Die EU sozialer, nachhaltiger und zukunftsfitter machen
PresseinformationKiel, den 28.10.2020Rede zu Protokoll gegebenJette Waldinger-ThieringTOP 24 Neue EU-Förderperiode gestalten! Drs. 19/2398 (neu); 19/2447„Letztendlich geht es hier ja um die praktische Umsetzung des Prinzips der Subsidiarität. Über den Bedarf und die optimale Umsetzung vor Ort wissen eben die Leute vor Ort am besten Bescheid. Und diese müssen wir bei derProgrammausgestaltung und -umsetzung bestmöglich unterstützen.“Der Stichtag zur neuen EU-Förderperiode 2021 – 2027 rückt immer näher. Noch ist dervorgeschlagene EU-Rekordhaushalt zwar nicht in trockenen Tüchern, aber mit dem EU-Parlamentwird es ja hoffentlich bald zu einer finalen Einigung kommen.Natürlich steht die Bewältigung der Corona-Pandemie mit all ihren Folgen weiterhin im Fokus.Doch auch unabhängig davon ist ja festzuhalten, dass zwischen den Regionen innerhalb Europasnach wie vor teils große wirtschaftliche und soziale Unterschiede bestehen. Mit den bewährtenEU-Strukturfonds und -Förderprogrammen stellt die EU wichtige Instrumente zur Verfügung, umdiese nachhaltig zu verringern. Auch wir hier in Schleswig-Holstein haben ja stark von diesen EU-Mitteln profitiert. Und auch, wenn die Gelder wohl weniger werden, so müssen wir hier dochweiterhin das Bestmögliche herausholen. 2Für die konkrete Programmausgestaltung und -umsetzung reichen aber die Bundes- undLänderebene nun mal nicht aus – wir müssen hier auch die Kommunalebene mit ins Boot holen.Und zwar endlich prominenter und mit echtem Stimmengewicht.Die Kommunalebene ist schließlich „die Ebene vor Ort“. Hier wissen die Bürgerinnen und Bürgerum die Besonderheiten und die Bedürfnisse ihrer jeweiligen Region. Wenn hier EU-Fördergeldersichtbar in ganz konkrete Projekte fließen, die zuvor von den Menschen vor Ort aktiv diskutiert,konzipiert und schließlich umgesetzt wurden, dann haben alle Beteiligten zu diesem Erfolgbeigetragen. Und damit bringen wir den Menschen auch den europäischen Gedanken nahe.Dabei müssen die Kommunen natürlich umfassend über ihre Möglichkeiten informiert sein undbei den finalen Entscheidungsrunden mit am Tisch sitzen. Denn sobald die Fonds erst einmalstehen, sind Anpassungen ja kaum noch möglich. Und wenn eine Kommune dann für einbestimmtes Projekt nicht sämtliche Kriterien erfüllt oder wenn die Projektbeteiligten erst währendder Umsetzungsphase feststellen, dass die Ausgestaltung an die Begebenheiten vor Ort angepasstwerden muss, dann kommt es beim Mittelabruf zu Problemen. Das ist ausgesprochen ärgerlichund kommt doch leider noch ziemlich häufig vor. Denn wir dürfen dabei nicht vergessen: „EU-Fundraiser“ bzw. „EU-Projektmanager“ ist man nicht einfach so, sondern diese Titel stehen ja amEnde eines intensiven Einarbeitungsprozesses bzw. beschreiben sogar mehrwöchige, zertifizierteWeiterbildungsprogramme. Und selbst mit diesem Hintergrundwissen sind die Antragsverfahrennoch kompliziert, zeitaufwendig und ohne enge Unterstützung aus einem gut informiertenNetzwerk kaum zu bewerkstelligen. Das „Weiter so wie bisher“ im Jamaika-Alternativantrag zudiesem Punkt taugt daher nur wenig.Aber all das ließe sich ja vermeiden, wenn von vornherein alle Ebenen noch intensiver in dieProzesse miteingebunden werden. Gerade die Kommunen müssen wissen, dass und vor allem wiees diese EU-Fördergelder auf Abruf gibt. Sie müssen wissen, wie viel Geld konkret bei ihnenankommt. Und sie müssen ihre Interessen und ihre Expertise einbringen können. Letztendlich gehtes hier ja um die praktische Umsetzung des Prinzips der Subsidiarität. 3Gerade für uns in Schleswig-Holstein gilt: Wir profitieren von der guten Nachbarschaft, vongrenzüberschreitenden Projekten, vom Binnenmarkt und von so vielem mehr. In diesemZusammenhang freuen wir uns natürlich auch darüber, dass es ein neues deutsch-dänischesINTERREG-Programm geben wird. Das Programm ist ein voller Erfolg und wird unsere Grenzregionauch in Zukunft voranbringen.Für die Ausgestaltung der weiteren EU-Förderprogramme gilt nun, dass die Landesregierung dieAnregungen in unserem Antrag hoffentlich gern prüfen und uns auf dem Laufenden halten mag.Dazu noch eine weitere Anmerkung zum Jamaika-Alternativantrag: Sie wollen „bei Bedarf“berichten? Gut, der Bedarf besteht an einer regelmäßigen, vierteljährlichen Unterrichtung undBeratung über den Stand der Programmierung und Mittelverwendung, wie in unserem Antraggefordert; ganz einfach.Letztendlich bleibt das Ziel: Unser Europa und die EU müssen insgesamt sozialer, nachhaltiger undzukunftsfitter werden und letztlich auch wieder geeinter auftreten. Diese Zielvorgaben erreichenwir nur, wenn alle mitgenommen werden und auch aktiv mitgestalten dürfen.