Lars Harms: Man kann nur ausländische Gefährder abschieben
PresseinformationKiel, den 20. November 2020Es gilt das gesprochene Wort.Lars HarmsTOP 27+29 Islamismus hat keinen Platz in Schleswig-Holstein Drs. 19/2556, 19/2559„Wir graben den Islamisten das Wasser nur dann ab, wenn wir schon amAnfang – bei der Radikalisierung – anfangen!“Wer sich den Ursprungsantrag des Abgeordneten Schaffer ansieht, könnte meinen, dass bezüglichder islamistischen Gefährder in der Vergangenheit in Deutschland nichts getan wurde und, dassdiese Menschen hier ungehindert tätig sein können. Das sind, gelinde gesagt, Fake News. Sehenwir uns doch einmal die tatsächlichen Zahlen an. Noch 2017 hatten wir 720 in Deutschlandgemeldete islamistische Gefährder. In diesem Jahr sind es, Stand 1. September, nur noch 627. DieZahl ist also merklich geringer geworden. Und ich nehme es vorweg: Das hat etwas mitAbschiebungen zu tun.Um aber die Lage genauer einschätzen zu können. Sind zwei Fakten entscheidend. Der erste Faktist, dass von diesen 627 Gefährdern 320 Deutsche sind. Das heißt, man kann über die Hälfte garnicht abschieben. Der zweite Fakt ist, dass laut Bundeskriminalamt zirka die Hälfe der genanntenislamistischen Gefährder sich gar nicht in der Bundesrepublik aufhalten. Die meisten sind in 2Kampfgebiete gezogen. Jemand, der nicht hier ist, kann somit auch nicht ausgewiesen werden. Ichglaube, das ist logisch.Legt man diese Zahlen zugrunde, dann haben wir ungefähr 300 ausländische islamistischeGefährder, von denen sich möglicherweise die Hälfte im Ausland befindet. Es bleiben somitpotentiell vielleicht 150 bis 200 ausländische islamistische Gefährder, die man gegebenenfallsausweisen könnte. Und, meine Damen und Herren, man tut es auch. Allein im letzten Jahr wurden54 islamistische Gefährder abgeschoben. Und das Land Nordrhein-Westfalen lässt gerade perGutachten herausfinden, ob solcherlei Abschiebungen von Gefährdern noch leichter möglich seinkönnen.Es mag im Einzelfall tatsächlich Abschiebehemmnisse geben, nämlich, wenn eine konkrete Gefahrfür Leib, Leben oder Freiheit besteht. Das kommt aber gar nicht so oft vor, wie der Antrag vonHerrn Schaffer glauben machen will. Im Gegenteil, es wird in viele Länder abgeschoben. NachAlgerien, nach Marokko, nach Tunesien, in den Irak, nach Pakistan, nach Russland und in vieleandere Länder. Im Übrigen sei in einer Nebenbemerkung gesagt, dass es für die Abschiebung vonGefährdern nicht notwendig ist, ein Land als sicheres Herkunftsland zu deklarieren.Sie können also sehen, dass hier durchaus gehandelt wird und dass unsere Sicherheitsbehördenhier auch eng an diesen Gefährdern dran sind. Denn die, die noch hier sind, und die, die in jedemFall hierbleiben werden, weil sie Deutsche sind, werden engmaschig beobachtet. Das gilt imÜbrigen auch für die anderen Gefährder. Es gibt sie nämlich nicht nur unter Islamisten, sondernauch in anderen Bereichen. Das Bundeskriminalamt listet derzeit 70 rechtsextremistischeGefährder und einen linken Gefährder.Und genau, wie bei anderen extremistischen Haltungen auch, graben wir den Islamisten dasWasser nur dann ab, wenn wir schon am Anfang – bei der Radikalisierung – anfangen. Und dakann man dann sagen, dass der Jamaika-Antrag genau diesen richtigen Ansatz verfolgt. In demWissen, dass alle rechtlichen Möglichkeiten zur Abschiebung von islamistischen Gefährderngenutzt werden, müssen wir doch sehen, dass wir Deradikalisierungsprogramme brauchen. Undhier müssen wir mit den Migrantenorganisationen zusammenarbeiten. Wir müssen klar machen,welche demokratischen und freiheitlichen Grundwerte für uns unabdingbar sind. Und das ist eine 3Aufgabe, die Alteingesessene genauso haben, wie auch diejenigen, die in den letzten Jahrzehntenzu uns gekommen sind. Und da passiert auch schon etwas in Schleswig-Holstein. Und zu einersolchen Verdeutlichung unserer Werte gehört dann auch, dass extremistische Vereine auchverboten werden.Wir müssen darüber hinaus auch negativen Einfluss aus dem Ausland eindämmen. das heißt,Geldflüsse müssen überwacht und der Konsularunterricht an den Schulen hinterfragt werden. UndImame müssen in Deutschland ausgebildet werden, so wie es jetzt in Osnabrück geschehen soll,und dann sukzessive die aus dem Ausland entsandten Imame ersetzen. Solche Maßnahmen sindnachhaltiger und effektiver als Debatten über Gefährder-Abschiebungen zu führen, die ohnehinschon stattfinden.Hinweis: Diese Rede kann hier ab dem folgenden Tag als Video abgerufen werden:http://www.landtag.ltsh.de/aktuelles/mediathek/