„Jugend erinnert“ hat die Gedenkstättenarbeit und Erinnerungskultur in Schleswig-Holstein zukunftsweisend aufgestellt
Nr. 21 / 8. Dezember 2022 „Jugend erinnert“ hat die Gedenkstättenarbeit und Erinnerungskultur in Schleswig-Holstein zukunftsweisend aufgestelltSeit 2020 haben drei wegweisende Projekte die Bildungsarbeit an KZ- Gedenkstätten in Schleswig-Holstein neu aufgestellt und innovative Wege aufgezeigt, um neue Zielgruppen zu erreichen. Nach der dreijährigen Projektlaufzeit im Rahmen des Bundesprogramms „Jugend erinnert“ laufen die Vorhaben zum Ende des Jahres 2022 aus.Für Schleswig-Holstein bewilligte die Bundesregierung drei Vorhaben: die beiden Multiplikator*innenprojekte „Mehr als Vergangenheit“ (KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund in Kooperation mit der KZ-Gedenkstätte Husum- Schwesing und der Nordsee-Akademie) und „Erinnerung ins Land tragen!“ (KZ- Gedenkstätte Kaltenkirchen) sowie das auf internationale Jugendarbeit und digitale Angebote zielende Projekt „Was geht uns das an?“ (Gedenkstätte Ahrensbök). Die gesamte Projektförderung betrug 700.000 EUR. Die Bürgerstiftung Schleswig- Holsteinische Gedenkstätten (BGSH) und der Landesbeauftrage für politische Bildung unterstützen jedes Projekt jeweils mit 3.500 EUR, also insgesamt mit 21.000 EUR.Zum Abschluss der Projekte erklären die Projektträger und -leitungen:„‘Mehr als Vergangenheit‘ ist ein gelungenes Beispiel dafür, wie innovative Bildungsarbeit im ländlichen und strukturschwachen Raum gelingen kann. Vom Anfang bis zum Ende haben alle Kooperationspartnerinnen und -partner ein Projekt umgesetzt, das die nordfriesische Gedenkstättenarbeit nachhaltig positiv beeinflusst. Die Projektleiterin Charlotte Haugg hat maßgeblich dazu beigetragen, dass ‚Mehr als Vergangenheit‘ auch über die Landesgrenzen hinaus Wirkung zeigen konnte. Es ist sehr bedauerlich und beinahe fahrlässig, dass dieses Projekt nun ausläuft und keine anknüpfenden Förderprogramme ausgeschrieben sind“, so Aaron Jessen, Direktor Nordsee Akademie Leck.Johanna Jürgensen, Leiterin der KZ-Gedenkstätte Husum-Schwesing, ergänzt: „Wir haben es sehr begrüßt, im Rahmen von ‚Mehr als Vergangenheit‘ die KZ- Gedenkstätte Husum-Schwesing einem neuen Personenkreis zugänglich machen zu können. Außerdem war das Projekt ein willkommener Anlass, mit anderen Anbietern in Nordfriesland zusammenzuarbeiten.“Philipp Cordts, pädagogischer Mitarbeiter der KZ-Gedenkstätte Husum-Schwesing, ist beeindruckt, wieviel Wissen und Engagement bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Projekts vorhanden war: „Dadurch waren die Fortbildungen weniger ein ‚wir erzählen wie es geht‘, sondern viel mehr ein Austausch und Diskussionsforum zum Thema KZ-Gedenkstätten und Erinnerungskultur.“Die Leiterin der KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund, Katja Happe, zieht ebenfalls ein positives Fazit: „Die vielen Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus ganz Deutschland kennenzulernen, war eine echte Bereicherung, auch weil neue Guides für die Arbeit an den nordfriesischen KZ-Gedenkstätten gewonnen werden konnten.“„Das Aus- und Fortbildungsprojekt ‚Erinnerung ins Land tragen!