Christian Dirschauer: Wir brauchen nachhaltige Lösungen bei den Wildgänsen
PresseinformationKiel, den 29.10. 2020Es gilt das gesprochene WortChristian DirschauerTOP 38 Sorgen der Landwirtschaft ernst nehmen – Wildgänse in Schleswig- Holstein auf erträglichen Bestand reduzieren Drs. 19/2493Wegballern oder Eierentnahme, damit wäre aus Sicht der AfD das Problemgelöst. Das Problem ist aber komplexer und daher sind die Lösungen auch ananderer Stelle zu suchen und umzusetzen.Wir wissen, dass mit den anwachsenden Populationen, der hier bei uns lebenden Wildgänse undEnten sowie der Schwäne auch die Probleme mit der Landwirtschaft größer werden. Es geht dabeinicht nur um Fraßschäden, die zugenommen haben, sondern auch um die Verkotunglandwirtschaftlich genutzter Flächen. Es also um Ertragsverluste, die die Landwirte auf ihrenFlächen haben und das führt verständlicherweise zu erheblichem Unmut.Durchziehende und rastende Wildgänse sind an der Westküste nichts Neues. Sie gehören dazu,wie die Schafe auf den Deichen. Dort ist uns die Problematik durchaus bekannt. Mit dengestiegenen Zahlen der verschiedenen Arten hat sich aber auch das Verbreitungsgebietentsprechend geändert. Seit Jahren verzeichnen wir wachsende Bestände an Wildgänsen oder 2Schwänen im gesamten Land. Diese Entwicklung gilt es zu berücksichtigt. Gleichwohl ist undbleibt die Westküste der Hotspot, wenn wir über Schäden sprechen. Daher ist es wichtig, dass wirdas Problem seriös angehen.Der Antrag der AfD hilft uns jedoch nicht weiter. Sie fordern eine wissenschaftlich begründeteBestandsobergrenze für Grau-, Nil- und Nonnengänse und mittels eines Managementplans soll dieObergrenze eingehalten werden. In Kürze zusammengefasst: Wegballern oder Eierentnahme,damit wäre aus Sicht der AfD das Problem gelöst.Das Problem ist aber komplexer und daher sind die Lösungen auch an anderer Stelle zu suchen undumzusetzen. Aspekte wie, geschützte Art oder Auswirkungen des Klimawandels, sind impolitischen Bild der AfD dann auch nur störendes Beiwerk und finden daher keineBerücksichtigung im Lösungsansatz. So funktioniert das aber nicht.Wenn wir das Problem ernsthaft angehen wollen, brauchen wir ein Gänsemonitoring undGänsemanagement das immer wieder aktualisiert wird und den Umständen entsprechendangepasst wird. Das heißt, wir müssen die Zusammenarbeit mit Dänemark, den Niederlanden undNiedersachsen fortsetzen und intensivieren. Was wir brauchen sind aufeinander abgestimmteVorgehensweisen, die sowohl den Schutz der bedrohten Arten zum Ziel hat, die aber auch daraufausgelegt ist, die Populationen häufiger Arten angemessen zu begrenzen.Zur Umsetzung dieser Ziele bedarf es eines landesweiten Handlungskonzeptes, das mit denlokalen Akteuren vor Ort abzustimmen ist. Soll heißen, Landwirte, Jäger und Naturschützermüssen Duldungs- und Nichtduldungsgebiete herausstellen. Aber genau solche Flächen sindimmer wieder zu hinterfragen oder neu festzulegen. Dafür brauchen wir aktuelle Bestandsdatenund eine Übersicht der Schäden. Nur so können die Ablenkungsflächen oder Poolflächen ihrenZweck erfüllen. Diese Flächen müssen entsprechend landwirtschaftlich bewirtschaftet werden,denn ansonsten verlieren sie ihren Reiz für die Gänse. Dies ist in den letzten Jahren zum Teil zukurz gekommen. 3Wichtig ist auch, dass die Landwirte, im Rahmen der Möglichkeit, die Bestellung der Winterflächenentsprechend vorziehen, um die Fläche somit unattraktiv zu machen, wenn die Gänse bei unseinfliegen.Wir brauchen einen Katalog verschiedener Maßnahmen, um das Problem anzugehen und um es zulösen. Die Datenerfassung über die Bestände und Schäden sind dabei das A und O, umentsprechende Maßnahmen ergreifen zu können. Dies geht über die ackerbaulichenMöglichkeiten, über Vergrämungsmaßnahmen bis hin zu Bestandsregulierungen.Der Maßnahmenkatalog zur Schadenverhütung oder Minimierung ist also umfangreicher als esder AfD-Antrag scheinen lässt. Das bedeutet aber auch, dass das Engagement der Beteiligten vorOrt, etwas für den Schutz der Gänse zu leisten, vorhanden sein muss. Wir wissen, dass der Erfolgder Maßnahmen häufig im Zusammenhang mit bestimmten Kompensationszahlungen steht. Hiersage ich ganz klar, das muss geklärt werden. Vogelschutzmaßnahmen für Gänse, so gut undrichtig sie auch sind, sie dürfen nicht auf dem Rücken der betroffenen Landwirte ausgetragenwerden. Das bedeutet, Entschädigungszahlungen müssen zeitnah erfolgen. Verzögerungen wiewir sie in der Vergangenheit erlebt haben, sind für die Betroffenen nicht zumutbar. Und wenn esseit längeren Bestrebungen gibt, die Zahlungen auf neue Füße zu stellen, dann bedeutet das auch,dass alle Beteiligten hier konstruktiv zusammenarbeiten müssen. Das sage ich nicht nur inRichtung der Landesregierung, sondern insbesondere an die Partner, die dort mit am Tisch sitzen,um die betroffene Klientel zu vertreten. Eine Blockadehaltung dient niemandem, wir brauchenschnelle Lösungen bei den Entschädigungszahlungen.