Jette Waldinger-Thiering: Bund, Länder, Kommunen und Schulträger müssen an einen Tisch
PresseinformationKiel, den 27.01. 2022Es gilt das gesprochene WortJette Waldinger-ThieringTOP 23 Bund-Länder-Kooperation im Bildungsbereich stärken Drs. 19/3559„Ein Bildungsexperte aus Dänemark bescheinigte im vergangenen Jahr: da woDeutschland bei der Digitalisierung der Schulen heute steht, stand Dänemarkzu Beginn der 2000er Jahre. Zwanzig Jahre Rückstand auf unser Nachbarlandim Bereich der Digitalisierung der Schulen! Das kann und darf unseremAnspruch an gute Bildung nicht genügen!“In den letzten zwei Jahren ist viel über unsere Schulen diskutiert worden. Über fehlende digitale Endgeräte, fehlende Fenster zum Lüften und fehlenden Platz zum Abstand halten. Ich hätte mir stattdessen gewünscht, dass wir über Möglichkeiten sprechen können: Möglichkeiten fürkreativen digitalen Unterricht, für neue pädagogische Konzepte, für zeitgemäße, und gut gestaltete Schulgebäude. Möglichkeiten kosten aber leider Geld und Ressourcen. Und daran mangelt es in unserem unterfinanzierten Bildungssystem. Und so bleiben wir unseren Schülern diegute Bildung, die ihnen zusteht, nur allzu oft schuldig. Die Corona-Pandemie mit den lang andauernden Schulschließungen hat uns schmerzlich deutlich gemacht, wie wenig zukunftsfest unser Schulsystem tatsächlich ist. 2Und sie hat uns auch noch einmal aufgezeigt, wie schwierig es ist, Maßnahmen im Bildungsbereich bundesweit abzustimmen. In einem wohlhabenden Land wie Deutschland sollte es keine Rolle spielen, wo ein Kind zur Schule geht. Es sollte überall seinen Anspruch auf eine guteSchulbildung verwirklichen können. Wir wissen aber, dass dem nicht so ist. Der SSW setzt sich daher schon seit langem dafür ein, dass Kooperationsverbot von Bund und Ländern im Bildungsbereich aufzuheben und unterstützt auch eine entsprechende Änderung desGrundgesetzes. Wir machen uns stattdessen für ein Kooperationsgebot stark! Wir brauchen eine verbesserte Bund-Länder Kooperation im Bildungsbereich, die auf Dauerangelegt ist und nicht nur auf die Umsetzung einzelner Investitionsprogramme abzielt. Die Initiative der neuen Bundesregierung ist längst überfällig. Nur wenn Bund, Länder, Kommunen und Schulträger an einen Tisch kommen, kann es gelingen, einen gangbaren Weg dafüraufzuzeigen, wie wir Schule in ganz Deutschland zukunftsfähig gestalten können und wie alle Kinder gleichen Zugang zu guter Bildung bekommen. Der Digitalpakt Schule ist eines der jüngsten Beispiele für die notwendige Zusammenarbeit vonBund und Ländern im Schulbereich. Der Digitalpakt hat aber auch aufgezeigt, wie schwierig es ist, eine solche Zusammenarbeit von Bund und Ländern verfassungskonform auszugestalten. Dass die Länder die große Aufgabe derDigitalisierung in den Schulen nicht allein bewältigen können, hat sich in der Vergangenheit gezeigt.Ein Bildungsexperte aus Dänemark bescheinigte im vergangenen Jahr: da wo Deutschland bei der Digitalisierung der Schulen heute steht, stand Dänemark zu Beginn der 2000er Jahre. Zwanzig Jahre Rückstand auf unser Nachbarland im Bereich der Digitalisierung der Schulen! Das kann und darf unserem Anspruch an gute Bildung nicht genügen!Für uns ist aber auch klar, dass eine gute Kooperation auf Augenhöhe stattfinden muss. Der Bund als der größte Geldgeber darf nicht in die Entscheidungshoheit der Länder eingreifen. Gute Kooperation braucht daher auch eine klare Abgrenzung: die Länder behalten die Hoheit über denBildungsbereich. Wir wollen keine Einheitsschule für ganz Deutschland. Regionale Besonderheiten, Themen und Sprachen müssen ihren Platz in den Lehrplänen der Länder behalten, hier darf der Bund nicht reinreden. Aber: der Bund muss einen qualitativen Anspruchformulieren können, der lautet: jedes Schulkind überall in Deutschland hat Anspruch auf gute Bildung in einer guten Schule. 3Zu einer guten Schule gehört auch ein gutes Schulgebäude: barrierefrei, damit Schule offen für alle sein kann, nach aktuellen energetischen Standards, wie es der Bundesgesetzgeber fordert. Auch hier stehen wir in Schleswig-Holstein, wie die anderen Länder auch, vor enormenHerausforderungen. Die Schulsubstanz ist alt, der Sanierungsstau groß. Die zur Verfügung stehenden Mittel von Kommunen und Land reichen hinten und vorne nicht für das, was notwendig wäre.Wir als SSW treten hier für einen aus Bundesmitteln finanzierten Schulbaufonds ein. So, wie der Bund die Digitalisierung der Schulen mitfinanziert, muss er auch die Bausubstanz mitfinanzieren. Mit dieser Mammutaufgabe können und dürfen die Länder nicht allein gelassenwerden. Nur so kann sichergestellt werden, dass sich alle Bundesländer, unabhängig von ihrer Wirtschaftskraft, eine zeitgemäße Schullandschaft leisten können.Wir als SSW sprechen uns daher ausdrücklich dafür aus, die Kooperation von Bund und Ländern im Bildungsbereich zu intensivieren und fordern die Landesregierung auf, entsprechende Initiativen der neuen Bundesregierung aktiv zu unterstützen!Hinweis: Diese Rede kann hier ab dem folgenden Tag als Video abgerufen werden: http://www.landtag.ltsh.de/aktuelles/mediathek/