‘, in deren Rahmen 85 Personen für die gedenkstättenpädagogische Arbeit in Schleswig-Holstein ausgebildet worden sind, ist ein Quantensprung für die KZ-Gedenkstätte Kaltenkirchen und für die Erinnerungskultur in Schleswig-Holstein insgesamt“, so Marc Czichy, Leiter der KZ-Gedenkstätte Kaltenkirchen.Freya Kurek, Leiterin des Projekts betont zudem: „Durch ‚Erinnerung ins Land tragen!‘ konnten wir nicht nur neue junge Menschen gewinnen, die sich nun an den Gedenkstätten in Schleswig-Holstein engagieren und innovative Bildungsarbeit leisten. Wir haben auch mit vielen jungen Menschen darüber diskutiert, warum die Auseinandersetzung mit der NS-Geschichte auch für uns heute wichtig ist. Das Projekt hat dadurch nicht nur ‚Erinnerung ins Land getragen‘, sondern auch für demokratische und menschenrechtliche Fragen der Gegenwart sensibilisiert. Eine Weiterführung der begonnenen Arbeit wäre daher wichtig und begrüßenswert.“Die Vorsitzende des Trägervereins der Gedenkstätte Ahrensbök, Ingaburgh Klatt ergänzt zum Projekt „Was geht uns das an?“: „In diesen drei Jahren konnte ich erleben, wie junge Menschen zu sensibilisieren sind für das Unrecht, das im Nationalsozialismus geschah und wieder geschehen kann. Das war sehr berührend und eine Hoffnung für die Zukunft unserer Gesellschaft.“Daniel Hettwich, Flüchtlingsbeauftragter des Kirchenkreises Ostholstein erläutert: „Der Kirchenkreis Ostholstein hat die Kooperation mit dem Projekt als eine große 2 Bereicherung empfunden. Bei dem gemeinsam gestalteten Videotagebuch und organisierten internationalen Jugendlagern haben sich durch das Projekt ‚Was geht uns das an?‘ junge Menschen aus den unterschiedlichsten Nationen kennengelernt. Dabei entstand ein ausgeprägtes „Wir-Gefühl“ und das Interesse voneinander zu lernen.“Sebastian Sakautzki, Leiter der Gedenkstätte Ahrensbök und Projektleiter „Was geht uns das an?“: „Das Projekt ‚Was geht uns das an?‘ ist ein riesiger Zugewinn für die Gedenkstätte Ahrensbök. Wir haben durch die engagierten Teilnehmer*innen beim Aufbau einer WebApp und den Internationalen Jugendbegegnungen wichtige Impulse für unsere zukünftige Arbeit bekommen, konnten Kooperationen mit Projektpartnern verstetigen oder sogar neue knüpfen. Auch vom stetigen Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen der anderen Jugend-erinnert-Projekten haben wir gerade im Bereich der Vermittlungsarbeit nachhaltig profitiert.“„Wir sind froh, diese lebendigen, attraktiven und erfolgreichen Projekte gefördert und unterstützt zu haben. Die drei ‚Jugend erinnert‘-Projekte wirkten wie ein erfrischender und innovativer Impuls. Sie haben besonders junge Menschen erreicht und diese sowohl mit Themen und Methoden der Vermittlungsarbeit vertraut gemacht als auch in ihrer demokratisch-menschenrechtlichen, auf historisch-politischem Wissen gründenden Haltung gefördert.“ Angesichts der gesellschaftlichen Umbrüche und Krisen sei dies ein wichtiger Beitrag zur Stärkung außerschulischer Bildungsangebote und eines kritischen Geschichtsbewusstseins. „Umso wünschenswerter wäre, die Projekte nachhaltig und finanziell auf sichere Grundlagen stellen zu können“, so Harald Schmid (Bürgerstiftung Schleswig-Holsteinische Gedenkstätten) und Hauke Petersen (Landesbeauftragter für politische Bildung).Für Rückfragen steht Ihnen Hauke Petersen, Stellvertreter des Landesbeauftragten für politische Bildung, Tel.: 0431/988-1643, E-Mail: hauke.petersen@landtag.ltsh.de, zur Verfügung. 3