Lars Harms: Der SSW will die Altersarmut in der Pandemie mildern
PresseinformationKiel, den 26.02.2021Es gilt das gesprochene WortLars HarmsTOP 15 Finanzielle Belastung durch Coronakrise beim Rentenniveau berücksichtigen Drs. 19/2746„Rentnerinnen und Rentner haben häufig geringe Einkommen, aberpandemiebedingte Mehrbelastungen. Wir müssen die gröbsten Härtenabmildern“Es ist allgemein bekannt, dass Rentenanpassungen von der Bundesregierung im Normalfall erst imFrühjahr per Verordnung festgelegt werden. Im Anschluss ist auch der Bundesrat zu beteiligen.Entsprechende Änderungen am Rentenniveau werden damit jeweils zur Jahresmitte wirksam.Doch auch, wenn formal noch kein Beschluss gefasst wurde, zeichnet sich längst ab, dassRentnerinnen und Rentner in den neuen Bundesländern nur mit einer minimalen Erhöhungrechnen können. Im Westen werden sie sehr wahrscheinlich sogar völlig leer ausgehen. Das liegtvor allem daran, dass die Lohnentwicklung des Vorjahres der wesentliche Faktor für dieBerechnung der aktuellen Renten ist. Und die Löhne haben sich im vergangenen Jahr bekanntlichdeutlich schlechter entwickelt, als vor der Pandemie erwartet. ( ( 2Vordergründig und rein ökonomisch betrachtet ergibt eine Nullrunde bei der Rente in Krisenzeitenvielleicht Sinn. Zumindest ist die Versuchung dann natürlich besonders groß. Schließlich lässt sichmit einem solchen Schritt kurzfristig viel Geld sparen. Zuletzt hat der Bund 2010, im Jahr nach derFinanzkrise, zu diesem Mittel gegriffen. Aber selbst, wenn man die Rentenfrage ausschließlichökonomisch betrachtet, ist eine solche Maßnahme recht kurz gedacht: Denn eine Rentenerhöhungträgt nachweislich zur Stabilisierung des Konsums bei. Zusätzliche Rentenzahlungen machen zwarschnell einige Milliarden Euro an Mehrausgaben aus. Doch dieses Geld fließt mittelfristig und weitüberwiegend in den Konsum. Und sie würden damit dabei helfen, die Wirtschaft zu stützen undmit größerem Schwung aus dieser Krise zu kommen. Davon profitieren dann mittelfristig alleMitglieder unserer Gesellschaft.Die Gründe für unseren Antrag sind aber weniger ökonomischer, sondern vielmehr sozialer Natur.Wir alle wissen, dass Rentnerinnen und Rentner oft eher geringe Einkommen haben. Noch dazuhat die Krise vielen von ihnen die Möglichkeit genommen, sich durch Minijobs etwashinzuzuverdienen. Gleichzeitig sind zum Beispiel die Preise für viele Grundnahrungsmittel und fürgesunde Lebensmittel wie Obst und Gemüse pandemiebedingt deutlich gestiegen. Hinzu kommt,dass viele ältere und alte Menschen in dieser Zeit besonders gefährdet sind. Viele von ihnengehören zu Risikogruppen und haben daher ein stärkeres Schutzbedürfnis. Und das führt für siedann zum Beispiel zu weiteren Mehrausgaben für notwendige Hygieneartikel und Masken.Und gerade diejenigen Rentnerinnen und Rentner mit einer kleinen oder mittleren Rente habenmit zusätzlichen Härten zu kämpfen. Denn durch Corona sind zum Beispiel ihre wohnortnahenUnterstützungsangebote und Nachbarschaftshilfen eingeschränkt. Der fehlende persönlicheAustausch führt dann für viele zu erhöhten Ausgaben für Kommunikation, aber zum Beispiel auchfür eine warme Mahlzeit, weil diese für teures Geld geliefert werden muss. Und gleichzeitig dürfenwir nicht vergessen, dass diese Gruppe in der Regel über keinerlei finanzielle Rücklagen verfügt, 3auf die sie zurückgreifen könnte. Zur zunehmenden sozialen Isolation kommen für sie also auchnoch materielle Entbehrungen hinzu.Aus Sicht des SSW sollten wir über diese Probleme der älteren Generation nicht einfachhinweggehen. Wir dürfen uns hier nichts vormachen: Viele Seniorinnen und Senioren haben schonvor Corona von einer Rente oder einer Altersgrundsicherung gelebt, die einfach nicht ausreicht, umhalbwegs über den Monat zu kommen. Vielen war damit schon vor dieser Krise die volle Teilhabean unserer Gesellschaft verwehrt. Diese Menschen trifft die Pandemie besonders hart. Und dieseMenschen brauchen und verdienen gerade jetzt, in diesen Zeiten, unsere Solidarität undUnterstützung.Wir fordern daher, dass die finanziellen Belastungen durch die Krise beim Rentenniveauberücksichtigt werden. Uns geht es ausdrücklich nicht darum, Rentnerinnen und Rentner durchüppige Geschenke einseitig besserzustellen. Aber wir fordern die Landesregierung auf, durch eineBundesratsinitiative auf eine angemessene Rentenerhöhung hinzuwirken. Krisenbezogen unddamit zeitlich klar begrenzt. Aus Sicht des SSW müssen wir ein Minimum an Einkommen für dieMenschen sicherstellen, die sich keine ausgewogene, gesunde Ernährung und kein Mindestmaß ansozialer, politischer und kultureller Teilhabe leisten können. Zumindest ihre offensichtlichenMehrbedarfe durch die Krise müssen auf diesem Wege gedeckt werden. Im Zweifel mit einemSockel- oder Festbetrag, der dann für den Zeitraum eines Jahres wenigstens die gröbsten sozialenHärten mindern würde. Wer diese Initiative unterstützt, handelt also vor allem im Sinnederjenigen, die von Altersarmut betroffen oder bedroht sind. Ich bitte daher um Zustimmung zuunserem Antrag.Hinweis: Diese Rede kann hier ab dem folgenden Tag als Video abgerufen werden:http://www.landtag.ltsh.de/aktuelles/mediathek/