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15.06.23
16:17 Uhr
B 90/Grüne

Uta Röpcke zur Schulsozialarbeit

Presseinformation

Landtagsfraktion Schleswig-Holstein Es gilt das gesprochene Wort! Pressesprecherin TOP 12 – Verstärkte Förderung der Schulsozialarbeit Claudia Jacob Landeshaus Dazu sagt die Abgeordnete der Düsternbrooker Weg 70 Landtagsfraktion von Bündnis 90/die Grünen, 24105 Kiel
Zentrale: 0431 / 988 – 1500 Uta Röpcke: Durchwahl: 0431 / 988 - 1503 Mobil: 0172 / 541 83 53
presse@gruene.ltsh.de www.sh-gruene-fraktion.de
Nr. 196.23 / 15.06.2023



Schüler*innen nicht allein lassen: Schulsozialarbeit weiterentwickeln

Sehr geehrte Frau Präsidentin, sehr geehrte Damen und Herren,
wir haben in der vergangenen Plenarsitzung über Bildungsgerechtigkeit gesprochen und es wurde deutlich: Bildung hängt immer noch viel zu häufig von der finanziellen und ide- ellen Unterstützung im Elternhaus ab.
Aber gerade diese ideelle Unterstützung - das Helfen bei den Hausaufgaben, das ge- meinsame Gespräch beim Abendessen, das Erlernen sozialer Kompetenzen – ist ganz entscheidend für das Klassen- und Schulklima und damit für den Bildungserfolg aller. Denn oft sind nicht nur einzelne Schüler*innen betroffen, sondern das Fehlen von Unter- stützung tritt gehäuft auf.
Orte, an denen aus verschiedenen Gründen ein großer Teil der Schüler*innen betroffen ist, sind in Schleswig-Holstein die Schulen im PerspektivSchul-Programm, über das wir ebenfalls in der vergangenen Plenarsitzung ausführlich beraten haben.
Fehlende sprachliche Vorbilder, fehlende Anregungen zur kulturellen und gesellschaftli- chen Teilhabe, geringe Unterstützung aus dem Elternhaus, fehlerhafte Ernährung, Be- wegungsmangel und Medienkonsum stehen einer positiven Lernatmosphäre im Weg und werden in dem im letzten Jahr veröffentlichten „Perspektiv-Papier“ als Herausforderun- gen benannt.
Die Folge sind frustrierte Schüler*innen, Lehrkräfte und Eltern. Dass es dadurch nicht Seite 1 von 3 einfacher wird, motiviertes Personal zu finden, liegt auf der Hand. Aus diesen Erfahrun- gen können und müssen wir lernen.
Ebenfalls dargestellt in diesem Papier ist aber auch: Entscheidend erleichtert und berei- chert wird die Arbeit an Schule durch multiprofessionelle Teams, in denen Schulsozialar- beit, Schulpsycholog*innen, DaZ-Sprach-Fachkräfte, Sprach- und Kulturmittler*innen so- wie Schulassistenzen Hand in Hand und in gutem Austausch mit der Jugendhilfe arbei- ten. Erst so wird Schule wirklich inklusiv.
Daher haben wir auch in den vergangenen Jahren schon, wie Sie es in Ihrem Antrag fordern, die Schulsozialarbeit verstärkt gefördert, auch finanziell, die Summen können Sie dem Antragstext entnehmen. Wir haben mit den Schulträgern eine Rahmenvereinba- rung geschlossen und mit ihrer Weiterentwicklung begonnen.
Ein Beispiel dafür ist die im vergangenen Jahr aus dem Projekt „PRO-Jung“ hervorge- gangene Handreichung, die Lehrkräfte für psychische Belastungen von Schüler*innen sensibilisiert und sie so unterstützt. Strukturen und Routinen schaffen, Selbstwirksamkeit fördern, mit Eltern kooperieren, für all diese Instrumente bietet die Handreichung prakti- sche Anleitungen.
Unterstützung erhoffen wir uns nun auch noch aus dem geplanten Startchancen-Pro- gramm des Bundes. Eine der drei Säulen des Programms sieht vor, Schulen in schwieri- gem Umfeld mit mehr Mitteln für Schulsozialarbeit auszustatten. Damit diese schon früh- zeitig im Bildungsverlauf wirken kann, sollten aus unserer Sicht zunächst vor allem die Grundschulen Unterstützung erhalten. Und damit das Geld da ankommt, wo es am drin- gendsten benötigt wird, wünschen wir uns, dass die Mittel nicht nach Königsteiner Schlüs- sel vergeben werden, sondern nach sozialen Kriterien.
Doch wofür müssen wir das Geld letztlich einsetzen? Auch hierzu liefert das mit den Per- spektivSchulen erarbeitete Papier Ansätze und Ideen: Sie wünschen sich für ihre Lehr- kräfte mehr Kenntnisse in pädagogischer Gesprächsführung, über das Schulgesetz, zu rechtlichen Grundlagen des Kinderschutzes und des Sozialgesetzbuches – Schulsozial- arbeiter*innen können das vermitteln.
Sie wünschen sich außerdem mehr pädagogisch qualifizierte Angebote, die den Schul- alltag neben dem Unterricht um wichtige Aspekte bereichern – Schulsozialarbeiter*innen können das gestalten. Sie wünschen sich effektive soziale Kompetenztrainings für alle Klassen – Schulsozialarbeiter*innen können das leisten.
Schulsozialarbeit kann also soziale Ungleichheit und daraus entstehende Chancenun- gleichheit verringern. Es wäre aber viel zu kurz gegriffen, sie als reine Symptombekämp- fung zu begreifen. Vielmehr bietet sie Chancen für eine umfassende Verbesserung des Schulklimas und der Lernumgebung, wenn sie gut in den Schulalltag integriert ist.
Dazu gehört auch die Selbstverständlichkeit an Schulen in multiprofessionellen Teams zu arbeiten – und das nicht nur an den Perspektivschulen: An der Eilun Feer Skul durfte ich das erfahren, als bei dem Aufnahmegespräch für meinen Sohn die Schulsozialarbei- terin ganz selbstverständlich neben dem Schulleiter dabei war.
Ein Gespräch mit der Schulsozialarbeiterin oder dem Schulsozialarbeiter darf nicht als Hilferuf empfunden werden, als „mit mir stimmt etwas nicht“. Sie muss für Schüler*innen, Eltern und Lehrkräfte ein natürlicher Bestandteil einer guten Lernumgebung sein.

2 Denn letztlich kann den oft multiplen Herausforderungen vor denen Schüler*innen und Familien heute stehen nur mit multiprofessionellen Teams begegnet werden, die auf Au- genhöhe mit den Lehrkräften zusammenarbeiten und so eine inklusive und chancenge- rechte Schule mitgestalten.
Vielen Dank!
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