9. November: Landtagspräsidentin Herbst hält Gedenkrede im Landtag Mecklenburg-Vorpommern
Nr. 117 / 9. November 20229. November: Landtagspräsidentin Herbst hält Gedenkrede im Landtag Mecklenburg-VorpommernDie Präsidentin des Schleswig-Holsteinischen Landtages, Kristina Herbst, hat heute (Mittwoch) im Landtag Mecklenburg-Vorpommern anlässlich der historischen Ereignisse, die mit dem 9. November verbunden sind, eine Gedenkrede gehalten. Herbst folgte damit der Einladung ihrer Amtskollegin Birgit Hesse, die Gedenkstunde im Plenarsaal des Schweriner Schlosses vor Beginn des Plenums angesichts der engen Partnerschaft der beiden Parlamente mitzugestalten.Für diesen Ausdruck der Wertschätzung danke sie im Namen des gesamten Schleswig- Holsteinischen Landtages, sagte Herbst an die Teilnehmenden und Gäste der Veranstaltung gerichtet. Zu Beginn ihrer Rede würdigte sie, dass auch in Mecklenburg und Vorpommern im Herbst 1989 viele Menschen dazu beigetragen hätten, die Diktatur der SED friedlich zu beenden und den Eisernen Vorhang zum Einsturz zu bringen. „Ohne dieses couragierte Auftreten unter Gefahr für Leib und Leben und der persönlichen Freiheit hätte es kein wiedervereinigtes Deutschland gegeben“, hob die Landtagspräsidentin hervor und erinnerte zeitgleich an diejenigen, die bis 1989 im Widerstand gegen die Diktatur ihr Leben oder ihre Freiheit verloren hatten.Neben Herbst hielten auch Birgit Hesse und der Landesrabbiner des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden in Mecklenburg‐Vorpommern, Yuriy Kadnykov, eine Rede. An den Landesrabbiner richtete die Präsidentin aus Schleswig-Holstein direkt das Wort: „Der Tag des Mauerfalls und die Freude über die Wiedervereinigung darf niemals ohne den 9. November 1938, diese Nacht der Schande, gedacht werden.“ Die Erinnerung an die Pogromnacht und den darauffolgenden Massenmord an Juden, Sinti und Roma, an homosexuellen Menschen, an Menschen mit Beeinträchtigung und an denjenigen, die Widerstand gegen die Tyrannei des Nationalsozialismus leisteten, könne niemals verdrängt und überdeckt werden, betonte Herbst. „Der 9. November macht Licht und Schatten unserer Geschichte sichtbar. Beides gehört zusammen, beides ist Teil unserer Identität. Diese Daten müssen uns ein Ansporn sein, die 2Freiheit, die durch die friedliche Revolution des Jahres 1989 erkämpft wurde, auch in Zukunft entschlossen zu verteidigen. Sonst hätten wir aus der Geschichte nichts gelernt.“In ihrer Gedenkrede im Plenarsaal im Schloss ging Herbst auch auf die gemeinsame Verbindung zwischen den Landtagen ein. „Unsere jahrzehntelange Freundschaft begann mit einer Patenschaft vor 30 Jahren, als der Kieler Landtag den noch jungen Schweriner Landtag beim Aufbau einer Parlamentsverwaltung unterstützte.“ Die damalige Landtagspräsidentin Lianne Paulina-Mürl und der damalige Landtagsdirektor Jürgen Schöning hatten die Hilfe ihrer Landtagsverwaltung beim Aufbau des Landtages von Mecklenburg-Vorpommern angeboten. Ab Anfang September unterstützte Schöning mit insgesamt neun Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern den zwölfköpfigen „Aufbaustab Landtag“ vor Ort in Schwerin. Daneben waren auch Mitarbeiter der Hamburgischen Bürgerschaft und des Deutschen Bundestages im Einsatz – gemeinsam wurde innerhalb von sechs Wochen ein Landtag aus der Taufe gehoben.„Kein leichtes Unterfangen, aber: Der gemeinsame Kraftakt war von Erfolg gekrönt“, unterstrich die schleswig-holsteinische Präsidentin. „Am 26. Oktober 1990 trat der Landtag von Mecklenburg- Vorpommern hier im Schloss zu seiner konstituierenden Sitzung zusammen. Der parlamentarische Neubeginn war gelungen.“ Kurze Zeit später habe die damalige Landtagspräsidentin Paulina-Mürl ihrem frisch gewählten Amtskollegen Rainer Prachtl die Flaggen Mecklenburgs und Pommerns überreicht, die bis dahin das Kieler Landeshaus geziert hatten, berichtete Herbst. „Aus der Patenschaft war eine Partnerschaft geworden. Und diese Partnerschaft währt nun schon über drei Jahrzehnte.“