Silke Backsen zur Biotopkartierung
Presseinformation Landtagsfraktion Schleswig-Holstein Es gilt das gesprochene Wort! Pressesprecherin TOP 30 – Konsequenzen aus den Ergebnissen der Claudia Jacob Biotopkartierung Landeshaus Düsternbrooker Weg 70 Dazu sagt die umweltpolitische Sprecherin der 24105 Kiel Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Zentrale: 0431 / 988 – 1500 Durchwahl: 0431 / 988 - 1503 Silke Backsen: Mobil: 0172 / 541 83 53 presse@gruene.ltsh.de www.sh-gruene-fraktion.de Nr. 202.23 / 16.06.2023Der Schutz der biologischen Vielfalt ist eine gesamtgesellschaftliche AufgabeSehr geehrte Frau Präsidentin, liebe Kolleg*innen,auch ich möchte mich für den Bericht des Ministers bedanken. Vielen Dank auch an die Kollegin Sandra Redmann, die dieses Thema auf die Tagesordnung gesetzt hat. Der Be- richt hat deutlich gemacht, wie es um den Zustand der Natur im Land bestellt ist und wie groß der Handlungsbedarf ist. Es ist gut, dass dies hier einmal deutlich zur Sprache kommt.Weniger gut ist, was diese Daten besagen: Der Zustand vieler Arten und Lebensräume hat sich im Vergleich zum Zeitraum der letzten vollständigen Kartierung in den Jahren 1978 bis 1993 gravierend verschlechtert. Allerdings kann diese Erkenntnis niemanden überraschen und sie ist auch nicht wirklich neu.Schon im letzten Bericht zur biologischen Vielfalt Anfang Februar war bereits nachzule- sen, ich greife hier nur ein paar Fakten heraus: Es hat insbesondere einen Verlust an wertvollen Offenlandlebensräumen, Niedermooren und Sümpfen gegeben. Trotz des seit langem bestehenden gesetzlichen Schutzes sind die Heiden, Binnendünen, Trocken- und Magerrasen, aber auch die wertvollen Nassgrünländer und artenreichen Grünland- flächen deutlich seltener geworden.Ich habe deshalb dazu in einer Pressemeldung eine Beschleunigung beim Artenschutz gefordert und ich tue dies hier erneut. Wir brauchen aber eben nicht nur Artenschutz, sondern den Schutz wertvoller Biotope, ganzer Ökosysteme und ein deutlich besseres Biotopverbundsystem.Mit der Biodiversitätsstrategie in unserem Land haben wir eine sehr gute Grundlage und wir haben einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung zum Schutz der Natur Seite 1 von 2 unternommen.Diese Strategie wurde im Jahr 2021 ja nicht von uns beschlossen, weil wir glaubten, es sei alles in bester Ordnung. Bereits im Vorwort heißt es: „Die biologische Vielfalt in Schleswig-Holstein ist überwiegend in keinem guten Zustand“. Wir haben eben deshalb auch neue Stellen im Bereich der Umsetzung dieser Strategie beschlossen. Wir haben all das entschieden, weil wir uns der Größe der Aufgabe bewusst sind und weil wir wis- sen, dass wir handeln müssen. Die Trendwende beim Verlust an Arten und Lebensräu- men einzuleiten und eine Umkehr zu erreichen ist eine Mammutaufgabe.Es ist im Bericht auch klar zu erkennen, dass gerade die Biotope stark zugenommen haben, die für den Erhalt der Artenvielfalt kaum von Wert sind wie zum Beispiel Intensiv- grünland und Nadelforste. Es finden also Prozesse statt, die den Zielen unserer landes- weiten Biodiversitätsstrategie entgegenlaufen – das müssen wir gemeinsam stoppen und umkehren. Es zeigt sich auch, dass gerade nährstoffarme Standorte und daran ange- passte Pflanzenarten flächendeckend in der Existenz bedroht sind.Es gibt also viele Faktoren, die auch in unserem Land die Quantität und auch Qualität der Biotope beeinflussen, wie die Landnutzung, die Landbewirtschaftung, der Flächenver- brauch, Mobilität und Wohnen. Es ist eine große gesamtgesellschaftliche Aufgabe, da wir ja auch alle unsere Umwelt gestalten und in ihr leben.Es gibt auch viele Bereiche, die wir landespolitisch nicht direkt beeinflussen können. Mit der Biodiversitätsstrategie ändern wir nicht die EU-Agrarpolitik. Die vielfach bestehenden Nutzungskonflikte und die immer weiter die Natur zurückdrängenden Raumansprüche räumen wir damit nicht aus dem Weg.Für einen wirksamen Schutz der Natur braucht es, wie auch beim Klimaschutz, gesell- schaftliche Mehrheiten. Es ist wichtig, dass möglichst viele Menschen sagen, der Schutz der Natur hat für uns höchste Priorität.Und wir wollen eben nicht immer wieder Krisen miteinander vergleichen und abwägen oder Nutzungen gegeneinander stellen, wie Landwirtschaft versus Naturschutz und Bio- diversität versus Klima. Nein, Biodiversitätskrise und Klimakrise müssen zusammen be- trachtet und auch eingedämmt werden. Die Landwirtschaft wird auf Dauer nur mit dem Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen eine Zukunft haben. Und es gibt auch Lebens- räume und Arten, die es nur deshalb gibt, weil wir Land bewirtschaften.Die Fakten liegen jetzt auf dem Tisch und es muss gehandelt werden, auch in finanziell schwierigen Zeiten. Wir können es uns schlichtweg nicht erlauben, denn wir sind alle auf intakte und gesunde Ökosysteme angewiesen.Der Naturschutz ist die Lösung, nicht das Problem, denn: Ohne Natur gibt es keine Nah- rungsgrundlage! Lassen Sie uns alle gemeinsam daran arbeiten, um unseren Kindern eine lebenswerte Zukunft zu ermöglichen.Vielen Dank! *** 2