Jette Waldinger-Thiering: Unser Land hat Potential für mehr Vielfalt bei der Förderung von Gründungen!
PresseinformationKiel, den 19. November 2020Es gilt das gesprochene Wort.Jette Waldinger-ThieringTOP 15 Gründergeist im Land weiter stärken Drs. 19/2509„Immer wieder setzt sich die Koalition von CDU, Grünen und FDP fürFirmengründer ein. Bedauerlicherweise jedoch nur für ganz bestimmte.“Start-ups sind ein wichtiger Zukunftsfaktor und können Innovationen und Digitalisierung weitervoranbringen. Ja, das ist richtig. Es ist auch richtig, den Gründergeist auf die politische undwirtschaftsbezogene Tagesordnung zu setzen. Was zu bedauern ist, ist dass die Jamaika-Koalitiondiese Thematik anscheinend ausschließlich bei den Hochschulen im Land zu verorten weiß. Dervorliegende Antrag bezieht sich beinahe ausschließlich auf universitätsnahe Forderungen undProjekte. Das ist wirklich sehr schade. Dabei ist der Gründergeist doch so viel mehr. Jede oder jederder ein Unternehmen gründet, ist nicht nur Firmengründer sondern kann sich im Prinzip als Start-up bezeichnen. Dazu muss man nicht unbedingt studiert haben. Dazu muss man auch nichtunbedingt im Co-working-space arbeiten oder ein Influencer sein. Gründer sind viel mehr als das.Das kann der neue Friseur um die Ecke sein, der neue Pizzalieferant oder der neue Pflegedienst imViertel sein. Selbst Zahnarztpraxen und landwirtschaftliche Betriebe können Start-ups sein. Alldiese Vielfalt ist bereits gelebte Realität. Warum also nicht gleich allen eine Hilfestellung bieten? 2Diese Frage haben sich meine beiden Kollegen und ich uns auch schon bei ähnlichen Vorhaben derKoalition gestellt. Wie etwa bei der Konzeption einer Meistergründungsprämie, welche gleich zuAnfang der neuen Legislaturperiode auf den Weg gebracht wurde. Unser Ansinnen, auchFirmengründer abseits vom Meisterabschluss zu unterstützen wurde leider abgelehnt. Da zeigt essich wieder einmal, die Jamaika-Koalition hat ein großes Herz für Gründer. Immer wieder setztsich die Koalition von CDU, Grünen und FDP für Firmengründer ein. Bedauerlicherweise jedoch nurfür ganz bestimmte. All diejenigen die keinen Meistertitel oder sich in Universitätsnähe befindenhaben in Schleswig-Holstein anscheinend das Nachsehen. Dabei hat unser Land doch Potential fürmehr. Mir fallen dabei vor allem die vielen Geflüchteten in unserem Land ein, die tatsächlich echteVorreiter sind, was die Motivation und Umsetzung in Bezug auf Gründungen angeht. Sie betreibenMarkt-Recherche, finden Verbündete und machen ihr eigenes Unternehmen auf. Einfach so. Unddas meistens ohne Prämien und Starterkitchens und Entreneurship Education. Das ist dochwirklich bemerkenswert. Auch sie sollten doch die gleiche Unterstützung erfahren, wie derBäckermeister oder die Gründerin einer neuen App. So viel steht jetzt also schon einmal fest, nichtalle potentiellen Unternehmensgründer werden von den regierungstragenden Fraktionenbedacht.Abschließend möchte ich nochmal zu dem kommen, was sehr wohl im Antrag steht. Es soll eineregelrechte Start-up-Kultur an den Hochschulstandorten entstehen. Das ist natürlich eine guteSache. Jedoch stellt sich mir die Frage, wie soll die Umsetzung in der Praxis vonstattengehen?Dabei sollen neue Gründungszonen an den Hochschulen eingerichtet werden. Frauen sollenvermehrt bei der Gründung unterstützt werden und Berufstätige sollen besser über dieMöglichkeiten einer Firmengründung informiert werden. Ja gerne. Ich frage mich jedoch nur, wiedie Landesregierung das bewerkstelligen will? Woher die Räumlichkeiten für die Gründungszonennehmen? Welche Ansprechparterinnen sollen die Frauen erhalten und wie genau will manBerufstätige in Zukunft erreichen? Woher kommt die Expertise und wie soll sie finanziell undpersonell eingesetzt werden? Ich bin sehr gespannt darauf, wie die konkrete Umsetzung aussehen 3soll und welche finanziellen Mittel Koalition und Landesregierung hierfür eingeplant haben. Vordiesem Hintergrund freue ich mich auf die Beratung im zuständigen Ausschuss.Hinweis: Diese Rede kann hier ab dem folgenden Tag als Video abgerufen werden:http://www.landtag.ltsh.de/aktuelles/mediathek/