Malte Krüger zu psychischen Belastungen und Krankheiten von Schüler*innen
PresseinformationEs gilt das gesprochene Wort! Landtagsfraktion Schleswig-Holstein TOP 26 – Psychischen Belastungen und Krankheiten von Schüler*innen begegnen Pressesprecherin Claudia Jacob Landeshaus Düsternbrooker Weg 70 Dazu sagt der bildungspolitische Sprecher der 24105 Kiel Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Zentrale: 0431 / 988 – 1500 Durchwahl: 0431 / 988 - 1503 Malte Krüger: Mobil: 0172 / 541 83 53 presse@gruene.ltsh.de www.sh-gruene-fraktion.de Nr. 081.24 / 23.02.2024Die Pandemie mag vorbei sein, aber die Auswirkungen werden wir noch lange spürenSehr geehrte Damen und Herren,zuallererst möchte ich mich bei den Landesschüler*innenvertretungen und den Landes- elternbeiräten für das Positionspapier zur Situation an unseren Schulen bedanken. Es ist lange klar, dass die psychische Belastung unserer Schüler*innen in den letzten Jahren, auch vor Corona, zugenommen hat.Es gibt leider immer noch Menschen, die der Meinung sind, das psychische Erkrankun- gen keine „echten“ Krankheiten seien. Wir alle kennen solche Sprüche. Wer das denkt, dem kann ich nur entgegen, sie liegen völlig falsch.Psychische Erkrankungen wie zum Beispiel Depressionen sind keine bloße Traurigkeit, sondern eine ernsthafte Erkrankung, die das Leben der Betroffenen erheblich beeinträch- tigt. Besonders junge Menschen sind von dieser Krankheit betroffen und die Zahlen sind alarmierend. Studien zeigen, dass die Prävalenz von Depressionen bei Jugendlichen in den letzten Jahren deutlich zugenommen hat.Wir tragen eine Verantwortung dafür, dass wir an unseren Schulen für eine Kehrtwende eintreten. Wir müssen sicherstellen, dass betroffene Menschen die Unterstützung erhal- ten, die sie benötigen, um mit psychischen Herausforderungen umgehen und ein gesun- des Leben führen zu können. Die Bekämpfung von psychischen Erkrankungen bei jungen Menschen muss dabei einen ganzheitlichen Ansatz verfolgen.Erstens müssen wir die Stigmatisierung von psychischen Erkrankungen bekämpfen. Zu oft werden Menschen mit Depressionen stigmatisiert und missverstanden, was es für sie noch schwieriger macht, Hilfe zu suchen. Wir müssen eine Kultur der Offenheit und Seite 1 von 2 Akzeptanz schaffen, in der es für junge Menschen in Ordnung ist, über ihre Gefühle zu sprechen und Hilfe zu suchen, ohne Angst vor Ablehnung oder Diskriminierung zu haben. Jasper Balke hat das hier an dieser Stelle vor einem Monat auf den Punkt gebracht: „Wir müssen darüber sprechen“. Wir müssen den Mund aufmachen.Zweitens müssen wir die Verfügbarkeit von psychologischer Unterstützung an unseren Schulen verbessern. Das ist auch eine zentrale Forderung aus dem Positionspapier und ich stimme dem zu. Wir müssen schauen, wie wir es hinbekommen, mehr Stellen in das System zu bekommen.Drittens müssen wir in unseren Bildungseinrichtungen Programme zur Förderung der psychischen Gesundheit implementieren. Schulen sollten sich nicht nur darauf konzent- rieren, Leistungen zu verbessern, sondern auch darauf, den Schüler*innen die Werk- zeuge zur Verfügung zu stellen, um ihre psychische Gesundheit zu stärken und mit Stress umzugehen. Dies kann durch Programme zur Förderung von Achtsamkeit, Stressbewäl- tigung und sozialer Unterstützung geschehen.Ich hatte hier letzte Woche eine Schüler*innengruppe einer Gemeinschaftsschule aus meinem Wahlkreis, in der mich jede einzelne Gruppe gefragt hat, wieso die sie eigentlich nicht wie in den letzten Jahren bei den Prüfungen auswählen dürfen, was sie abwählen. Sie argumentierten, dass sie ein Jahrgang seien, der so stark von Corona betroffen war, wie kaum ein anderer. Dagegen lässt sich schwer argumentieren und ich glaube, das Bildungsministerium muss bei den Abschlussprüfungen schauen, wie Druck von den Schüler*innen genommen werden kann, die den Eindruck haben, dass sie durch Corona immer noch Aufholbedarf haben. Die Pandemie mag vorbei sein, aber die Auswirkungen, die werden wir noch lange spüren.Ich habe als Lehrkraft während der Pandemie an einer Schule gearbeitet. Der Kollege Martin Balasus kann davon vermutlich genauso viele Eindrücke erzählen, wie ich es kann. Eins der dunkelsten Kapitel aus dieser Zeit war der Suizid eines Schülers. Der Umgang mit einer solchen tragischen Situation ist alles andere als einfach. Es braucht eine gut aufgestellte Schulleitung, es braucht Empathie von allen Beteiligten. Auf eine solche Situation ist niemand vorbereitet. Gerade deshalb ist schnelle Hilfe notwendig.Ich möchte darauf verweisen, dass natürlich nicht jeder Suizid mit einer psychischen Er- krankung einhergeht. Das Problem ist deutlich komplexer. Ich möchte damit aber zum Ausdruck bringen, dass wir die Sorgen ernst nehmen, die im Positionspapier geäußert werden, weil wir wissen, was für eine Verantwortung wir gegenüber unseren Schüler*in- nen haben. Deshalb wollen wir das Thema im Ausschuss auch weiter thematisieren, weil wir trotz einiger Erkenntnisse bei vielem noch im Dunkeln tappen.Abschließen möchte ich mit einem Zitat aus dem Positionspapier, welches ich inhaltlich teile: „Der Schutz der Psychischen Gesundheit sollte unabhängig davon immer einen ho- hen Stellenwert haben, denn Gesundheitspolitik sollte keine bloße Bewältigungspolitik sein.“Vielen Dank! *** Seite 2 von 2