch nicht so richtig klappen.
Lola kann aber zwei Sachen nicht gebrauchen: Erstens: Wenn politische Stimmen sagen, dass Lolas Eltern wieder mehr Verantwortung übernehmen müssen. Ja, die Eltern tragen die Verantwortung für ihre Kinder. Das bestreitet niemand und niemand hat vor, die Verantwortung den Eltern zu entreißen. Auch die Eltern von Lola tragen die Verantwortung. Sie geben ihr Bestes. Doch manchmal reicht es eben nicht aus, das Beste zu geben. Kein Kind dieser Welt hat einen Einfluss darauf, in welche Umwelt es hineingeboren wird. Es ist schlicht und ergreifend pures Glück in eine liebevolle und finanziell gutaufgestellte Familie hineingeboren zu sein. Herkunft ist keine Leistung. Nichts was man sich


1 erarbeiten kann. Und daher hat Lola das Recht darauf trotz oder vielleicht gerade wegen ihrer Eltern die gleichen Chancen zu erhalten wie jedes andere Kind.
Zweitens: Was Lola auch nicht gebrauchen kann, sind Rahmenbedingungen, die Lola nicht die Unterstützung bietet, die es für ein chancengerechtes Aufwachsen braucht. Lolas Erzieherin Frau Özedemir ist überfordert. Zu groß ist die Gruppe, zu viele Kinder wie Lola. Daher braucht es an Orten wie diesen, wo Lola aufwächst, ein Programm. Ein Programm wie das Perspektiv-Kita- Programm.
Was jedoch nicht hilft, wenn das Programm bei Lola aber gar nicht ankommt. Wenn es wie bei der Bekämpfung von Kinderarmut dazu käme, dass das Vorhaben wie bei den kommunalen Präventionsketten nur in einem Modellversuch in zwei Regionen umgesetzt wird. Oder wie bei den Spracherhebungstests bei den viereinhalbjährigen, die es nur an 7 Standorten geben wird. Zu wenige Standorte sind einfach zu wenig als das Lola und viele andere Kinder die Chance haben, von so einer Maßnahme zu profitieren.
Doch so sehen die Unterstützungsangebote für Lola und andere Kinder seitens der aktuellen Landesregierung meistens aus: Modellversuche an wenigen Standorten für eine kurze Zeitspanne. Doch für Lola und die anderen Kinder wünsche ich mehr. Ich wünsche mir, dass möglichst viele Kinder von dem Perspektiv-Kita-Programm profitieren und das auch möglichst bald. Meine kleinen Anfragen hatten mir bislang nicht den Eindruck vermittelt, dass die Landesregierung intensiv an der Umsetzung des Programms arbeitet.
Schade für Lola, schade für die Kinder, die eine intensivere Unterstützung brauchen. Und auch Schade für uns, denn durch das verstreichen lassen an kostbarer Zeit verlieren wir weiterhin Fachkräfte, weil sie ihren Beruf verlassen. Unsere Fachkräfte brauchen bessere Arbeitsbedingungen bei der Anzahl von Kindern wie Lola. Sie brauchen Raum, um Lola zu helfen, denn dafür hatten sie eigentlich diesen Job gewählt.
Tja, das wäre wirklich Schade. Schade für Lola, Schade für die vielen Kinder, Schade für die vertane Chance."



2