Marret Bohn zur Schlaganfallversorgung
Presseinformation Landtagsfraktion Es gilt das gesprochene Wort! Schleswig-Holstein TOP 21+32+41 – Schlaganfallversorgung schnell und qualita- Pressesprecherin tiv hochwertig sicherstellen; Krankenhäuser und Universitäts- Claudia Jacob kliniken besser unterstützen und angemessen finanzieren; Landeshaus Kliniken und Intensivstationen nachhaltig stärken Düsternbrooker Weg 70 24105 Kiel Dazu sagt die gesundheitspolitische Sprecherin der Zentrale: 0431 / 988 – 1500 Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Durchwahl: 0431 / 988 - 1503 Mobil: 0172 / 541 83 53 Marret Bohn: presse@gruene.ltsh.de www.sh-gruene-fraktion.de Nr. 364.21 / 25.11.2021Time is brain – bei einem Schlaganfall zählt jede MinuteSehr geehrte Damen und Herren,ich freue mich, dass wir heute über die Situation in den Krankenhäusern, auf den Inten- sivstationen und über die Schlaganfallversorgung in Schleswig-Holstein sprechen.Die Arbeit auf einer Intensivstation ist extrem anspruchsvoll - körperlich, psychisch und emotional. „Auf Intensiv“ geht es um Leben und Tod. Monitore blinken, Geräte surren, Beatmung summt, es ist eng, die Zeit ist immer knapp, regelmäßig wird Alarm ausgelöst. Jede Entscheidung ist entscheidend.Schon vor der Corona-Pandemie war in den Krankenhäusern die Arbeitsbelastung riesig. Aber durch die Corona-Pandemie hat sich die Lage extrem zugespitzt. Die Finanzierung der Krankenhäuser ist nicht auskömmlich. Die Fallpauschalen decken in bestimmten Be- reichen die Betriebskosten nicht ab. Deshalb brauchen wir als Ergänzung zu den Fall- pauschalen eine Grundfinanzierung. Das ist insbesondere wichtig für die Kliniken im länd- lichen Raum.Was wir ebenso brauchen, ist der vollständige Ausgleich der durch die Corona-Pandemie entstehenden finanziellen Auswirkungen auf die Krankenhäuser. Schleswig-Holstein darf hier nicht schlechter gestellt werden, weder aufgrund niedriger Inzidenzen noch beim Landesbasisfallwert.Das Personal im Krankenhaus ist knapp und überlastet. Das gilt für Ärzt*innen und das Pflegepersonal gleichermaßen. Beide Bereiche arbeiten seit zwei Jahren weit darüber hinaus am Limit.Eine aktuelle Studie des Deutschen Krankenhausinstitutes weist nach: In drei Vierteln Seite 1 von 2 der Krankenhäuser stehen aktuell weniger Intensivpflegekräfte zur Verfügung als Ende 2020. Hauptgründe sind Kündigungen, interne Stellenwechsel oder Arbeitszeitreduktio- nen. Das ist besorgniserregend. Das darf in der Pandemie nicht sein und das darf danach nicht so bleiben.Die Intensivmedizin ist ein anspruchsvolles und hochkomplexes Arbeitsfeld mit hoher Ar- beitsintensität und großer Verantwortung. Um Leben retten zu können, müssen die fach- lichen, personellen und finanziellen Rahmenbedingungen gesichert sein. Deshalb brau- chen wir ein Sofortprogramm für die Intensivpflege und die Krankenhäuser. Ich erwarte, dass die neue Bundesregierung das mit ihrem 100 Tage Programm angeht.Konkret geht es um:Die Berücksichtigung des tatsächlich vorhandenen Personals bei der Bemessung von Intensivkapazitäten und die Entwicklung von wissenschaftlich basierten Standards für die Personalbemessung. Die Koppelung der Zahl der Intensivbetten an die ärztliche und fachpflegerische Mindestpersonalausstattung. Die Vergrößerung der Fachkräftebasis, Anreize zum Wiedereinstieg sowie zur Aufstockung auf Vollzeit. Die Sicherstellung von Arbeits- und Gesundheitsschutz auf Intensivstationen, einer besseren Gesundheitsförde- rung und im Bedarfsfall von psychologischer Unterstützung.Nach dem Allgemeinen das Spezielle: die Schlaganfallversorgung: In Schleswig-Holstein wurden 2019 13.841 Patienten mit der Diagnose Schlaganfall stationär in Krankenhäu- sern behandelt. Ein Schlaganfall kann weitreichende Folgen haben. Bei der Behandlung kommt es auf jede Minute an: Time ist brain!Dabei gibt es zwei unterschiedliche Ursachen: Der Hirninfarkt entsteht durch einen Ge- fäßverschluss. Die Behandlung ist eine möglichst schnelle Auflösung des Verschlusses. Ganz anders sieht es bei einer Hirnblutung aus. Ein Gefäß im Gehirn platzt. Das Blut tritt unter hohem Druck aus und in das umliegende Hirngewebe ein. Die Behandlung muss hier eine andere sein.Es liegt auf der Hand: Es ist enorm wichtig zu erkennen, welche Art von Schlaganfall vorliegt. Und es ist genauso wichtig, die erforderliche, spezifische Behandlung so schnell wie möglich einzuleiten. Time is brain!Bei einem Schlaganfall kommt es zu einer Mangeldurchblutung von Hirnarealen. Es ent- stehen Störungen oder Ausfälle verschiedener Körperfunktionen. Häufig bleiben Ein- schränkungen bestehen und führen zu bleibenden Behinderungen. Das muss verhindert werden. Deshalb ist die Behandlung in einer auf Schlaganfälle spezialisierten „Stroke Unit“ so enorm wichtig.Es hilft wenig, wenn der Weg in die nächste Klinik nur fünf Minuten dauert, dort aber keine adäquate Behandlung eingeleitet werden kann. Durch Aufnahme, Diagnose, Sekundär- transport, erneute Aufnahme und Diagnose geht viel zu viel Zeit verloren. Besser ist es, gleich den Weg in ein spezialisiertes Zentrum anzusteuern. Bis zur gezielten Behandlung vergeht dort weniger Zeit. Das ist wichtig. Die Sterblichkeit bei Schlaganfällen hat sich in Deutschland in den vergangenen 25 Jahren nahezu halbiert. Unser Ziel es, die Zahlen weiter deutlich zu senken.Wer zeitnah auf höchstem medizinischem Niveau behandelt wird, hat eine gute Chance, ohne Spätfolgen zu genesen. Diese Chance haben alle verdient! *** 2