Martin Habersaat zu TOP 15: KMK-Expert*innen mahnen tiefgreifende Veränderungen des Bildungssystems an
Heimo Zwischenberger Pressesprecher der SPD-Landtagsfraktion Adresse Düsternbrooker Weg 70, 24105 Kiel Telefon 0431 988 1305 Telefax 0431 988 1308 E-Mail h.zwischenberger@spd.ltsh.de Webseite www.spd-fraktion-sh.de Es gilt das gesprochene Wort!Hinweis: Diese Rede kann hier als Video abgerufen werden: http://www.landtag.ltsh.de/aktuelles/mediathekLANDTAGSREDE – 15. Dezember 2022Martin Habersaat: KMK-Expert*innen mahnen tiefgreifende Veränderungen des Bildungssystems an TOP 15: Bericht zum Gutachten „Digitalisierung im Bildungssystem: Handlungsempfehlungen von der Kita bis zur Hochschule“ der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der Kultusministerkonferenz (Drs. 20/400) „Der Digitalpakt läuft in Schleswig-Holstein schlechter als anderswo. Das hat im Wesentlichen drei Gründe:1. Bürokratie. Erst im August 2021 konnte sich die Landesregierung zu einem verschlankten Fast-Track-Verfahren durchringen – zu diesem Zeitpunkt waren andere Länder bereits fast fertig.2. Ein falsches Grundverständnis von der Digitalisierung der Schulen. Die Landesregierung verlangt von Schulen und Schulträgern, das Rad jeweils überall neu zu erfinden.3. Sparen an der falschen Stelle Die Bedingungen des Digitalpakts sind für die Schulträger in keinem Bundesland so unfreundlich gestaltet worden wie in Schleswig-Holstein.Mehr darüber und über das Warten auf Quantum-Man lässt sich im Protokoll des November- Plenums nachlesen. Die Corona-Pandemie hat die Dringlichkeit in allen Etappen des Bildungssystems verstärkt, digitale Medien für Bildungsprozesse von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen besser zu nutzen. Nun ringen sich CDU und Grüne zu einem Antrag durch, die die Digitalisierung im Bildungssystem in den Blick nimmt. Aber es geht nicht etwa um klare Zielbestimmungen für Schleswig-Holstein. Es geht nicht einmal um Konsequenzen, die die Landesregierung aus dem Gutachten „Digitalisierung im Bildungssystem: Handlungsempfehlungen von der Kita bis zur Hochschule“ der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der Kultusministerkonferenz ziehen möchte.Es geht um einen mündlichen Bericht über das Gutachten. Den Bericht der SWK sinnerfassend zu lesen, kann einem Parlament zugetraut werden. Wichtig ist doch die Frage, was man jetzt 1 damit macht. Wenn jetzt alle Landesregierungen die paar Punkte raussuchen, die sie schon angefangen haben und sich alle zuständigen Minister*innen vor die Parlamente stellen und sich selbst auf die Schulter klopfen, kann man sich solche Berichte sparen. Es sind zahlreiche Dickschiffe in diesem Bericht enthalten, für Kita, Schule und Berufliche Bildung. Es geht um tiefgreifende Veränderungen des Bildungssystems in allen Bildungsetappen. Und zwar nicht, weil die Digitalisierung ein Selbstzweck ist, sondern weil junge Menschen auf eine immer digitaler werdende Welt vorbereitet werden sollen und weil Lehren und Lernen so verbessert werden können.Zum Beispiel:Für die Kitas wird die Aufnahme der Digitalisierung in die Leitlinien zum Bildungsauftrag gefordert, verbunden mit entsprechender Ausstattung und Fortbildung. Machen Sie das, Frau Touré? Als Unterstützung für die Schulen wird die Einrichtung länderübergreifender Zentren für digitale Bildung angemahnt, um digitale Tools für den Fachunterricht theoretisch und empirisch fundiert zu entwickeln. In der Beruflichen Bildung soll ein Paradigmenwechsel erfolgen zu einer produktiven Ausrichtung der Ausbildungsgänge. Wird das verknüpft mit den konzeptionellen Überlegungen zum Masterplan, Frau Prien? Und wie reagieren Sie auf den angemahnten Aufholbedarf im Übergangssektor? Für die Prüfungen an Hochschulen sollen digitale Technologien genutzt werden und eine Anpassung der Lehrverpflichtungsordnung für die Hochschulen erfolgen. Trauen Sie sich an die Lehrverpflichtungsordnung?Wir brauchen eine Kraftanstrengung aller Akteure im Bildungssystem, wir brauchen Innovationsbereitschaft und wir brauchen hohe Investitionen, um das Bildungssystem erfolgreich und zukunftsfähig für die dauerhaften Anforderungen einer digitalisierten Welt aufzustellen. In der Studie heißt es: „Die empirischen Befunde deuten darauf hin, dass die Lehrkräftebildung bislang noch nicht systematisch darauf ausgerichtet ist, die digitalisierungsbezogenen Kompetenzen von Lehrkräften und in der Folge von Schüler:innen zu fördern.“Aus Schleswig-Holstein können wir das insofern bestätigen, als wir wissen, dass die Dienstgeräte der Lehrkräfte in deren Aus- und Weiterbildung derzeit keine Rolle spielen. Da das Mitbringen privater Geräte nicht gefordert werden kann, möge sich jeder selbst ausmalen, welche Rolle digitale Endgeräte insgesamt spielen.Und wenn wir gelegentlich monieren, zu vieles hänge an den Schulen vom Zufall ab, formuliert die WSK: „Die Qualifizierung des Personals in Aus-, Fort- und Weiterbildung erscheint bislang 2 nicht systematisiert, sodass von einer starken Heterogenität der Kompetenzen, Erfahrungen und Einstellungen auszugehen ist.“ Als Grundvoraussetzung für das ganze Unterfangen formuliert die WSK: Die technische Infrastruktur und die rechtlichen Rahmenbedingungen müssen gegeben sein.Frau Prien, Sie waren jetzt ein Jahr lang als KMK-Vorsitzende qua Amt an der Spitze der Bewegung. Jetzt warten wir gespannt darauf, wie Sie Schleswig-Holsteins Bildungssystem auch dahin bringen. Dabei wünschen wir Ihnen regierungstragende Abgeordnete, die eines Tages auch die Kraft zu eigenen Beschlüssen finden!“ 3