Lars Harms: Die Leute werden von ihren Sorgen und Nöten erdrückt
Presseinformation Kiel, den 29.09.2022Es gilt das gesprochene WortLars Harms TOP 17+22+36+45A Mittelstand entlasten – Arbeitsplätze und Wirtschaftskraft sichern; Die Landesregierung muss ihre Prioritäten richtig setzen – KiTa-Gebühren jetzt senken!; Ein Pakt mit dem Handwerk für niedrigschwellige Energiesparmaßnahmen; Dringlichkeitsantrag Mündlicher Bericht zur Ministerpräsidentenkonferenz am 28. September 2022 Drs. 20/223; 20/229; 20/279; 20/252; 20/302; 20/311; 20/305„Wir müssen angesichts des Bundespaketes mit Landesmaßnahmennachziehen, zudem in der Ministerpräsidentenkonferenz die richtigenPrioritäten formulieren und entsprechende Gelder in die Hand nehmen. Eskommt jetzt auf die schnelle und unbürokratische Umsetzung von konkretenMaßnahmen an.“ ( ( 2Wir haben das dritte Entlastungspaket der Bundesregierung vorliegen. Die entscheidende Ministerpräsidentenkonferenz – dieses Mal mit dem Bundeskanzler – steht ja erst nächste Woche auf dem Plan. Geholfen werden muss nun endlich vor allem denjenigen, die es wirklich nötighaben: Mittel- und Geringverdiener, Rentner, Studenten sowie Bezieher von Sozialleistungen wie Wohngeld und Arbeitslosengeld II (Hartz 4). Aber: Bislang ist ja noch ist nichts endgültig beschlossen und noch längst nicht umgesetzt. Auf die schnelle Umsetzung von Maßnahmenkommt es aber jetzt an. Zurzeit stehen Millionen Haushalte in Deutschland reale Existenzängste durch. Die Politik muss nun pragmatische und zielgenaue Maßnahmen präsentieren.Für uns auf Landesebene heißt dies: Wir müssen angesichts des Bundespaketes mit Landesmaßnahmen nachziehen, zudem aus den Ergebnissen der anstehenden Ministerpräsidentenkonferenz die richtigen Prioritäten mitnehmen und entsprechende Gelder indie Hand nehmen. Dazu liegen nun zu diesem Tagesordnungspunkt einige Anträge auf dem Tisch.Zunächst zum Stichwort KiTa-Gebühren: Wir stehen in Sachen KiTa vor gravierendenHerausforderungen. Es fehlt an KiTa-Plätzen und Personal, das vorhandene Personal muss dringend entlastet werden, hinzu kommen die Herausforderungen von Inklusion und Integration. Schwarz/Grün hatte eine ähnliche Initiative zur Beitragssenkung im letzten Plenum leiderabgelehnt, aber die Situation für Familien wird ja immer brenzliger, daher bleibt diese Forderung hochaktuell. Inzwischen haben wir hierzu nun drei Anträge vorliegen – von der FDP, von unsgemeinsam mit der SPD sowie kurzfristig nun auch von Schwarz/Grün. Eine geringfügige Absenkung des Beitragsdeckels sowie der Elternbeiträge, wie im Antrag der FDP gefordert, reicht leider nicht aus. Dennoch: Selbst dies wäre zumindest eine kleine Entlastung und besser als nichts. Mit unserem gemeinsamen SSW-SPD-Antrag gehen wir jedoch noch einen ganzgroßen Schritt weiter und formulieren drei konkrete Punkte, über die sich die beitragsfreie KiTa zumindest schrittweise umsetzen ließe. Gerade gestern erst hat Schwarz/Grün den 3. Nachtragshaushalt beschlossen, in dem zu erwartende bis zu 170 Millionen EuroHaushaltsverbesserungen u.a. für Hochbaumaßnahmen und Büroflächenreduzierungsmaßnahmen verplant wurden. Natürlich sind diese 170 Millionen Euro zum jetzigen Zeitpunkt lediglich ein Schätzwert – aber was für einer! Der FDP-Antrag wäre jalocker mehrfach gegenfinanziert gewesen. Zumindest über die anstehenden Wintermonate hätten wir die komplette Beitragsfreiheit einmalig gegenfinanzieren können. Damit hätten wir 3vielen Eltern zumindest für ein paar Monate eine große monatliche Ausgabensorge nehmen können. Die Lösung von Schwarz/Grün lautet nun, einen allgemeinen Härtefallfonds einzurichten, der dann wiederum aufgeteilt werden soll, damit irgendwie