Navigation und Service des Schleswig-Holsteinischen Landtags

Springe direkt zu:

Diese Webseite verwendet ausschließlich für die Funktionen der Website zwingend erforderliche Cookies.

Datenschutzerklärung

Pressefilter

Zurücksetzen
11.05.23
16:23 Uhr
SPD

Sophia Schiebe zu TOP 16: Wir dürfen den Musikunterricht nicht verstummen lassen

Heimo Zwischenberger Pressesprecher der SPD-Landtagsfraktion
Adresse Düsternbrooker Weg 70, 24105 Kiel Telefon 0431 988 1305 Telefax 0431 988 1308 E-Mail h.zwischenberger@spd.ltsh.de Webseite www.spd-fraktion-sh.de Es gilt das gesprochene Wort!

Hinweis: Diese Rede kann hier als Video abgerufen werden: http://www.landtag.ltsh.de/aktuelles/mediathek

LANDTAGSREDE – 11. Mai 2023
Sophia Schiebe: Wir dürfen den Musikunterricht nicht verstummen lassen TOP 16: Förderung von Musikschulen durch ein Musikschulfördergesetz (Drs. 20/804, AltA 20/992, ÄndA 20/1008)
„Wo sich eine Tür schließt, öffnet sich eine andere. So sahen das die Musiklehrkräfte aus Lübeck im Jahre 1978. Ein Jahr zuvor zeichnete sich ab, dass die damalige Musikschule insolvent gehen würde. Gemeinsam schlossen sie sich zusammen und entwickelten ein Konzept für eine moderne Musikschule. Musikunterricht für alle Lübeckerinnen und Lübecker war das Ziel: Kurze Anfahrtswege, ein niedrigschwelliger Unterricht und bezahlbar für die Familien. Das Konzept ging auf: bereits im Gründungsjahr musizierten 450 Schülerinnen und Schüler in der neuen Schule. Heute spielen mehr als dreimal so viele Geige, Klavier oder Gitarre, singen im Chor oder tanzen zu mitreißender Musik. Doch etwas ist mittlerweile anders.
Rolf Bauer ist Gründungsmitglied der Lübecker Kunst- und Musikschule in Lübeck und ist auch noch heute als Vorsitzender der Schule mit vollem Herzen dabei. Er macht sich derzeitig große Sorgen. Den Musikschulen in Schleswig-Holstein geht das Geld aus. Der Ursprungsgedanke, allen Kinder- und Jugendlichen Musikunterricht zu ermöglichen, sieht er nicht mehr gegeben. Die aktuellen Kosten für die reine Aufrechterhaltung der Schule sorgen dafür, dass die Unterrichtsgebühren derartig hoch ausfallen, sodass sie nicht mehr von allen Eltern bezahlt werden können. Der Gründungsgedanke war schlichtweg ein anderer.
Alle Kinder haben ein Recht auf kulturelle Bildung. In mehreren Artikeln der UN- Kinderrechtskonvention wird das Recht auf kulturelle Teilhabe festgehalten. Dieses Recht macht deutlich, dass alle Kinder unabhängig von Herkunft, Wohnort, sozialer Lage, Kultur- oder Kita-Angebot Zugang zu Kultur haben müssen. Für die Entwicklung unserer Kinder ist es wichtig, dass sie früh malen, tanzen oder musizieren können, darin sind wir uns einig.
Und wir alle wissen doch, wie viel Freude und Glück Musik in uns auslöst. Wenn man Freitagnachmittags durch die Räume der SPD-Fraktion wandert, hört man unseren Parlamentarischen Geschäftsführer Kai Dolgner regelmäßig nach einer anstrengen

1 Arbeitswoche E-Gitarre im Büro spielen. Ich selber habe in der Grundschule Blockflöte gelernt und habe damit wahrscheinlich nicht immer nur für Glück und Freude in meinem Umfeld gesorgt, aber der Gedanke ist doch derselbe: wir machen das, weil es uns erfüllt. Darum tanzen wir nachts in den Clubs unserer Stadt und darum läuft auf dem Weg zur Arbeit das Radio.
Und damit auch in Zukunft Musik Bestandteil unser aller Leben ist, müssen wir am Ursprung ansetzen: Zu wenig Musiklehrkräfte bewerben sich an unseren Musikschulen oder beginnen ein Referendariat in unseren Schulen. Laut Lehrkräftebedarfsprognosetool müssten bis 2032 ganze 973 Musiklehrkräfte für unsere Grundschulen eingestellt werden. Die Studierenden an unseren Hochschulen könnten sieben Prozent dieses Bedarfs decken. An den Gemeinschaftsschulen liegt dieser Wert bei 31 Prozent, an den Gymnasien bei 39 Prozent. Denn wer als Musiklehrkraft tätig sein will, für den reicht das Abiturzeugnis allein nicht aus, um an einer Hochschule Musik zu studieren. Wer also nicht privaten Musikunterricht genommen hat, wird schwer Musiklehrkraft werden können. Die Studienvorbereitung im Musikbereich findet in erheblichem Maße außerschulisch statt.
Daher liebe Landesregierung: Lassen Sie es nicht zu, dass der Geldbeutel darüber entscheidet, ob ein Kind Geige, Klavier oder Flöte lernen kann. Lassen Sie es nicht zu, dass unsere vielfältigen Kultureinrichtungen schließen müssen , weil die gestiegenen Kosten sie dazu zwingen. Lassen Sie nicht zu, dass die Musik an unseren Schulen verstummt, weil wir keine ausgebildeten Lehrkräfte mehr haben.
Unterstützen Sie unsere Musikschulen und Kultureinrichtungen und bringen Sie endlich einen Gesetzentwurf auf den Weg. Damit auch in Zukunft unsere Kinder Oma und Opa schiefe Lieder zu Weihnachten vorspielen können.“



2