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16.11.21
20:48 Uhr
Landtag

„Politische Literatur im Landtag“: Roger de Weck im Gespräch über die Demokratie und ihre Herausforderungen

Nr. 115 / 16. November 2021


„Politische Literatur im Landtag“: Roger de Weck im Gespräch über die Demokratie und ihre Herausforderungen

Der Schweizer Publizist und Ökonom Roger de Weck war heute (Dienstag) mit seinem Sachbuch „Die Kraft der Demokratie – Eine Antwort auf die autoritären Reaktionäre“ im Landeshaus zu Gast – und diskutierte in einem „Demokratie-Gespräch“ über aktuelle Herausforderungen. „Die Demokratie muss wieder in die Offensive gehen und bedarf dafür einer ständigen Modernisierung“, fasste der Autor zusammen.
Die Lesung war die erste Veranstaltung der Reihe „Politische Literatur im Landtag“ seit Beginn der Corona-Pandemie. Sie wurde eröffnet von Landtagsvizepräsidentin Annabell Krämer, das Gespräch führte Jan Ehlert.
Gestaltungskräftig und auf der Höhe des digital-ökologischen 21. Jahrhunderts – so könnte für Roger de Weck eine liberale Demokratie des Ausgleichs von Natur und Mensch, Arm und Reich, Frau und Mann, Schwarz und Weiß aussehen. „Die Demokratie ist zum Glück nie perfekt, das wäre inhuman. Ihre Institutionen bringen Menschen miteinander ins Gespräch, die sonst nie zusammenkommen würden“, sagte de Weck. „Mich beeindruckt diese große zivilisatorische Leistung.“ Der Autor entlarvt in seinem Buch die Argumente autoritärer Populisten in ihrem Kulturkampf gegen die offene Gesellschaft und ruft dazu auf, an der Demokratie von morgen zu arbeiten. Das Werk wurde mit dem „Bruno-Kreisky-Preis für das Politische Buch“ 2020 ausgezeichnet.
„Wir dürfen die Demokratie nicht als selbstverständlich annehmen,“ mahnte die Landtagsvizepräsidentin zu Beginn des Abends. „Sie muss sich behaupten können und wieder über den Tag hinaus gedacht werden. Dabei sind wir alle gefragt.“ Die Stärke der Demokratie sei gerade die Fähigkeit, sich weiterzuentwickeln und auf Herausforderungen flexibel und vielfältig reagieren zu können. Das habe sie als Staatsform autoritären Systemen voraus, die auf Positionen beharrten, selbst wenn diese von der dramatischen Wirklichkeit der Welt längst überholt worden 2

seien. „Dem Monolog der Autoritären setzen wir heute gemeinsam den Dialog entgegen“, sagte Krämer zur Eröffnung des anschließenden „Demokratie-Gesprächs“ mit dem Autor. „Ich freue mich auf einen spannenden, kontroversen und erkenntnisreichen Abend.“
Im Gespräch mit Jan Ehlert beschrieb der Autor die Demokratie als die menschlichste aller Staatsformen – anders als autoritäre Staatsformen, die dem Menschen kein Mitspracherecht einräumten. „Und Mitsprache ist das, was die Menschen wollen, sie möchten mitreden über das, was in der Demokratie passiert“, hob de Weck hervor. Entscheidend für die Modernisierung der Demokratie sei die Auseinandersetzung mit aktuellen Herausforderungen wie dem Klimawandel und der Corona-Pandemie.
De Weck wagte außerdem einen positiven Ausblick. Er identifizierte vier Entwicklungen, die während der Coronakrise, gestärkt worden seien. Diese hätten dazu beigetragen, dass autoritäre Reaktionäre in die Defensive gerückt seien: Das Bewusstsein für gesellschaftliche Ungleichheit sowie der Klimawandel seien geschärft und die Stellung der Frau sei ebenso gestärkt worden wie die antirassistische Bewegung „Black Lives Matter“. Seinen leidenschaftlichen Appell für die Demokratie schloss er mit der Feststellung, dass sich die Demokratie im Laufe der Geschichte behauptet habe – und sich auch künftig behaupten werde.
De Weck, geboren 1953 in Freiburg im Üechtland (Schweiz) war von 1997 bis 2001 Chefredakteur der Wochenzeitung „Die Zeit“ und von 2011 bis 2017 Generaldirektor der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft. Heute ist er Lehrbeauftragter am College of Europe in Brügge und Warschau/Natolin sowie Ehrendoktor der Universitäten Luzern und Freiburg (Schweiz).