Lars Harms: Personalmangel in der Justiz lässt sich nicht wegklatschen
PresseinformationKiel, den 10. Dezember 2020Es gilt das gesprochene Wort.Lars HarmsTOP 19 Mündlicher Bericht über die Funktionsfähigkeit der Justiz während der Corona-Epidemie Drs. 19/2588„Die Corona-Krise ist nur die Spitze des Eisberges.“Das Corona-Virus macht auch vor den Justizvollzuganstalten keinen Halt. Und auch nicht vor denGerichten. Schon seit einem dreiviertel Jahr, herrscht auch dort, wie überall anders auch, die so-genannte Corona-Lage. Immer wieder, haben wir darüber auch im Ausschuss beraten, auch wennes eigentlich um Gesetzesänderungen geht, so spielt die aktuelle Situation eben auch immer mitrein. Vor diesem Hintergrund ist es richtig, dass der Justizminister hier im Parlament eben auchnochmal eine Gesamtdarstellung bietet. Der Bericht des Ministers hat mir noch einmal deutlichgemacht, dass die Corona-Krise im Grunde genommen nur die Spitze des Eisberges ist. So sehe iches jedenfalls. Denn es ist leider so, dass wir schon lange Kummer mit dem Personal in den JVAs undden Gerichten haben. Nicht weil sie keine gute Arbeit leisten. Im Gegenteil, sondern weil eseinfach nicht genug Personal gibt. Hinzu kommt nicht nur eine hohe Arbeitsbelastung für dasörtliche Personal, sondern bisweilen auch ein hoher Krankenstand. Es ist kein einfaches 2Arbeitsumfeld und die arbeitsbedingten Herausforderungen sind groß. Hier müssen wir alsLandespolitik dringend Abhilfe schaffen.Wir als SSW haben in den vergangenen Jahren genau das auch in unseren Haushaltsanträgendeutlich gemacht. Wir haben daher schon viele Jahre immer wieder beantragt, dass die Stellen imJustizbereich, die künftig wegfallen sollen, in bleibende Stellen umgewandelt werden. DiesesAnsinnen, werden wir auch in unseren Änderungsanträgen zum Landeshaushalt abermalsdarstellen. Hier gilt es das bestehende Potential zu nutzen. Wir müssen weg kommen, vomGedanken des Personaleinsparens. Vor diesem Hintergrund war es richtig, dass dieLandesregierung nun ja auch eine Personalbedarfsanalyse für die Justizvollzugsanstaltenerarbeitet hat. Das schafft endlich Klarheit.Was auch klar ist, ist dass die Rechtsprechung auch in den nächsten Jahren nicht einfacher werdenwird. Auch das Thema Corona wird die Gerichte spürbar beschäftigen. Selten hat ein Thema oderbesser gesagt eine Lebenssituation, die Gesellschaft als Ganze so klar betroffen gemacht. Noch niewar die Dichte der Änderungen von Verordnungen so hoch wie in den letzten Monaten. Vordiesem Hintergrund ist es wichtig, eine funktionsfähige Justiz zu haben. Das haben wir ja nichterst beim Thema Beherbergungsverbot gemerkt.Hier braucht es daher qualifiziertes Personal, um dieser komplexen Rechtsprechung auch gerechtwerden zu können. Was mir an dieser Stelle noch wichtig ist zu betonen ist, dass es eben nichtausschließlich um Richterstellen geht, sondern eben auch um den nachgeordneten Bereich, wieetwa der Rechtspfleger. Auch diesen Bereich sollten wir im Blick haben. Hier gilt es nicht nur dieRichter zu entlasten, sondern es geht eben auch darum, die Attraktivität des Berufs desRechtspflegers zu steigern. Dazu haben wir als SSW bereits Initiativen auf den Weg gebracht. Dieentsprechende Debatte ist also angegangen. Zusammen mit der Jamaika-Koalition, haben wir imAusschuss eine Stärkung des Berufsstands der Rechtspfleger durch zusätzlicheAufgabenübertragungen beschlossen. Ab 2021 können diese also auch Dinge die dasHandelsregister betreffen, bearbeiten. Auch dies könnte unserer Auffassung nach, zu einer 3Beschleunigung der Verfahren kommen, zu mindestens für einen Teilbereich. EineBeschleunigung wäre eine gute Sache, gerade auch in Zeiten der Covid-19-Pandemie. Fest stehtalso, dass die Gewährleistung der Rechtsstaatlichkeit für uns kein Selbstzweck ist, sondern sie istgewissermaßen Pflicht und daher ist eine angemessen Personalausstattung im Rechtswesen eineabsolute Notwendigkeit.Hinweis: Diese Rede kann hier ab dem folgenden Tag als Video abgerufen werden:http://www.landtag.ltsh.de/aktuelles/mediathek/