alle potenziellen Zielgruppenhalbwegs bedient werden können. Dies ist weder zielgruppengerecht noch schnell und unbürokratisch. Es bleibt für all die Familien im Land zu hoffen, dass hier nun dennoch ein paar Gelder fließen werden; und zwar unkompliziert und schnell. Wir hätten dies anders undweitreichender gelöst, aber immerhin haben wir erreichen können, dass hier nun etwas passiert.Unterstützung brauchen wir auch für unsere Wirtschaft und hier vor allem für unsere vielen KMUin Schleswig-Holstein. Die Stichworte aus unserem gemeinsamen FDP-SSW-Antrag lauten „Mittelstandssicherungsfonds“ und „Steuersenkung auf alle Energieträger“. Im Rahmen der Corona-Hilfsprogramme hat ein solcher Sicherungsfonds bereits gut funktioniert. Und dieAusweitung gerade auch auf kleine und mittelständische Unternehmen – ich denke hier auch und vor allem an unsere gastronomischen Betriebe, an die kleinen Bäckereien, an die Handwerksbetriebe – wäre eine maßgeschneiderte Hilfsmaßnahme für Schleswig-HolsteinsWirtschaft. Der zweite Absatz unseres gemeinsamen Antrages fordert die Absenkung der Steuern auf alle Energieträger im Wirtschaftskontext. Denn genauso wichtig wie die Entlastungen für die Bürgerund Privatverbraucher sind eben auch die Entlastungen für die Wirtschaft und die Unternehmen, um einer gravierenden Insolvenzwelle wie auch massenhaften Abwanderungen vonProduktionsstätten ins Ausland vorzubeugen. Wir müssen zusehen, dass wir den Wirtschaftsstandort Deutschland wieder stärken.Das dritte vorliegende Thema betrifft einen „Pakt mit dem Handwerk“, um Maßnahmen zumKlimaschutz und zur Energieeffizienzsteigerung umzusetzen. In so ähnlicher Form hatte der SPD- Fraktionsvorsitzende diese Zielformulierung ja schon im letzten Plenum eingebracht. Auch damals hatten wir diesen Punkt kommentiert mit der Einschätzung, dass dies zwar ein hehres Ziel ist, dieim Antrag geforderte Umsetzungszeitschiene aber kaum realistisch ist. Es fehlt an Fachkräften, es fehlt an Material, es fehlt an Zeit und es fehlt auch an Geld, wenn man mit einer solchen Maßnahme tatsächlich eine große Wirkung erzielen wollte.Grundsätzlich ist es ja durchaus sinnvoll, sich mit dem Handwerk eng abzustimmen. Zunächst einmal müsste man sich dann aber mal mit den Praktikern zusammensetzen und erörtern, was 4überhaupt realistisch in welchem Zeitrahmen zu welchen Kosten umsetzbar ist. Ein solches Treffen fordert die SPD hier ja auch, aber es ist doch stark zu bezweifeln, dass allein „finanzielle Anreize“ für den geforderten Maßnahmenmarathon ausreichen werden.Darüber hinaus stellt sich angesichts der Finanzierungsvorstellungen ja zwangsläufig die Gerechtigkeitsfrage. Wo zieht man hier die Grenzen zur Förderfähigkeit? Wer würde von diesem Fördertopf unter welchen Vorbedingungen profitieren und wer hätte womöglich „Pech gehabt“,dass er oder sie leider zu große eigene Rücklagen angespart hat und daher – wenn überhaupt – nur anteilige Zuschüsse erhalten kann? Über diesen Antrag und die Details zur Ausgestaltung wäre also noch einmal intensiv zu beraten. Der Alternativantrag von Schwarz/Grün ist ja hingegen eherein Statement und über die Neuauflage des Klimaschutzprogramms werden wir dann sicherlich auch noch mal im Detail sprechen.Insgesamt müssen wir nach all den mühsamen Verhandlungen und Diskussionen jetzt aber auch endlich mal in die konkrete Umsetzung von Entlastungs- und Unterstützungsmaßnahmen kommen. Die Leute werden von ihren Sorgen und Nöten erdrückt; die Politik darf die Bürgerinnenund Bürger angesichts der Gesamtlage nicht länger warten lassen.Hinweis: Diese Rede kann hier ab dem folgenden Tag als Video abgerufen werden:http://www.landtag.ltsh.de/aktuelles/mediathek/