Sophia Schiebe zu den TOPS' 7+41: Erzieherinnen und Erziehern eine gute und wohnortnahe Ausbildung ermöglichen
Heimo Zwischenberger Pressesprecher der SPD-Landtagsfraktion Adresse Düsternbrooker Weg 70, 24105 Kiel Telefon 0431 988 1305 Telefax 0431 988 1308 E-Mail h.zwischenberger@spd.ltsh.de Webseite www.spd-fraktion-sh.de Es gilt das gesprochene Wort!Hinweis: Diese Rede kann hier als Video abgerufen werden: http://www.landtag.ltsh.de/aktuelles/mediathekLANDTAGSREDE – 12. Mai 2023Sophia Schiebe: Erzieherinnen und Erziehern eine gute und wohnortnahe Ausbildung ermöglichen TOP 7+41: Gesetz zur Änderung des Kindertagesförderungsgesetzes sowie Fachkräftemangel in Kitas (Drs. 20/832, 20/965, ÄndA 20/994, ÄndA 20/1004, 20/967)„Ich muss Ihnen ein Geständnis machen: dies hier ist nur der zweit schönste Landtag. Unsere Kolleginnen und Kollegen im Mecklenburg-Vorpommern können im wunderschönen Schweriner Schloss tagen. Das Schloss war in jüngster Geschichte jedoch nicht immer ein politischer Ort. Nach der Auflösung der Länder in der DDR im August 1952 wurde der Landtag im Schloss geschlossen und auch die anderen dort untergebrachten Behörden zogen aus. In Rekordzeit wurden vom Keller bis zu den Dachkammern Doppelstockbetten und Schulbänke aufgestellt. 275 angehende Erzieherinnen sollten von nun an dort auf ihren Beruf vorbereitet werden. 1963 war eine von ihnen Elke Schiebe. Meine Oma.Eigentlich wollte sie Grundschullehrerin werden. Doch es gab dafür nicht ausreichend Plätze. Klar war aber, mit Kinder wollte sie arbeiten. Sie selber hatte eine schöne Kindheit, mit vielen Freiheiten. Das wollte sie weitergeben. Auch haben ihre Grundschullehrkräfte sie sehr geprägt. Sie waren ihre Vorbilder. Unsere Erzieherinnen und Erzieher sind für unsere Kinder Vorbilder. Sie machen ihre Arbeit mit viel Herz. Doch unsere pädagogischen Fachkräfte sind ausgebrannt. Fehlende Kolleginnen und Kollegen führen zu Gruppenschließungen, Überforderungen und noch mehr Krankheitsausfällen. Wir brauchen endlich eine ganzheitliche Strategie zur Fachkräftegewinnung.Zwei Jahre dauerte ihre Fachausbildung zur „Kindergärtnerin“, wie es damals hieß. „Eine richtig gute Ausbildung war das“, so meine Oma. Alles war auf die Kinder ausgerichtet und stark an den Alltag als Erzieherin orientiert. Ein Tag in der Woche war Praxistag. Dort musste das Erlernte angewandt werden und es wurden Lehrproben durchgeführt. Von der guten Ausbildung habe sie ihr ganzes Berufsleben profitiert. Wir sind in der Verantwortung unseren angehenden Erziehern und Erzieherinnen eine gute und wohnortnahe Ausbildung zu 1 ermöglichen. Dass beispielsweise in Heide und Husum jetzt PiA-Klassen abgesagt werden mussten und angehende Erzieherinnen und Erzieher diesen Sommer nicht ihre Ausbildung starten können, zeigen jedoch das Gegenteil.Alle Fachschülerinnen haben vom Staat ein Stipendium erhalten. Die Unterkunfts- sowie Verpflegungskosten wurden vorab abgezogen und der Rest wurde dann ausgezahlt. „Ohne das Stipendium hätten wir alle das nicht machen können. Unsere Eltern hatten ja kein Geld.“, so meine Oma. 60 Jahre nach dem Beginn der Ausbildung meiner Oma sind wir nicht der damaligen Zeit voraus, sondern hinken zwei bis drei Schritte hinter ihr zurück: das Bafög ist nicht allen bekannt oder die Auszubildenden haben keinen Anspruch darauf, die Ausbildung ist weiterhin nicht vergütet. Ob man so junge Menschen für die Ausbildung begeistern kann, ist fraglich.Nach der Ausbildung ging es direkt in die Praxis. Für sie hieß die erste Station: Rossow. Einem kleinen Ort in Vorpommern. Dort sammelte sie nicht nur erste Erfahrungen im Arbeitsleben, sondern fand auch ihre große Liebe, meinen Opa Wolfgang. Besonders gefallen hat ihr an ihrer Arbeit das Zusammensein mit den Kindern. Eine enge Bindung aufbauen zu den Kindern und Eltern war ihr besonders wichtig. Ohne diese enge Bindung gelinge es nicht, die Kinder auf ihren Weg vorzubereiten und sie Teil der Gesellschaft werden zu lassen. Das beste an der Arbeit war aber das morgendliche Ankommen der Kinder: „In keinem anderen Beruf wird man so herzlich begrüßt, wie im Kindergarten.“Durch ihre jahrelange berufliche Erfahrung weiß meine Oma genau, dass Kitas für die Entwicklung der Kinder sehr bedeutsam sind. Hier lernen Kinder andere Kinder kennen und wie man mit ihnen sozial interagiert. Vor allem das gemeinsame Mittagessen trägt dazu bei. Die Kinder lernen wie man isst, was gesundes Essen sei und das es einfach ein schönes Gefühl ist, zusammen zu essen. Schade, dass aktuell immer mehr Kinder in Schleswig-Holstein vom Mittagessen abgemeldet werden, weil die Eltern sich das nicht mehr leisten können oder aufgrund der Kita-Gebühren erst gar nicht in der Kita ankommen.Den heutigen Erziehern und Erzieherinnen möchte meine Oma mitgeben, dass es wichtig sei, das man sich in die Kinder hineinversetzen kann und dass man stets das Gute in ihnen sieht. Damit die Erzieherinnen und Erzieher dies berücksichtigen können, brauchen sie ausreichend Zeit. Eine Erhöhung der Vor- und Nachbereitungszeit wäre daher ein wichtiger Schritt.Auch wenn meine kleineren Cousinen etwas enttäuscht waren, dass meine Oma als Bewohnerin eines Schlosses keine Königin geworden ist. Ich bin stolz darauf, Enkeltochter einer Erzieherin zu sein. Erzieher und Erzieherinnen haben einen einschneidenden Einfluss 2 darauf, wie wir uns entwickeln. Dies sollten wir endlich wertschätzen. Eine vergütete Ausbildung und bessere Rahmenbedingungen sind das mindeste was wir tun können. Ihr Gesetzentwurf erfüllt dies jedoch mitnichten. Anderes als ihn abzulehnen, bleibt uns daher nicht übrig.“ 3