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19.11.20
17:35 Uhr
SSW

Jette Waldinger-Thiering: Unser Land hat Potential für mehr Vielfalt bei der Förderung von Gründungen!

Presseinformation
Kiel, den 19. November 2020


Es gilt das gesprochene Wort.



Jette Waldinger-Thiering
TOP 15 Gründergeist im Land weiter stärken
Drs. 19/2509


„Immer wieder setzt sich die Koalition von CDU, Grünen und FDP für
Firmengründer ein. Bedauerlicherweise jedoch nur für ganz bestimmte.“

Start-ups sind ein wichtiger Zukunftsfaktor und können Innovationen und Digitalisierung weiter
voranbringen. Ja, das ist richtig. Es ist auch richtig, den Gründergeist auf die politische und
wirtschaftsbezogene Tagesordnung zu setzen. Was zu bedauern ist, ist dass die Jamaika-Koalition
diese Thematik anscheinend ausschließlich bei den Hochschulen im Land zu verorten weiß. Der
vorliegende Antrag bezieht sich beinahe ausschließlich auf universitätsnahe Forderungen und
Projekte. Das ist wirklich sehr schade. Dabei ist der Gründergeist doch so viel mehr. Jede oder jeder
der ein Unternehmen gründet, ist nicht nur Firmengründer sondern kann sich im Prinzip als Start-
up bezeichnen. Dazu muss man nicht unbedingt studiert haben. Dazu muss man auch nicht
unbedingt im Co-working-space arbeiten oder ein Influencer sein. Gründer sind viel mehr als das.
Das kann der neue Friseur um die Ecke sein, der neue Pizzalieferant oder der neue Pflegedienst im
Viertel sein. Selbst Zahnarztpraxen und landwirtschaftliche Betriebe können Start-ups sein. All
diese Vielfalt ist bereits gelebte Realität. Warum also nicht gleich allen eine Hilfestellung bieten? 2

Diese Frage haben sich meine beiden Kollegen und ich uns auch schon bei ähnlichen Vorhaben der
Koalition gestellt. Wie etwa bei der Konzeption einer Meistergründungsprämie, welche gleich zu
Anfang der neuen Legislaturperiode auf den Weg gebracht wurde. Unser Ansinnen, auch
Firmengründer abseits vom Meisterabschluss zu unterstützen wurde leider abgelehnt. Da zeigt es
sich wieder einmal, die Jamaika-Koalition hat ein großes Herz für Gründer. Immer wieder setzt
sich die Koalition von CDU, Grünen und FDP für Firmengründer ein. Bedauerlicherweise jedoch nur
für ganz bestimmte. All diejenigen die keinen Meistertitel oder sich in Universitätsnähe befinden
haben in Schleswig-Holstein anscheinend das Nachsehen. Dabei hat unser Land doch Potential für
mehr. Mir fallen dabei vor allem die vielen Geflüchteten in unserem Land ein, die tatsächlich echte
Vorreiter sind, was die Motivation und Umsetzung in Bezug auf Gründungen angeht. Sie betreiben
Markt-Recherche, finden Verbündete und machen ihr eigenes Unternehmen auf. Einfach so. Und
das meistens ohne Prämien und Starterkitchens und Entreneurship Education. Das ist doch
wirklich bemerkenswert. Auch sie sollten doch die gleiche Unterstützung erfahren, wie der
Bäckermeister oder die Gründerin einer neuen App. So viel steht jetzt also schon einmal fest, nicht
alle potentiellen Unternehmensgründer werden von den regierungstragenden Fraktionen
bedacht.


Abschließend möchte ich nochmal zu dem kommen, was sehr wohl im Antrag steht. Es soll eine
regelrechte Start-up-Kultur an den Hochschulstandorten entstehen. Das ist natürlich eine gute
Sache. Jedoch stellt sich mir die Frage, wie soll die Umsetzung in der Praxis vonstattengehen?
Dabei sollen neue Gründungszonen an den Hochschulen eingerichtet werden. Frauen sollen
vermehrt bei der Gründung unterstützt werden und Berufstätige sollen besser über die
Möglichkeiten einer Firmengründung informiert werden. Ja gerne. Ich frage mich jedoch nur, wie
die Landesregierung das bewerkstelligen will? Woher die Räumlichkeiten für die Gründungszonen
nehmen? Welche Ansprechparterinnen sollen die Frauen erhalten und wie genau will man
Berufstätige in Zukunft erreichen? Woher kommt die Expertise und wie soll sie finanziell und
personell eingesetzt werden? Ich bin sehr gespannt darauf, wie die konkrete Umsetzung aussehen 3

soll und welche finanziellen Mittel Koalition und Landesregierung hierfür eingeplant haben. Vor
diesem Hintergrund freue ich mich auf die Beratung im zuständigen Ausschuss.


Hinweis: Diese Rede kann hier ab dem folgenden Tag als Video abgerufen werden:
http://www.landtag.ltsh.de/aktuelles/mediathek/