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29.10.20
12:38 Uhr
SSW

Jette Waldinger-Thiering: Wir müssen alle gemeinsam durch diese Krise kommen - Rede zu Protokoll gegeben

Presseinformation Kiel, den 29.10.2020


Rede zu Protokoll gegeben.



Jette Waldinger-Thiering
TOP 31+33 Beratung zur Lage an den Schulen im Corona-Herbst
und -Winter
Drs. 19/2486 & 19/2488


„Unser aller oberstes Ziel sollte sein, den Unterricht vor Ort aufrecht zu erhalten.“


Ich habe die Zeit um die Herbstferien herum endlich wieder nutzen können, auch mal wieder ein
bisschen Luft des pädagogischen Dunstkreises zu atmen. Das hat gutgetan, das werden besonders
die Abgeordneten nachvollziehen können, die – wie ich – in ihrem vorherigen Berufsleben
Lehrkräfte waren.


Besonders eindrücklich war es in einer Schule mit dem Förderschwerpunkt für Geistige
Entwicklung in Eckernförde. Diese Schule war so gut vorbereitet, die SchülerInnen hatten Tablets
und auch die Lehrkräfte sind gut ausgestattet. Dabei nehmen sie Rücksicht auf die verschiedenen
Kinder und meistern sie Situation wirklich toll. Ihren Schulentwicklungstag haben sie für die
Weiterentwicklung des digitalen Unterrichts gebraucht.
Das, was die Kinder wirklich doll vermissen, ist das Singen. Und zwar so sehr, dass sich die
Lehrkräfte auch dafür einen Umgang haben einfallen lassen. Jedes Kind bekam ein offenes Fenster 2

und sang heraus. Und so schallte ein Geburtstagslied für die Lehrerin über den Hof, ich glaube Sie
haben vor Augen, was für ein toller Moment das war.


Oder auch eine Grundschule in Fleckeby, wo eine Lehrkraft, die zwei Jahre vor dem Pensionsalter
steht, sich beim IQSH für die digitale Lehre hat fortbilden lassen. Und dazu ganz unbeeindruckt
sagte: „Das ist dann jetzt einfach so.“
Und auch dort hatte sich ein schönes neues Ritual ergeben. Zum Schulbeginn stehen die Kinder
auf dem Schulhof und warten auf ihre Klassenlehrerinnen und -lehrer. Dort sagen sie sich: „Guten
Morgen!“ und wenn die Gruppe beisammen ist, gehen sie gemeinsam ins Klassenzimmer,
waschen sich die Hände und starten in den Tag. Auch dort war der Umgang miteinander wirklich
sehr rücksichtsvoll.


Ich mache das immer wieder in persönlichen Gesprächen, aber ich möchte es auch noch einmal
von hier aus tun: Ich lobe alle, die so großartig mitarbeiten und wirklich versuchen, alles möglich
zu machen, was geht. Viele machen schon seit Monaten einfach das beste aus der Situation.
Und zwar nicht nur die Schulleitungen oder die Lehrkräfte, sondern auch die Schülerinnen und
Schüler. Es ist immer wieder so offensichtlich, wie wichtig es den Schülerinnen und Schülern ist, in
die Schule zu kommen. Und dabei ist es ihnen, so ist mein Eindruck, übrigens vollkommen egal, ob
sie eine Maske tragen müssen, oder nicht.
Wer hier über die Stränge schlägt, das sind in Einzelfällen die Eltern, nicht die Kinder. So etwas, wie
jetzt, dass Landeselternbeiräte bedroht werden, oder gar Morddrohungen erhalten, darf es nicht
geben. Das ist kein Spaß, das ist nicht harmlos, so ein Verhalten verurteile ich aufs schärfste.


Ich möchte meinen Apell daher auch an diejenigen richten, die sich momentan nicht konstruktiv
einbringen: Wir müssen alle gemeinsam durch diese Krise kommen und sollten nicht damit
aufhören, einen sozialen Umgang miteinander zu pflegen, auch wenn die Nerven manchmal blank
liegen mögen. 3

Denn in den Schulen geht es jetzt auch immer noch darum, Stoff nachzuholen. Einige Klassen sind
immer noch damit beschäftigt, den Zeitplan einzuholen, den die Pandemie zu Beginn des Jahres so
durcheinandergebracht hat. Unser aller oberstes Ziel sollte daher sein, den Unterricht vor Ort
aufrecht zu erhalten. Wie wir da gut durch den Winter kommen und was wirklich zum Vorteil für
die Schülerschaft ist und was vielleicht eher nicht, sollten wir im Ausschuss weiter diskutieren.