Navigation und Service des Schleswig-Holsteinischen Landtags

Springe direkt zu:

Diese Webseite verwendet ausschließlich für die Funktionen der Website zwingend erforderliche Cookies.

Datenschutzerklärung

Pressefilter

Zurücksetzen
13.07.23
10:00 Uhr
Landtag

Nachruf auf Heide Simonis - Rede von Landtagspräsidentin Herbst

Nr. 219 / 13. Juli 2023


Sperrfrist: heute, 10 Uhr


Nachruf auf Heide Simonis – Rede der Präsidentin des Schleswig- Holsteinischen Landtages, Kristina Herbst, bei der Eröffnung des heutigen Sitzung

Meine Damen und Herren, gestern ist, kurz nach ihrem 80. Geburtstag, die ehemalige Ministerpräsidentin und Ehrenbürgerin des Landes Schleswig-Holstein Heide Simonis verstorben. Geboren 1943 in Bonn, kam Heide Simonis während ihres Studiums nach Schleswig-Holstein. 1967 legte sie in Kiel ihr Examen als Diplom-Volkwirtin ab. Nach einigen Berufsjahren im Ausland ließen sie und ihr Ehemann sich 1972 dauerhaft in Kiel nieder. Hier begann die politische Laufbahn der 1969 in die SPD eingetretenen jungen Frau - zunächst als Mitglied der Kieler Ratsversammlung. Anlässlich der Bundestagswahl 1976 erregte Heide Simonis dann erstmals politisches Aufsehen: Gegen starke Konkurrenz erstritt sie sich zunächst die Kandidatur und dann das Direktmandat im Wahlkreis Rendsburg-Eckernförde. Die bis dahin mit 33 Jahren jüngste Bundestagsabgeordnete sorgte gleich für ein weiteres Novum: Als erste SPD-Parlamentarierin überhaupt zog sie in den Haushaltsausschuss des Bundestages ein. In dem für eine Frau damals noch sehr ungewöhnlichen Betätigungsfeld der Finanzpolitik erwarb sie sich durch ihre Kompetenz, ihre Konfliktbereitschaft und Durchsetzungsstärke schnell den Respekt ihrer fast durchgängig männlichen Kollegen. So war es dann folgerichtig, dass Heide Simonis nach dem Regierungswechsel 1988 von Björn Engholm zur Finanzministerin des Landes Schleswig-Holstein berufen wurde. Nach der Landtagswahl 1992 wurde sie als direkt gewählte Abgeordnete des Wahlkreises Kiel-Ost dann auch Mitglied dieses Hauses. Ein Jahr später folgte der damals bundesweit als sensationell angesehene Aufstieg zur Ministerpräsidentin. Als Björn Engholm aufgrund der Spätfolgen der Kieler Affäre zurücktrat, übernahm Heide Simonis ohne zu zögern die Verantwortung für unser Land Schleswig-Holstein. Sie gewann in den folgenden Jahren durch ihre direkte, authentische Art in der Bevölkerung viel verloren gegangenes Vertrauen in die Politik zurück. Nicht zuletzt der persönlichen Popularität von Heide Simonis verdankte ihre Partei die Siege bei den folgenden Landtagswahlen. Dabei setzte Heide Simonis Schwerpunkte bei der zivilen Konversion des Landes nach dem Ende des kalten Krieges, bei Innovationen in Wissenschaft und Medizin sowie der Ostsee-Kooperation. Überschattet wurden ihre Regierungsjahre von der schwierigen Haushaltslage des Landes. Immer wieder musste Heide Simonis unbequeme und unpopuläre Sparmaßnahmen verantworten. Sie vertrat dabei ihren Kurs unbeirrt, weil sie ihn für den einzig möglichen erachtete. Und da sie dies den Bürgerinnen und Bürgern auch glaubwürdig erklären konnte, blieb ihr persönliches Ansehen immer intakt.

Meine Damen und Herren, die politische Laufbahn von Heide Simonis endete am 27. März 2005 hier in diesem Saal. Die denkwürdigen Ereignisse dieses Tages werden für immer mit ihrem Namen verbunden bleiben. Aber wir wollen nicht zulassen, dass sie die Erinnerung an die Leistungen und Verdienste von Heide Simonis in den Hintergrund drängen. Wir gedenken heute der Frau, die durch ihren entschlossenen Weg ein Vorbild für eine ganze Generation von Politikerinnen, aber auch für Frauen in Wirtschaft und Gesellschaft geworden ist. Darüber hinaus war sie durch ihr konsequentes Handeln immer eine Wegbereiterin für eine gleichberechtigte Gesellschaft. Wir gedenken der Frau, die nach dem Tiefschlag von 2005 ihre Würde gewahrt und sich unter anderem als Vorsitzende von UNICEF Deutschland für Ihre Mitmenschen engagiert hat. Wir gedenken der Frau, die für ihr politisches Wirken 2014 zur Ehrenbürgerin des Landes Schleswig-Holstein ernannt wurde – wieder einmal als erste Vertreterin des weiblichen Geschlechts.

Meine Damen und Herren, unsere Gedanken sind in diesem Moment bei der Familie von Heide Simonis. Insbesondere bei ihrem Ehemann Udo, der sie 56 Jahre lang begleitet hat – bis zuletzt auch durch die schweren Jahre der Krankheit. Im Namen des ganzen Hauses spreche ich der Familie von Heide Simonis unser tief empfundenes Beileid aus. Meine Damen und Herren, Heide Simonis hat sich um das Land Schleswig-Holstein verdient gemacht. Der Schleswig- Holsteinische Landtag verneigt sich vor ihrem Lebenswerk. Schleswig-Holstein hat mit Heide Simonis eine seiner prägendsten Persönlichkeiten und eine wirklich große Politikerin verloren.

Ich bitte Sie, nun im Gedenken an Heide Simonis innenzuhalten.

(Gedenkminute)

Sie haben sich zu Ehren der Verstorbenen von Ihren Plätzen erhoben. Ich danke Ihnen.