Navigation und Service des Schleswig-Holsteinischen Landtags

Springe direkt zu:

Diese Webseite verwendet ausschließlich für die Funktionen der Website zwingend erforderliche Cookies.

Datenschutzerklärung

Pressefilter

Zurücksetzen
15.09.21
20:14 Uhr
Landtag

Im Jubiläumsjahr: Großbritannien mit Demokratiepreis ausgezeichnet

Nr. 81 / 15. September 2021


Im Jubiläumsjahr: Großbritannien mit Demokratiepreis ausgezeichnet

Das Vereinigte Königreich Großbritannien und Nordirland ist am Nachmittag (Mittwoch) mit dem Demokratiepreis gewürdigt worden. Die britische Botschafterin Jill Gallard erhielt den Preis des Schleswig-Holsteinische Landtages und der Sparkassen Schleswig-Holsteins am heutigen Internationalen Tag der Demokratie im Rahmen einer Festveranstaltung im Plenar- saal des Landeshauses. Großbritannien wird mit der Auszeichnung für seine Verdienste um den Aufbau der Demokratie in Schleswig-Holstein nach dem Zweiten Weltkrieg geehrt.
„Die diesjährige Verleihung des Demokratiepreises ist eine Premiere, denn in diesem Jahr ehren der Schleswig-Holsteinische Landtag und die Sparkassen Schleswig-Holsteins ein ganzes Land“, erklärte Landtagsvizepräsidentin Kirsten Eickhoff-Weber zu Beginn des Festaktes. 2021 jährt sich der Gründungstag des Landes zum 75. Mal – der Grundstein wurde mit der Verordnung Nr. 46 der britischen Militärregierung vom 23. August 1946 gelegt. „Diese Ehrung ist Ausdruck des tiefen Dankes des Landes Schleswig-Holstein dafür, dass die Menschen seit nunmehr 75 Jahren in Selbstbestimmung, Demokratie und Freiheit leben können – und für das Vertrauen, das man ihnen gewährte.“ Die Britinnen und Briten hätten nach dem Zweiten Weltkrieg entschieden, den demokratischen Neuanfang mit den Deutschen zu wagen, erinnerte Eickhoff-Weber. „Ein enormer Vertrauensvorschuss: Denn es gab keine Garantie, dass es gelingen würde, aus einem Volk der Täter und Mitläufer eine demokratische Gesellschaft zu machen – aber auch keine Alternative zu diesem für Viele unvorstellbaren Vorhaben.“
Großbritannien habe mit den anderen Westalliierten den Krieg dauerhaft beendet, betonte die Parlamentsvizepräsidentin: „Indem Voraussetzungen für einen dauerhaften Frieden und eine echte Versöhnung geschaffen wurden.“ Allen voran starke demokratische Strukturen und Prinzipien, die jedem Menschen gleichberechtigte Teilhabe ermöglichen und vor Machtkonzentration, Willkür- und Terrorherrschaft bewahren können. Die Verleihung des Preises sei Verpflichtung und Aufgabe zugleich, die Werte der Demokratie zu verteidigen und Menschen, die heute noch in Unfreiheit und Unterdrückung lebten, in ihrem Streben nach Freiheit zu unterstützen. „Mit Blick auf den 2

