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23.05.24
15:37 Uhr
SPD

Birte Pauls zu TOP 15: Vorbeugen ist die beste Strategie für ein gesundes Leben

Heimo Zwischenberger Pressesprecher der SPD-Landtagsfraktion
Adresse Düsternbrooker Weg 70, 24105 Kiel Telefon 0431 988 1305 Telefax 0431 988 1308 E-Mail h.zwischenberger@spd.ltsh.de Webseite www.spd-fraktion-sh.de Es gilt das gesprochene Wort!

Hinweis: Diese Rede kann hier als Video abgerufen werden: http://www.landtag.ltsh.de/aktuelles/mediathek

LANDTAGSREDE – 23. Mai 2024
Birte Pauls Vorbeugen ist die beste Strategie für ein gesundes Leben TOP 15: Prävention in Schleswig-Holstein (Drs. 20/1405, 20/1854)

"„Vorbeugen ist besser als heilen“ - das wusste auch der Arzt Christoph Wilhelm Hufeland bereits am Anfang des 18. Jahrhunderts. In seinen Werken betonte er immer wieder den Einfluss einer gesunden Lebensführung auf die menschliche Gesundheit. 2015 wurde das Präventionsgesetz auf Bundesebene verabschiedet. Ziel ist es Krankheiten zu vermeiden, bevor sie entstehen.
Gesundheitsförderung und Prävention sollen in den verschiedenen Lebenswelten greifen und sichtbar sein - also genau dort wo die Menschen leben, lernen und arbeiten. Dabei wurden vier Handlungsfelder beschrieben: - Gesund aufwachsen - Gesund arbeiten und leben - Gesund älter werden und - Gesunde Kommunen.
Die Prävention wird in vielen Bereichen immer wichtiger. Grundlegend ist wohl das gesunde Aufwachsen. In vielen Familien wird nicht mehr richtig gekocht. Umso wichtiger ist es, dass Kinder in der Schule gesundes Essen angeboten bekommen, sie lernen wie es zubereitet wird und warum. Aber es geht bei der Prävention ja nicht nur um die körperliche Gesundheit, sondern auch um die Psychische. Und da haben mich die Zahlen aus dem Bericht erneut schockiert. Jedes dritte Kind litt während der Pandemie an psychischen Belastungen. Vor der Pandemie war es jedes fünfte Kind, was in meinen Augen ja auch schon viel zu viel ist. 24,1% der Kinder zeigten während der Pandemie Symptome einer generalisierten Angststörung. Vor der Pandemie waren es 14,9% - auch zu viel. Laut Zahlen der DAK-Gesundheit 2021 wurden im Vergleich zu 2019 fast zwei Drittel mehr Teenager aufgrund einer Angststörung (plus 59 Prozent) oder mit depressiven Episoden (plus 25 Prozent) ärztlich behandelt.
Und wie geht es den Kindern und Jugendlichen jetzt?
Ich hatte letzte Woche ein Gespräch mit der der Landesschülervertretung der Gymnasien. Die jungen Menschen wollten mit mir über psychische Gesundheit und Belastungen an Schulen reden. Wir haben hier immer sehr viel über „Aufholen nach Corona“ gesprochen. Das bezieht sich aber immer auf das Leistungsniveau. Aber wenn die Schüler- und Elternvertretungen aller Schulen in einen Brief an Bildungsministerin Prien ein „Luftholen statt Aufholen“ fordern, dann sollte man das auch mit Hinblick auf die eben genannten Zahlen und erheblichen Wartelisten für

1 psychologische Versorgung sehr ernst nehmen. Das Fachgespräch des Bildungsausschusses wird dazu wahrscheinlich auch viel beitragen. Die Krisenzeit ist für viele besonders junge Menschen eben doch noch nicht vorbei.
Sie zu stärken und gestärkt aus der Krise zu begleiten muss auch politische Aufgabe sein, nachdem wir ihnen so viel zugemutet haben. Und anstatt den jungen Menschen weitere Hilfsangebote zu geben, laufen die Befristungen für die 15 zusätzlichen Schulpsychologen aus dem Sofortprogramm einfach aus. Gesund aufwachsen ist eben weitaus mehr als der Apfel in der Schulmensa. Auch in anderen Bereichen sind die Menschen am Limit.
Ein Punkt aus dem Handlungsfeld „Gesund arbeiten und leben“. Betrachte ich den Arbeitsmarkt mit Hinblick auf die demographische Entwicklung, dann ist es von außerordentlicher Wichtigkeit, dass Menschen physisch wie psychisch in der Lage sind, in Ihrem Beruf solange wie möglich ausüben zu können und zu wollen. Leider sieht das besonders in einem Berufsfeld ganz schlecht aus.
Die Techniker Krankenkasse hat in der vergangenen Woche alarmierende Zahlen veröffentlicht. Im Durchschnitt waren Pflegekräfte 29,8 Tage im Jahr 2023 krankgeschrieben. Pflegende Angehörige sind hier nicht mit einberechnet, sie können sich ja nicht krankmelden.
In keinem anderen Berufsfeld ist der Krankenstand so hoch wie in der Pflege. Die enorme psychische und physische Belastung ist aufgrund schlechter Rahmenbedingungen so hoch, dass der Körper irgendwann streikt. Die Berufsflucht nimmt zu, in Vollzeit kann kaum noch jemand arbeiten. Alles kann man eben doch nicht mit mehr Gehalt aufwerten. Unser aller Klatschen hat für die Pflegekräfte wenig gebracht.
Auch wenn sie gutgemeint sind und der Gesundheitserhaltung dienen sollen, helfen Sonderleistungen wie das kostenlose Fitnessstudio oder das Dienstfahrrad nicht weiter, wenn es doch die eigentlichen Arbeitsbedingungen sind, die krank machen. Insgesamt stelle ich beim Lesen der großen Anfrage fest, dass wir es mit einem Flickenteppich von Angeboten zu tun haben, die oft wenig strukturiert sind und Angebote je nach Postleitzahl sehr unterschiedlich vorhanden sind.
Lustig oder eher erschütternd fand ich die Aussage des Ministeriums, dass man auf den Beschluss des Sozialausschusses wartet, um eine Arbeitsgruppe zum Thema Prävention einzurichten. Irgendwie scheint die Koalitionsinterne Kommunikation nicht wirklich gut zu funktionieren. Aber jedenfalls wird jetzt nach einer knapp 4 -jährigen Pause wieder ein Strategieforum stattfinden. Wir sind gespannt auf das Ergebnis. Es wichtig, dass die Landesregierung Prävention als Querschnittsaufgabe betrachtet. Vorbeugen ist besser als heilen - und günstiger ist es auch."



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