Christian Dirschauer: Keine Förderung von Gutverdienern nach dem Gießkannenprinzip!
PresseinformationKiel, den 23.11.2022Es gilt das gesprochene WortChristian DirschauerTOP 36+59 Wärmenetze als Rückgrat einer bezahlbaren Wärmeversorgung in Schleswig-Holstein und Förderprogramm für Nah- und Fernwärmenetze auf den Weg bringen Drs. 20/381 und 20/418„Die, die sich das Gesamtpaket aus PV-Anlage auf dem Dach, Wärmepumpe imHaus und Wallbox für den Stromer vor der Tür leisten können, kann mannatürlich fördern. Der Klimaschutz ist aber eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und auch Menschen mit kleinem und mittlerem Einkommen müssenvon Förderinstrumenten profitieren.“Spätestens seit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine und dem Wegfall der russischen Gaslieferungen nach Deutschland, ist die Energieversorgung massiv in den politischen Fokusgerückt. Wenn wir ehrlich sind, haben wir uns davor, wider besseren Wissens, viel zu lange darauf ausgeruht, dass das Erdgas doch eine gute Brückentechnologie sei, besser als die Kohle allemal. Das ist zwar nicht grundfalsch, aber die Wahrheit ist es eben auch nicht. Erdgas ist und bleibt einfossiler Energieträger mit allen klimaschädlichen Wirkungen. Und noch immer heizen in Deutschland fast 70 % der Haushalte mit Gas oder Öl. Umso besser, dass nun endlich Alternativen Düsternbrooker Weg 70 Norderstr. 74 24105 Kiel 24939 Flensburg/Flensborg +49 (0)431 - 988 13 80 +49 (0)461 - 144 08 300 ( ( 2in den Mittelpunkt rücken. In meiner Heimatstadt Flensburg, wo über die Stadtwerke 98% der Verbraucher an das Wärmenetz angeschlossen sind, wissen wir das schon lange: Die flächendeckende Versorgung mit Fernwärme kann eine davon sein. Aktuell werden in ganzSchleswig-Holstein ca. 11 % der Haushalte mit Fernwärme versorgt. Bei unseren Nachbarn in Dänemark sind es immerhin 66%. Da ist also noch viel Luft nach oben. Und wir begrüßen es sehr, dass der Ausbau nun mit entsprechenden Förderinstrumentenvorangebracht werden soll. Aber auch hier müssen wir ehrlich sein: zwar ist die Energieeffizienz der Fernwärme immer höher als die einer privaten Gastherme, aber ein wirklich wirksamer Beitrag zur Energiewende kann die Fernwärme erst werden, wenn sie primär aus erneuerbaren Energienstammt. Die Fernwärme aus der Kohleverstromung kann nur ein Übergang sein, nicht aber die Zukunft. In Flensburg schreiten die Pläne voran, die Wärme künftig mit Hilfe von Großwärmepumpen zuerzeugen, die wiederum mit Strom aus erneuerbaren Quellen betrieben werden. Auch die vielen lokalen Nahwärmenetze, die aus der Abwärme von Biogasanlagen gespeist werden, sind schon jetzt ein vielversprechender Beitrag zur CO2-neutralen Energieversorgung. DieFernwärmeversorgung hat aber auch einige eingebaute Nachteile, die der politischen Regulierung bedürfen. Der Kunde ist nach Anschluss an das Wärmenetz an einen Monopolisten gebunden, der ihm die Wärme liefert.Viele Wärmeversorger erhöhen aktuell drastisch die Preise, oft, ohne dass für die Kunden richtig transparent wird, warum. Während die Unternehmen auf der einen Seite den produzierten Stromzu sehr hohen Preisen am Markt verkaufen und damit Überschüsse erzielen, erhöhen sie auf der anderen Seite die Wärmepreise. Wir dürfen nicht zulassen, dass Fernwärme, wie in manchen Gemeinden aktuell geschehen, zur Kostenfalle wird, wo die Anbieter völlig intransparent die Preise verdoppeln und den Kunden nichts anderes übrigbleibt, als zu zahlen. Verbraucherschutz gehtanders! Den aber schulden wir den Menschen im Land, gerade in diesen schwierigen Zeiten! In Dänemark hat man gesetzlich geregelt, dass Fernwärmeerzeuger am Verkauf der Wärme kein Geld verdienen dürfen. Hier muss die Gesetzgebung auf Bundesebene angepasst werden, um denVerbraucherschutz im deutschen Fernwärmemarkt zu verbessern. Was wir für den Ausbau der Wärmenetze zunächst benötigen, ist eine Übersicht: wo stehen schon heute Wärmenetze zur Verfügung und wo können diese perspektivisch errichtet werden. Und dasbrauchen wir nicht in zehn Jahren sondern so schnell wie möglich. 3Nichts wäre absurder als wenn die Menschen heute Zuschüsse für eine Wärmepumpe für ihr Haus beantragen und im kommenden Jahr wird dann das Quartier an ein Wärmenetz angeschlossen. Das ist kopflos. Bevor also die Landesregierung Fördergelder für neue Heizsysteme in Aussichtstellt, müssen wir wissen: wo wird es bald Wärmenetze geben und wo eher nicht. Und da wo diese keine Option sind, müssen wir zielgerichtet diejenigen fördern, die selbst nicht oder nur knapp die Mittel haben, um die Gastherme oder die Ölheizung auszutauschen. Daher geben wir dem Antragder SPD-Fraktion zum Ausbau der Wärmenetze gern unsere Stimme. Eine Förderung von Gutverdienern nach dem Gießkannenprinzip, wie im Antrag der Regierungsfraktionen vorgesehen, darf es nicht geben. Die, die sich das Gesamtpaket aus PV-Anlage auf dem Dach, Wärmepumpe im Haus und Wallbox für den Stromer vor der Tür leisten können, kann man natürlich fördern. Der Klimaschutz ist aber eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und auch Menschen mit kleinem und mittlerem Einkommen müssen vonFörderinstrumenten profitieren. Sonst bleibt es bei einem Programm für Besserverdienende. Das ist sozial ungerecht, das tragen wir nicht mit und werden uns entsprechend enthalten.Hinweis: Diese Rede kann hier ab dem folgenden Tag als Video abgerufen werden:http://www.landtag.ltsh.de/aktuelles/mediathek/