Internationalen Tag der Demokratie müssen wir leider feststellen, dass autoritäre, antidemokratische Ideen wieder um sich greifen. Das Parlament ist hier besonders gefordert – wir müssen den Parlamentarismus als Wesenskern der Demokratie wieder stärken und in das Bewusstsein der Menschen rücken“, so der Appell der Landtagsvizepräsidentin. „Die Demokratie kommt nicht von alleine und sie bleibt nicht von alleine. Wir müssen uns jeden Tag für sie einsetzen und ihre Werte leben. Nur dadurch ist und bleibt sie lebendig und wehrhaft.“
Auch der Präsident des Sparkassen- und Giroverbandes für Schleswig-Holstein, Oliver Stolz, würdigte den Beitrag Großbritanniens für den Aufbau der Demokratie im nördlichsten Bundesland. Und sie habe sich nicht nur in der Politik bewährt: „Die Demokratie ist ein Teil unseres Lebens – vom Kindergarten und der Schule, über die Universitäten, die Wirtschaft, die Vereine und Verbände bis hinauf in die Politik zeigt sich: Partizipation und direkte Mitbestimmung haben sich inzwischen selbst im kleinen Kreis durchgesetzt. Und aktiv gelebte demokratische Prinzipien wie direkte Beteiligung und Gleichberechtigung sorgen dafür, dass die ‚Demokratie im Großen‘ funktioniert. Ohne die Demokratie geht nichts und wir können nur sagen: Zum Glück. Denn sie ist der Garant für Akzeptanz und Fairness in der Gesellschaft.“
Stolz verwies auch auf die vielfältigen Wirtschaftsbeziehungen beider Länder. In der Bau- und Energiewirtschaft, im Groß- und Außenhandel, in der Logistikbranche sowie im Gastgewerbe und im Tourismus – in allen Bereichen gebe es eine langjährige und vertrauensvolle Zusammenarbeit. „Das ist ein gutes Fundament, um auch aktuellen Herausforderungen gemeinsam zu begegnen.“
Der Direktor des NDR-Landesfunkhauses Schleswig-Holstein, Volker Thormählen, hob das Verdienst Großbritanniens für die schleswig-holsteinische Medienlandschaft hervor: „Der Anteil der britischen Besatzer beim Aufbau des öffentlich-rechtlichen Rundfunks im Norden mit seiner Staatsferne und Unabhängigkeit ist kaum zu überschätzen. Und er steht exemplarisch für viele grundsätzliche Weichenstellungen für unsere Demokratie, die wir Großbritannien zu verdanken haben. Darum ist es eine großartige Entscheidung, den Demokratiepreis im Jubiläumsjahr unseres Bundeslandes an das Vereinigte Königreich zu übergeben.“
Die Laudatio hielt Professor Jürgen Elvert. Der Schleswig-Holsteiner ist Inhaber des Jean Monnet Lehrstuhls für Europäische Geschichte der Universität zu Köln und hat außerdem die Professur für Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts inne. In seiner Rede erläuterte Elvert, wie die demokratischen Strukturen zunächst in den Gemeinden und Kommunen etabliert und damit zu Keimzellen der Demokratie wurden – und dass diese Entwicklung viel schneller gelang, als die Menschen im Land es für möglich gehalten hatten.
Im Anschluss an die Laudatio überreichte die Landtagsvizepräsidentin den Demokratiepreis an die britische Botschafterin. „Das Vereinigte Königreich ist stolz auf die Rolle, die es bei der Gründung Schleswig-Holsteins gespielt hat“, sagte die Botschafterin in ihrer Ansprache. „Vor 75 Jahren waren wir Besatzer – nun sind wir wieder Freunde und Partner. Unsere beiden Länder teilen die gleichen Werte und Interessen. Gemeinsam gehen wir auch die großen Herausforderungen unserer Zeit an, wie zum Beispiel den Klimaschutz. Im November ist Großbritannien Gastgeber der 3

Klimakonferenz in Glasgow. Aber wie bei der Demokratie, braucht es auch beim Klimaschutz das lebendige Engagement der Bürger und Bürgerinnen“, so Jill Gallard.
„Deshalb freut es mich ganz besonders, dass wir das Preisgeld für diesen ganz besonderen Preis, den Demokratiepreis Schleswig-Holsteins, an ein Klimaschutzprojekt zweier junger Menschen hier aus der Region weitergeben werden, Nik Aaron Willem und Asadullah Haqmal“, kündigte die Botschafterin an. „Gemeinsam mit der Do School haben wir Klimaschutzprojekte von jungen Talenten gesucht. Die beiden haben die Jury mit ihrem Vorhaben, ihren Klimaroman ‚Grüne Tiger‘ als Hörbuch zu veröffentlichen, um einem größeren Publikum die Dringlichkeit der Klimakrise nahezubringen, überzeugt.“
Die „The Do School“ ist eine internationale Bildungsplattform mit Sitz in Berlin, die Bildungs- programme und -konzepte mit Fokus auf unternehmerische Fähigkeiten, Innovation und lebenslanges Lernen entwirft. Bei dem Wettbewerb „Climate Action: Race to Zero Innovation Awards“ wurde nach der besten und innovativsten Idee gesucht, um die Natur und Biodiversität in Schleswig-Holstein zu schützen.
Musikalisch begleitet wurde die Veranstaltung von den Geschwistern Amelia und John Fellows Morey aus dem Jugendensemble des Landesmusikrates. Zum feierlichen Abschluss der Veranstaltung spielten sie die britische Nationalhymne und das Schleswig-Holstein-Lied.
Der Schleswig-Holsteinische Bürger- und Demokratiepreis wird seit 2018 gemeinsam vom Schleswig-Holsteinischen Landtag und den Sparkassen Schleswig-Holsteins vergeben. Die Übergabe der Bürgerpreise ist für den 11. November 2021 vorgesehen.
Die bisherigen Preisträger des Demokratiepreises sind die Europäische Bewegung Schleswig- Holstein, die Europa-Union Schleswig-Holstein und die Bürgerinitiative „Pulse of Europe“, Kiel und Lübeck (2018), die Jugendprojekte MUN-SH (Model United Nations Schleswig-Holstein) und PartizipAction (2019) sowie die Verbände der beiden nationalen Minderheiten in Dänemark und Deutschland, der Bund Deutscher Nordschleswiger und der Sydslesvigsk Forening (2020).