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12.10.23
15:11 Uhr
SPD

REDE ZU PROTOKOLL GEGEBEN: Marc Timmer zu TOP 37: Verbraucher*innenbildung gibt das wichtige Knowhow für ein eigenständiges Leben mit

Heimo Zwischenberger Pressesprecher der SPD-Landtagsfraktion
Adresse Düsternbrooker Weg 70, 24105 Kiel Telefon 0431 988 1305 Telefax 0431 988 1308 E-Mail h.zwischenberger@spd.ltsh.de Webseite www.spd-fraktion-sh.de Es gilt das gesprochene Wort!

Hinweis: Diese Rede kann hier als Video abgerufen werden: http://www.landtag.ltsh.de/aktuelles/mediathek

LANDTAGSREDE – 12. Oktober 2023
Marc Timmer: Verbraucher*innenbildung gibt das wichtige Knowhow für ein eigenständiges Leben mit TOP 37: Bildungsoffensive zur Verbraucherbildung (Drs. 20/1059)
„Sehr geehrte Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen, zunächst einmal vielen Dank für den Bericht. Verbraucher*innenbildung ist ein wichtiges Thema über das wir noch viel intensiver sprechen sollten. Denn sie klärt auf und schafft insbesondere bei jungen Leuten ein Bewusstsein für eine selbstbestimmte, gesunde und verantwortungsvolle Lebensführung. Heute ist es bei all den schnellen Entwicklungen und Veränderung sowie der mannigfaltigen Herausforderungen wahrscheinlich besonders wichtig, dass Schüler*innen jeden Alters lernen, bewusst mit der Vielfalt an Angeboten und Entscheidungen umzugehen. Sie dabei zu unterstützen und ihnen das Handwerkszeug für ein gutes Leben mitzugeben, ist eine wichtige Aufgabe.
Lieber Herr Minister Schwarz, Sie sind vom Parlament durch die Zustimmung von CDU und Grünen in ihrem Antrag aus dem November 2022 mit der Bildungsoffensive beauftragt worden. Häkchen dran. Jetzt unterstützen wir die Bildungsoffensive dem Grundsatz nach. Und ich finde es gut, dass Sie gute und zahlreiche Akteure gewinnen konnten.
Bitte erlauben Sie mir dennoch zwei grundsätzliche Kritikpunkte. Leider konzentrieren Sie sich mit Ihrer Bildungsoffensive zur Verbraucherbildung aus meiner Sicht zu sehr auf den Bereich Landwirtschaft. Die Tatsache, dass Verbraucherschutz im Landwirtschaftsministerium verortet ist, heißt nicht, dass sich Verbraucherschutz vorrangig mit Landwirtschaft befassen muss.
Verstehen Sie mich nicht falsch, das sind wichtig Themen. Die Produktion von Lebensmitteln, Klimaanpassung, die Bedeutung regionaler Produkte, eine gesunde und nachhaltige Ernährung oder auch Lebensmittelverschwendung sollten Schülerinnen und Schülern nähergebracht werden. Und: Landwirtschaft ist wichtig für Schleswig-Holstein. Landwirte üben einen wichtigen und sehr anspruchsvollen Beruf aus, der durch zahlreiche Regelungen, schwierige Märkte und

1 große Unsicherheiten gekennzeichnet ist. Der ständige Veränderungsdruck, dem Landwirte ausgesetzt sind, ist enorm. Dass sich die Landwirtinnen und Landwirte diesem Druck – auch oftmals öffentlichem Druck – in ihrem Beruf stellen, dafür möchte ich mich bei ihnen bedanken. Dennoch denke ich, dass diese Bildungsoffensive nur ein kleiner Ausschnitt der Verbraucherbildung ist. Es erscheint mir grundsätzlich sinnvoll, wenn nicht jedes Fachministerium eigene Bildungsoffensiven starten kann. Ansonsten verzetteln wir uns. Mir ist zweitens auch noch nicht ganz klar, welche Evidenzen es gibt, dass der Bereich Landwirtschaft und Ernährung eine besondere Stellung einnehmen soll.
Wenn Sie bei Jugendlichen fragen, wo das Interesse im Bereich des Verbraucherschutzes liegt, dann bekommen Sie folgende Antworten zu hören: Was muss ich über Kaufverträge wissen? Wie beziehe ich meine erste eigene Wohnung? Welche Versicherungen brauche ich, welche vielleicht nicht? Wie habe ich mein Geld im Griff, um mich nicht zu verschulden? Cookies sind neben der gesunden Ernährung wichtig, aber doch auch wenn es um Datensicherheit im Netz geht. Was muss ich beim Online-Shopping beachten? Wie erkenne ich nachhaltige Kleidung? Wie schütze ich mich in den sozialen Medien vor „Hatespeech“ oder Lovescamming?
Verbraucher*innenbildung ist an Schulen zurecht breit aufgestellt. Es soll das gesamte Leben junger Menschen beleuchten und ihnen bei den schwierigen Themen das wichtige Knowhow für ein eigenständiges Leben mitgeben. Das tun Sie mit ihrer Bildungsoffensive leider nur bedingt. Ich fände es also gut, wenn die Bildungsoffensive viele Bereiche des Verbraucherschutzes umfasst.
Seit 2009 ist Verbraucherbildung nun – zumindest in einigen Schulformen – ein eigenes Fach. Das war ein wichtiger Schritt. Leider ist es aber immer noch ein „Kann-Thema“. Wir brauchen mehr Verbindlichkeit und ein flächendeckendes Angebot. Warum Gymnasien dieses Fach nicht anbieten, erschließt sich mir zum Beispiel nicht. Aber das können ja unsere Bildungspolitiker*innen nochmal an anderer Stelle diskutieren.
Im nächsten Jahr wird es eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe geben, in die Lehrende, Lernende, Eltern und Verbraucherschutzorganisationen eingebunden werden. Das ist ein guter Moment, um das Thema Verbraucherschutz hier erneut zu diskutieren und thematisch zu erweitern.“



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