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26.02.21
14:37 Uhr
SSW

Auch den Studierenden müssen wir in der Pandemie helfen - Rede zu Protokoll gegeben

Presseinformation
Kiel, den 26.02.2021


Rede zu Protokoll gegeben



Jette Waldinger-Thiering
TOP 39 Gegen Stress und Zukunftsängste im Studium
Drs. 19/2797


„Es ist wichtig, dass wir hier jede Hürde wegräumen, die im Weg stehen könnte. “

Gegen Stress und Zukunftsängste im Studium, so heißt es im Titel dieses Antrags.
Vor allem an zwei Parametern möchte Jamaika nun drehen.
Zum einen die Aufstockung der Stunden der teilzeitbeschäftigten Psychologinnen und
Psychologen, die beim Studentenwerk Schleswig-Holstein angestellt sind. 35 zusätzliche
Beratungsstunden soll es pro Woche für das psychologische Beratungsangebot geben. Das finden
wir angesichts des gestiegenen Bedarfs an Beratungsmöglichkeiten einen wichtigen Schritt, den
wir gerne unterstützen.
Der zweite Punkt ist etwas undurchsichtiger formuliert. Es wird begrüßt, dass bereits
organisatorische Rahmenbedingungen geschaffen wurden, um eine kürzere Bearbeitungsdauer
der Bafög-Anträge zu ermöglichen.



( ( 2

Es wird zu beobachten sein, ob das stimmt. Von unseren jungen SSW’ern im Studium habe ich
mitbekommen, dass einige ihrer Kommilitoninnen mittlerweile schon monatelang auf ihren
Bescheid warten, ob und in welcher Höhe sie überhaupt Bafög-berechtigt sind.
In dieser Zeit haben sie sich Geld von Familie und Freundinnen geliehen und hoffen, ihre privaten
Schulden mit der ersten Bafög-Zahlung begleichen zu können. Das kann natürlich schief gehen.
Ich hoffe also, dass wir im Bildungsausschuss zeitnah berichtet bekommen, inwieweit hier weiter
Abhilfe geschaffen wird.


Aber ich möchte noch einmal auf den ersten Punkt des Antrages zurückkommen. Vor allem, weil er
mir die Gelegenheit bietet, einmal auf eine Kleine Anfrage einzugehen, die wir zum Ende letzten
Jahres gestellt haben. Wir hatten zuvor mit Studierendenvertretungen gesprochen und waren auf
ein schon älteres Thema zu sprechen gekommen.
Nämlich eine Sorge, die sich seit Jahren hartnäckig unter Lehramtsstudierenden hält. Es geht um
die Angst, nicht mehr als Lehrkraft arbeiten zu können, wenn man sich einmal in
psychotherapeutische Behandlung begeben hat.
Wir haben daher die Landesregierung gefragt, wie sie die Problemlage einschätzt, dass
Studierende aus Sorge davor, nicht zu Beamten ernannt zu werden, sich trotz Therapiebedarf nicht
in therapeutische Behandlung begeben.
Ich empfehle allen Interessierten oder Betroffenen einen Blick in die Antwort der Kleinen Anfrage,
denn ich kann sie nicht in ihrer Gänze rezitieren.
Aber so viel sei gesagt: Die generelle Angst, die sich unter Lehramtsstudierenden zu halten scheint,
ist nicht berechtigt. Es könne nicht pauschal von einer bestimmten Erkrankung auf die
Nichteignung für die Beamtenernennung geschlossen werden, so die Landesregierung.
Nun ist die Ernennung zur Beamtin oder zum Beamten und die Feststellung der gesundheitlichen
Eignung als Teil der für den Zugang zu einem öffentlichen Amt nachzuweisenden Eignung, wie mir
mein Kollege Christian Dirschauer ausführlich erklären konnte, genauso kleinteilig wie der erste
Teil dieses Satzes. 3

Es gilt aber für alle der gleiche Vorsatz: jeder Einzelfall ist unter Berücksichtigung des Grundsatzes
der Verhältnismäßigkeit zu prüfen.


Ich möchte daher eines hervorheben:
Depressionen werden auch heute noch als potentiell tödliche Erkrankung von weiten Teilen der
Gesellschaft unterschätzt. Niemand ist immun, jeden kann es treffen. Dafür schämen sollte man
sich beileibe nicht. Hilfe beanspruchen allerdings schon.
Auch Angststörungen sind ernst zu nehmende Erkrankungen, für die es gute
Behandlungsmöglichkeiten gibt. Da helfen keine tröstenden Worte und auch kein „reiß dich doch
mal zusammen“. Was hilft, sind professionelle therapeutische Angebote.
Es ist wichtig, dass wir hier jede Hürde wegräumen, die im Weg stehen könnten.


Abschließend möchte ich mir aber noch den Hinweis erlauben, dass auch eine noch so gut
ausgestattete Erstanlaufstelle der psychosozialen Beratung nicht helfen kann, wenn die Ursachen
der Belastungen in den äußeren Umständen liegen. Und deswegen bleibt es wahr, wir brauchen
das elternunabhängige Bafög!