Christian Dirschauer: Tempolimit bis die High-Tech-Version für mehr Verkehrssicherheit kommt
PresseinformationKiel, den 24.09. 2020Es gilt das gesprochene WortChristian DirschauerTOP 21 Mehr Sicherheit auf der A7 Drs. 19/2397„Wenn wir es mit „Vision Zero – Null Verkehrstote“ ernst meinen, dann dürfenwir nicht länger warten. Hier sage ich ganz klar, es gibt Lösungen, die binneneiner Woche für mehr Verkehrssicherheit auf der gesamten Strecke der A7 sorgenkönnen: Stellen sie Schilder auf und reduzieren sie die Geschwindigkeit!. Daskann man, wenn man will.“Anhörungen sind für die parlamentarische Arbeit von immenser Bedeutung, das wissen wir. Sieschaffen Klarheit bei fachlich schwierigen Fragen, erweitern den Blick auf politische Themen undmanchmal sind sie inspirierend für politische Initiativen. So ist der Antrag der SPD das Ergebnis ausder schriftlichen Stellungnahme der GdP zu unserem Antrag „Klimaschutz im Straßenverkehr –jetzt“.Aus Gründen der Verkehrssicherheit teilen wir durchaus das Ansinnen der GdP und der SPD, auf demdreispurigen Teil der A7, zwischen der Landesgrenze zu Hamburg und dem Bordesholmer Dreieck,Verkehrsbeeinflussungsanlagen zu errichten. Bis zur Inbetriebnahme einer solchen Anlage soll esdemnach auf der Strecke eine Begrenzung der Höchstgeschwindigkeit geben. 2Die Idee, eine Verkehrsbeeinflussungsanlage zu errichten, ist nicht neu. Die Forderung kam auf, weildie Unfallzahl mit Schwerverletzten und Toten auf dem Abschnitt der A7 zugenommen hat, seitdemdas Tempolimit dort aufgehoben wurde. Für mich ein Indiz dafür, dass es einen Zusammenhang gibtzwischen Unfallhäufig- und Heftigkeit und der Aufhebung der Höchstgeschwindigkeit.Das hat dann auch Verkehrsminister Buchholz auf den Plan gerufen, der sich Ende letzten Jahres füreine Verkehrslenkung auf der Strecke ausgesprochen hat, um das Teilstück sicherer zu machen. EineVerkehrslenkung vom Bund solle her und auch bauliche Veränderungen wären denkbar, um dieSicherheit zu erhöhen. So war es noch im Dezember der Presse zu entnehmen. Anfang Septemberkonnten wir nun von der Rolle rückwärts lesen. Demnach sehen die Fachleute zum gegenwärtigenZeitpunkt keinen Anlass für die Rechtfertigung einer kostspieligen Verkehrsbeeinflussungsanlage.Auf dem gesamten Abschnitt müsse eine solche Anlage errichtet werden und das sei aufgrund derKosten nicht darstellbar, so der Minister. Das ist mehr als bedauerlich.Wenn das die Einschätzung der Fachleute ist, dann ist nicht davon auszugehen, dass MinisterBuchholz mit den Forderungen beim Bundesverkehrsminister offene Türen einrennt. Daher gehenwir davon aus, dass Berlin auch in den nächsten Jahren so ein Leitsystem ablehnen wird. Wir stellendoch immer wieder fest, dass die Entfernung von Berlin nach Kiel größer ist, als umgekehrt. Bayernwill ich gar nicht erst erwähnen.Das bedeutet, es ist nicht absehbar, ob und wann die High-Tech-Version für mehr Verkehrssicherheitkommt. Da hilft die Forderung von Jamaika auch nicht weiter, wenn die Verkehrsunfallkommissionpotenziell gefährliche Straßenabschnitte identifizieren soll. Wenn wir es mit „Vision Zero – NullVerkehrstote“ ernst meinen, dann dürfen wir nicht länger warten. Hier sage ich ganz klar, es gibtLösungen, die binnen einer Woche für mehr Verkehrssicherheit auf der gesamten Strecke der A7sorgen können: Stellen sie Schilder auf und reduzieren sie die Geschwindigkeit!. Das kann man,wenn man will.Nun wieder zurück zum Antrag. Wir werden uns dort enthalten. Wir teilen zwar die Intention, aberfür uns hört die A7 nicht beim Bordesholmer Dreieck auf. Der gesamte nördliche Abschnitt findetkeine Erwähnung, weder in Bezug auf eine Geschwindigkeitsbegrenzung, noch auf ein 3Überholverbot für LKW auf zweispurigen Autobahnen und Kraftfahrtstraßen. Das sind nach unsererAuffassung Maßnahmen, die schnell umgesetzt werden können, die zu mehr Sicherheit führen.Damit möchte ich einen Punkt aus der Anhörung aufgreifen, wo auf eine Stellungnahme desInstituts für Weltwirtschaft in Kiel hingewiesen wurde. Demnach würde eineGeschwindigkeitsbegrenzung zu mehr Zeitverlust und folglich zu höheren Kosten für die Fahrendenführen. Die durch ein Tempolimit entstehenden längeren Fahrzeiten würden demnachvolkswirtschaftliche Verluste in Milliardenhöhe verursachen. Das sind kalte Zahlen undRechenbeispiele, die meines Erachtens nicht Stand halten. Die Zahlen sind kalt, weil sichSchwerverletzte oder Tote gegen nichts auf der Welt aufrechnen lassen. Und die Berechnung desfinanziellen Schadens ist ein theoretisches Rechenexempel, das der Wirklichkeit widerspricht. Wirglauben doch nicht im Ernst, dass ein Arbeitnehmer, der zu spät auf der Arbeit erscheint, nur weil ernicht 200 km/h auf der Autobahn fahren konnte, deshalb weniger arbeitet? Es gibt vereinbarteWochenarbeitszeiten, die eingehalten werden müssen und das ist unabhängig von einemTempolimit oder Stau vor dem Elbtunnel. Solche Rechenbeispiele sind lediglich Nebelkerzen, die vonpolitischen Gegnern eines Tempolimits aufgesammelt und geworfen werden.Hinweis: Diese Rede kann hier ab dem folgenden Tag als Video abgerufen werden:http://www.landtag.ltsh.de/aktuelles/mediathek/