Lars Harms: Keine Steuervergünstigungen für Spekulanten
PresseinformationKiel, den 09.12.2020Es gilt das gesprochene WortLars HarmsTOP 21 Finanztransaktionssteuer einführen Drs. 19/2609„Für uns ist es eine Frage der Gerechtigkeit. Spekulationsgeschäfte werden nichtso besteuert wie echte Arbeit und echtes Unternehmertum. Und das kann nichtsein.“Bevor ich auf den Antragsinhalt kurz eingehe, möchte ich die Bedeutung derFinanztransaktionssteuer hervorheben. Es geht hier darum, eine Steuer auf spekulativeFinanzgeschäfte zu erheben. Bisher ist die Steuerlast für Geschäfte mit Aktien oder Derivaten oftgeringer als die Belastung anderer Geschäfte oder auch der Lohnarbeit. Deshalb muss hier eineGerechtigkeitslücke geschlossen werden, zumal diese Geschäfte im großen Stil von eher bessergestellten Steuerbürgern durchgeführt werden. Eine umfassende Finanztransaktionssteuer würdein Deutschland nach Schätzungen zwischen 17 und 36 Milliarden Euro Steuereinnahmen zusätzlichergeben. Das allerdings nur unter der Maßgabe, dass nicht nur Aktiengeschäfte, sondern auchhochspekulative Finanzgeschäfte und der Devisen- und Derivatehandel mit einbezogen würden.Und genau hier liegt schon das erste Problem. Bundesfinanzminister Scholz plant derzeit nur, den 2Aktienhandel mit einer Finanztransaktionssteuer zu belegen. So würden dann je nachdem nurzwischen 1 und 10% des gesamten Handelsvolumens besteuert werden, was an sich schon eineUngerechtigkeit darstellen würde. Und selbst das ist noch nicht einmal sicher. DieBundesregierung verschleppt hier eine Entscheidung und verweist immer wieder auf die EU. Wennwir aber auf die EU warten, dann warten wir ewig und dann bleibt es bei der derzeitigenUngerechtigkeit. Deshalb brauchen wir jetzt eine nationale Lösung, wie wir sie auch in anderenLändern innerhalb und außerhalb der EU finden.Und niemand muss sich Sorgen machen, dass dann sämtliche Geschäfte ins Ausland verlagertwürden. Man kann es so regeln, dass die Steuer immer bei demjenigen entsteht, der hier ansässigist. Und auch die deutschen Banken im Ausland können verpflichtet werden, hier entsprechendmitzuarbeiten. Das ist kein Problem. Andere Länder machen das vor. Das einzige Problem, das wirhaben, ist, dass die Große Koalition im Bund auf Zeit spielt und das Ganze verschleppt. Deshalbwollen wir, dass die Landesregierung hier handelt und einen entsprechenden Anstoß gibt.Dabei sind uns folgende Dinge wichtig: Im Gegensatz zur großen Koalition und zurBundesregierung wollen wir, dass die Steuer auf alle Transaktionen erhoben wird. Damit fälltniemand durch das Raster und alle Steuerbürger zahlen gleichermaßen diese Steuer aufTransaktionen. Damit erhalten wir eine für alle gerechte Steuer, die vor allem die starken Schulternverpflichtet. Für Kleinsparer wollen wir aber eine Bagatellgrenze von 250 Euro monatlich oder3.000 Euro jährlich einführen. Damit entlasten wir weiterhin den normalen Bürger, derbeispielsweise in einen aktienbasierten Fonds zur Ergänzung seiner Rente einzahlt. Durch einensolchen Freibetrag wäre es weiterhin möglich, dass ganz normale Leute Vermögen aufbauen, ohnedass ihnen der Staat unangemessen in die Tasche greift.Und natürlich sollten wir nicht auf die EU warten, sondern eine nationale Lösung finden. Dasmachen andere uns schon vor und das wäre somit kein Neuland. Natürlich kann es dann immernoch eine spätere EU-weite Lösung geben und die sollte man auch anstreben. Aber erst einmal 3sollten wir die Ungerechtigkeit hier abstellen und mangelndes politisches Handeln nicht auf dieEU schieben. Dort wird man sich wahrscheinlich in den nächsten Jahren nicht einig werden unddeshalb müssen wir hier, wie schon andere, vorangehen.Für uns ist es eine Frage der Gerechtigkeit. Spekulationsgeschäfte werden zwar schon jetztbesteuert, aber eben nicht so wie echte Arbeit und auch echtes Unternehmertum. Und das kann esnicht sein, dass Kleinunternehmer und Mittelständler unter der Steuer- und Abgabenlast ächzen,dass abhängig Beschäftigte im OECD-Vergleich immer noch eine überdurchschnittlich hoheSteuer- und Abgabenlast haben und dass wir dann Spekulanten immer nochSteuervergünstigungen gewähren. Hiermit muss Schluss sein und deshalb brauchen wir jetztumgehend eine Finanztransaktionssteuer.Hinweis: Diese Rede kann hier ab dem folgenden Tag als Video abgerufen werden:http://www.landtag.ltsh.de/aktuelles/mediathek/