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22.05.24
13:01 Uhr
SPD

Birte Pauls zu TOP 31: Einsamkeit ist ein ernstzunehmendes Gesundheitsrisiko

Heimo Zwischenberger Pressesprecher der SPD-Landtagsfraktion
Adresse Düsternbrooker Weg 70, 24105 Kiel Telefon 0431 988 1305 Telefax 0431 988 1308 E-Mail h.zwischenberger@spd.ltsh.de Webseite www.spd-fraktion-sh.de Es gilt das gesprochene Wort!

Hinweis: Diese Rede kann hier als Video abgerufen werden: http://www.landtag.ltsh.de/aktuelles/mediathek

LANDTAGSREDE – 22. Mai 2024
Birte Pauls Einsamkeit ist ein ernstzunehmendes Gesundheitsrisiko TOP 31: Einsamkeit aktiv entgegenwirken, Studien allein reichen nicht aus (Drs. 20/2111)
„Der Ehemann ist gestorben, die einzige Tochter lebt weiter weg, die vertraute Nachbarin ist zum Sohn gezogen. Der Einzige, der regelmäßig zu Frau Meyer spricht, ist der Nachrichtensprecher im Fernsehen. Die nicht versorgte Inkontinenz bindet sie an das Haus, obwohl sie so gerne zu den Gottesdiensten und den Seniorentreffen der Gemeinde gehen würde.
So oder so ähnlich geht es vielen Menschen. Einsamkeit hat viele Ursachen und Facetten und sie beschränkt sich nicht nur aufs Alter. Auch junge Menschen erleben aus verschiedenen Gründen Einsamkeit.
Armut, Krankheit, Unwissenheit, veränderte Lebenssituationen und fehlende Ansprache sind wohl die häufigsten Ursachen für Einsamkeit im Alter. Einsamkeit hat gravierende Konsequenzen für die physische und mentale Gesundheit. Auch hier gilt Prävention ist besser als Heilung.
Wir haben bzgl. der Lösungen kein Wissensdefizit, sondern ein Handlungsdefizit. Andere Länder machen es uns mit verschiedenen Modellen längst vor: Niedersachsen, Hamburg, Bayern, Rheinland-Pfalz, Bremen. Die AWO schlägt ein soziales Quartiersmanagement vor. In Dänemark gibt es jahrzehntelange Erfahrungen mit aufsuchender Sozialarbeit und in England gibt es sogar ein eigenes Ministerium, das sich um das Thema Einsamkeit als Querschnittsaufgabe kümmert. Und wir haben mit unserer Idee der „Vor Ort für dich Kraft“ ebenfalls eine Lösung präsentiert und dazu viel Zuspruch erhalten.
Auch die Bundesregierung hat in einem sehr breit angelegten Beteiligungsprozess eine „Strategie gegen Einsamkeit“ erarbeitet, die ganz konkreten Maßnahmen und Wege vorschlägt und sogar finanziell fördert. Es gibt wissenschaftlich begleitete Maßnahmen in verschiedenen Formen, um der Einsamkeit zu begegnen, Vernetzung in der nachbarschaftlichen Hilfe zu organisieren und zu initiieren. Dadurch können frühzeitig Unterstützungsbedarfe erkannt, medizinische, pflegerische und soziale Leistungen vermittelt und Einsamkeit durch Ansprache und Anregung von Teilhabeangeboten entgegengewirkt werden.
Essen auf Rädern ist eine wirklich gute Sache. Aber viel besser wäre „Auf Rädern zum Essen“.


1 Begleitete Gemeinschaft organisieren, zu schauen, ob es Veränderungen gibt. Kommt Herr Schmidt wieder mit den verschiedenen Schuhen? Hat Frau Hansen wieder vergessen, dass sie abgeholt wird? Frau Petersen wird immer dünner, wer regelt eigentlich ihren Einkauf? Sich um unsere älteren Menschen zu kümmern, ist eine Frage des Respekts. Wir sehen euch und ihr seid uns wichtig.
Braucht es wirklich eine weitere Studie, wie die Sozialministerin sie angekündigt an?

Der fehlende Gestaltungswille der Sozialministerin lähmt die Sozialpolitik im Lande. Arbeitskreise, runde Tische, Pakte, Prüfaufträge und Studien zögern das dringend notwendige Handeln hinaus. Ihre Halbzeitbilanz wird sehr dürftig aussehen. Sozialpolitik sind nicht bunte Bilder auf Social Media. Sozialpolitik ist die Grundlage für das gute und faire Miteinander unserer Gesellschaft. Es ist Schwarzbrot und kein verzichtbares Sahnehäubchen.
Die Menschen müssen sich darauf verlassen können, dass Hilfe da ist, wenn Hilfe benötigt wird. Jedenfalls ist das unser Anspruch an guter Sozialpolitik. Die Demonstration vor unserer Tür heute zeigt sehr deutlich, dass unsere partnerschaftlichen Akteure der sozialen Arbeit das Vertrauen in die Ministerin verloren haben. Kommen Sie endlich ins Handeln, Frau Ministerin.
Ich habe die Osterwoche in Rheinland -Pfalz verbracht und habe mir das Landesprogramm Gemeindeschwester Plus angeschaut. Ich habe Gespräche mit der SPD-Fraktion im Landtag und im Ministerium geführt, habe einen Tag eine Gemeindeschwester plus begleiteten dürfen und mich bei der zuständigen Sozialverwaltung im Landkreis Alzey-Worms informiert. Durch vernetzte Angebote kann nicht nur Pflegebedürftigkeit hinausgezögert werden, sondern es wird eben auch ganz konkret etwas Einsamkeit getan. Das ist genau das was wir uns vorstellen.
In Schleswig-Holstein leben laut statistischen Zahlen 233.000 hochbetagte Personen über 80 Jahre. Rund 150.000 erhalten bisher noch keine Leistungen aus der Pflegekasse. Das ist die Zielgruppe
Wenn wir das Landesprogramm aus Rheinland-Pfalz so oder so ähnlich organisieren würden, würden kämen wir nach unseren Berechnungen auf jährliche Kosten von ca 2,3 Millionen Euro.
Das sollten uns unsere Älteren wert sein!
Übrigens, Frau Meyer wurde von einer Gemeindeschwester plus in Rheinland-Pfalz besucht. Diese informierte Frau Meyer darüber, dass die Krankenkassen die Kosten für das Inkontinenzmaterial übernehmen. Das wusste Frau Meyer einfach nicht. Nachdem alles organsiert war, nahm Frau Meyer wieder regelmäßig an den Angeboten der Kirchengemeinde teil.



2 Raus aus der Einsamkeit. So kann das gehen. Der größte Wunsch der meisten Menschen ist es, so lange wie möglich selbstbestimmt und selbständig zuhause zu leben - ohne einsam zu sein. Sie darin zu unterstützen muss unsere politische und gesamtgesellschaftliche Aufgabe sein.“



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