Lars Harms: Solidarität in der Pandemie - auch von den Banken
PresseinformationKiel, den 28.01.2021Es gilt das gesprochene WortLars HarmsTOP 30+31+33 Mündlicher Bericht zur Abwicklung der Wirtschaftshilfen + Hilfen des Bundes für Soloselbständige müssen verbessert werden + Dispositionszinsen gesetzlich begrenzen Drs. 19/2711; 19/2714; 19/2712„Bis zu knapp 14 Prozent Zinsaufschlag, zumal in der aktuellen Pandemielage,ist ein unverschämter Wucher-Aufschlag!“Die hier vorliegenden Anträge begründen sich ja aus dem Ernst der Lage, in der sich vieleMitbürgerinnen und Mitbürger derzeit wiederfinden.Seit bald einem Jahr wütet die Corona-Pandemie und seit Monaten gelten daher harteMaßnahmen und Einschränkungen. Für die Menschen bedeuten diese eine enorme undinzwischen schon sehr lang andauernde Belastung. Dessen sind wir uns alle bewusst.Für viele Unternehmen, Selbständige, Vereine und Einrichtungen – und damit auch für all dieMenschen dahinter – bedeuten sie darüber hinaus die wirtschaftliche Katastrophe. Auf Anordnung 2müssen Betriebe und Geschäfte geschlossen bleiben und den Menschen wird de facto verboten,ihren Beruf auszuüben und Geld zu verdienen. Daher mussten selbstverständlich schnelle,umfangreiche und praktikable Unterstützungs- und Kompensationspakete seitens der Politikgeschnürt werden. Eine solche Unterstützung hatte der Bund dann ja auch zugesagt.Doch bekanntermaßen gehen großmütige Ankündigung und pragmatische Umsetzung nichtimmer Hand in Hand. Wir brauchen ja nicht drum herumreden: Das Management des Bundes inHinblick auf die zugesagten Wirtschaftshilfen war eine Vollkatastrophe.Dass Programme nach Rückmeldung aus der Praxis vereinfacht, ergänzt bzw. ausgeweitet werdenmüssen – ärgerlich, aber eben auch Teil des Entwicklungsprozesses. Aber dass es der Bund nachWochen nicht auf die Reihe bekommt, eine funktionierende Software bereitzustellen, sodassAnträge nun mit sehr viel Aufwand per Hand bearbeitet werden müssen, weil man das„hartnäckige Softwareproblem“ nicht gelöst bekommt, das ist schlicht inakzeptabel und wahrlichein „Fiasko“, um den Äußerungen von Wirtschaftsvertretern hier beizupflichten.Explizit auszunehmen sind an dieser Stelle die hiesigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, für diediese Arbeitssituation ebenso frustrierend ist, die aber anpacken und all die Anträge nun ebenmanuell abarbeiten. Ihnen gebührt großes Lob!Immerhin werden Verbesserungsrufe dann ja nach und nach erhört. Die Fristen wurden schon malverlängert, die Hürden wurden gesenkt – so zum Beispiel ja auch bei den Härtefallfonds desLandes. Doch insgesamt hilft dies den Unternehmen nicht, bei denen es ja daran hapert, dass sieweiterhin in der Warteschleife feststecken bzw. dass sie noch immer nicht passgenau von denProgrammen abgedeckt werden. Sehr viele Betriebe und gerade auch die Soloselbständigen habennicht einmal mehr Tage als Puffer, geschweige denn Wochen. Diese Betroffenen stehen ganz realvor dem bedrohlichen Tag X, der Insolvenz.Und dann kann es doch auch nicht angehen, dass sich Menschen, die ihre Finanzen bislang immerim Griff hatten, nun von Kredit zu Kredit hangeln oder ihre Ersparnisse und womöglich sogar ihre 3Altersvorsorge vollständig aufzehren müssen, weil sie von der einen Woche auf die andere inKurzarbeit geschickt wurden oder sogar ihren Job verloren haben.Daher unterstützen wir auch den vorliegenden Antrag der SPD. Natürlich ist uns bewusst, dassDispositionskredite für die Banken auch eine Verdienstmöglichkeit darstellen. Und einDispositionskredit darf auch etwas teurer sein als ein regulärer Kredit. Aber bis zu knapp 14 ProzentZinsaufschlag, zumal in der aktuellen Pandemielage, ist ein unverschämter Wucher-Aufschlag!Hier muss der Gesetzgeber ran, wenn die Banken eben nicht bereit sind, auf ihre gebeuteltenKunden zuzugehen.Grundsätzlich gilt: Eine Pandemie ist ein Ereignis höherer Gewalt. Die Menschen können weder alsPrivatpersonen noch als Arbeitnehmer bzw. Arbeitgeber etwas dafür. Und wenn die Politiksensible Maßnahmen und Einschränkungen verhängt, dann muss auf der anderen Seite eben aucheine umfangreiche Unterstützung sichergestellt sein. Für viele Betriebe und Menschen zähltinzwischen jeder Tag. Daher kommt es eben auf den Tag darauf an, dass das Software-Problemnun wirklich dringendst behoben wird, dass die Anträge abgearbeitet werden, dass dieAuszahlungen erfolgen können, dass die Menschen nicht noch mit exorbitanten Kreditzinsengebeutelt werden und dass weiterhin Rasterlücken geschlossen werden.Hinweis: Diese Rede kann hier ab dem folgenden Tag als Video abgerufen werden:http://www.landtag.ltsh.de/aktuelles/mediathek/