Nr. 56 / 14. Juni 2022


Comic-Kultur erobert Landtag: Vizepräsidentin Raudies eröffnet neue Ausstellung im Landeshaus

„Die Comic-Kultur hat nun endlich auch den Schleswig-Holsteinischen Landtag erobert“ – das stellte Parlamentsvizepräsidentin Beate Raudies am Abend (Dienstag) fest, als sie vor rund 130 Gästen im Plenarsaal die neue Schau „Von den Katzenjammer Kids bis zur freien Szene – Comic-Kult(ur) aus Schleswig-Holstein“ im Landeshaus eröffnete. Die Ausstellung des Kieler Comic-Kollektivs „Pure Fruit“ und der Museumsinsel Lüttenheid (Heide), die bis zum 28. August täglich von 10 bis 18 Uhr zu sehen ist, präsentieren der Landtag und die Investitionsbank Schleswig-Holstein (IB.SH) im Rahmen ihrer gemeinsamen Reihe „Kulturland Schleswig-Holstein“.
„Der Comic ist wichtiger Teil der Popkultur und der Kultur im Allgemeinen“, betonte die Landtagsvizepräsidentin. Längst habe er sich als Kunstform und literarisches Genre emanzipiert. „Die Themen sind breit gefächert – buchstäblich alles kann man in einem Comic, einer Bildgeschichte oder Graphic Novel heute erzählen.“ Dank der besonderen Bild-und-Text-Sprache des Comics ließen sich alle gesellschaftlichen Themenbereiche übersetzen.
Die Politik könne sich von den Comic-Zeichnerinnen und -zeichnern einiges abschauen, erklärte Raudies. „Wir müssen leider feststellen, dass es nicht immer einfach ist, komplexe politische Themen so zu kommunizieren, dass sie von allen Menschen verstanden werden und ihr Interesse wecken.“ Der Comic zeige, dass es manchmal auf die richtige Mischung von Medien ankomme. „Er ist auch deswegen so erfolgreich, weil er Text und Bild zu einer zusammenhängenden, einfach verständlichen Botschaft verschmilzt.“ Eine Comic-Version der Landesverfassung sei trotzdem bisher noch nicht geplant, fügte Raudies mit einem Augenzwinkern hinzu.
Bereits im Vorfeld hatte Erk Westermann-Lammers, Vorsitzender des Vorstandes der IB.SH, betont, Comics aus Schleswig-Holstein seien Kult und Kultur zugleich: „Sie sind wichtige Treiber für innovative Ideen und ein Exportschlager, auf den wir stolz sein können. Ich freue mich sehr, 2

dass wir als Investitionsbank des Landes dazu beitragen können, der ganz besonderen Kunstform des Comics hier im Landeshaus mehr Sichtbarkeit zu verschaffen.“
Gregor Hinz, Zeichner und Mit-Initiator der Ausstellung, hob hervor, dass das Kieler Comic- Kollektiv „Pure Fruit“ besonders die Vielfalt der Comic-Kunst in der jungen Szene darstellen wolle: „Wir präsentieren die Bandbreite an Gestaltungsmöglichkeiten in unseren Comics und in der Ausstellung. Lassen Sie sich überraschen, was Comics alles mehr können, als bunte Bilder zu sein. Eine solche Vielfalt an einem Fleck werden Sie so schnell nicht wiedersehen.“ „Pure Fruit“- Zeichner Tim Eckhorst ergänzte: „Comics sollen zu den Menschen kommen und möglichst viele erreichen.“
Dr. Telse Lubitz, Leiterin der Museumsinsel Lüttenheid in Heide, würdigte besonders die kunst- und kulturhistorische Bedeutung der Comics. „Wir wollen die Comic-Kunst Schleswig-Holsteins, die ihren Ursprung in den Arbeiten der Heider Dirks-Brüder hat, lebendig halten und in die heutige Zeit übertragen. Die 1897 erstmals erschienenen ‚Katzenkammer-Kids‘-Strips prägten die Comic- Kunst und etablierten deren besondere Sprache und Stil mit Sprechblasen und Lautmalerei. Es ist uns eine große Freude, dass das Thema Comic mit dieser Ausstellung nun auch im Herzen der Landeshauptstadt angekommen ist“, sagte Lubitz.
„Special Guests“ des Abends waren Rötger „Brösel“ und Petra Feldmann, Kult-Comiczeichner und Geschäftsführerin des Verlags „Bröseline“. „Comics können verzaubern, zum Nachdenken anregen und ganze Welten erschaffen. ‚Werner‘ hat damals den Zeitgeist getroffen und Generationen bewegt – das war ein besonderes Glück. So etwas Großes schafft man nur mit guten Freunden und einem guten Team“, so Petra Feldmann. Die Ausstellung trage dazu bei, das gemeinsame Werk von ihr und ihrem Mann zu erhalten und in gute Hände zu geben.
Begleitet wurde die Veranstaltung von Dominik Bednarz auf dem Theremin – ein Instrument, dessen Klänge aus Comic-und Trickfilmen vertraut sind.
Acht Holzfiguren, Originalzeichnungen, Pappaufsteller, Acrylbilder und ein ganz besonderes Exponat – das Kult-Motorrad „Satte Literschüssel“ aus dem Film „Werner – Volles Rooää!!“ – laden Besucherinnen und Besucher ein, in gezeichnete Welten einzutauchen. Die unkonventionell gestaltete Schau versammelt einige der wichtigsten Protagonistinnen und Protagonisten der Comic-Kultur in und aus Schleswig-Holstein: von Originalzeichnungen der Dirks-Brüder aus dem Bestand der Museumsinsel Lüttenheid über einschlägige Verlage und bekannte Comic-Größen wie Brösel bis zu einem Streifzug durch die junge Szene, für die etwa das Magazin und gleichnamige Kieler Comic-Kollektiv „Pure Fruit“ steht.



Museumsinsel Lüttenheid mit Klaus-Groth-Museum und Heider Heimatmuseum Lüttenheid 40, 25746 Heide – (0481) 63 742