Christian Dirschauer: Es ist keine Alternative die Kraftwerke gegeneinander auszubooten
PresseinformationKiel, den 23.09. 2020Es gilt das gesprochene WortChristian DirschauerTOP 27 Kraftwerk Moorburg erhalten und Kraftwerke Wedel abschalten Drs. 19/2427„Es geht uns nicht darum, das eine Kraftwerk gegen das Andere auszuspielen.Wir sind hier nicht auf dem Basar. Wenn Vattenfall Moorburg nicht mehr haltenwill, kann es nicht bedeuten, dass Wedel dafür länger am Netz bleibt.“Wenn wir heute über die Kraftwerke Moorburg und Wedel reden, dann reden wir über eineDinosaurier-Technologie, eine Technologie also die abgeschaltet gehört – und das besser heute alsmorgen.Kaum ein Kohlekraftwerk war seit dessen Planung und Errichtung derart umstritten, wie Moorburg.Trotz aller Widerstände – politisch wie gesellschaftlich – wurde das Kraftwerk errichtet und es ging2015 ans Netz. So alt ist der Dino also noch gar nicht, aber er macht Dreck wie ein Großer. Derjährliche CO2-Ausstoß wird auf rund 8 Millionen Tonnen beziffert. Zwar gehört das Kraftwerk zu denmodernsten und effizienteren Kohlekraftwerken in Deutschland, aber besonderer Beliebtheiterfreute sich das Kraftwerk nie. Nun wurde jüngst bekannt, dass der Betreiber Vattenfallangekündigt hat, mit Moorburg an einer Auktion für die Stilllegung von Kohlekapazitätenteilzunehmen. Sollte Vattenfall für Moorburg den Zuschlag bekommen, würde das bedeuten, dassMoorburg bereits 2021 vom Netz genommen wird und das, obwohl das Kraftwerk noch bis 2038 amNetz bleiben sollte. 2Für mich wird hier deutlich, dass Vattenfall sich mit seinem Kraftwerk so derbe verkalkuliert hat,dass sie jetzt versuchen, noch das letzte an Kohle rauszuziehen. Soll heißen, wenn Vattenfall eingünstiges Angebot abgibt, könnten sie den Zuschlag und die Entschädigungszahlung bekommen.Sofern die Bundesnetzagentur dem denn zustimmt. Denn für die Bundesnetzagentur gilt, dieVersorgung muss trotz Abschaltung gewährleistet bleiben.Es hat den Anschein, dass Vattenfall mit der Teilnahme an der Auktion nun die Reisleine zieht, umdas defizitäre Objekt abzustoßen. Inwieweit das gelingen wird, bleibt abzuwarten.Für uns als SSW kann ich nur sagen, je früher diese CO2-Schleuder vom Netz geht desto besser. Undwenn Moorburg zu den modernsten und effizientesten Kohlekraftwerken gehört, dann gehören dieanderen Dreckschleudern schnellst möglich ebenfalls vom Netz genommen.Nun bleibt abzuwarten, zu welcher Entscheidung die Bundesnetzagentur kommt. Aber klar ist, derAntrag der AfD hat sich erledigt. Sollte Vattenfall den Zuschlag für 2021 für Moorburg bekommen,dann geht das Kraftwerk vom Netz. Sollte die Bundenetzagentur anders entscheiden, wirdMoorburg weiter am Netz bleiben. Dann wäre den Antrag obsolet. Was mit dem Kraftwerkgeschehen soll, ist letztendlich abhängig vom beschriebenen Prozess und nicht die Entscheidungdieses Parlaments.Die AfD, die sich sonst immer als Wächter des Haushalts aufspielt, spricht sich nun für den Erhalteines defizitären Kraftwerks aus. Der Betreiber aber will Moorburg loswerden, weil sich Investitionennicht gerechnet haben und die von Vattenfall geplante Fernwärmeversorgung nicht zum tragenkam. Damit wurde Moorburg als Standort unwirtschaftlich. Nun soll die Landesregierung auf allenEbenen aktiv werden und für den Erhalt eines defizitären Kraftwerks werben. Die Forderung der AfDgeht an der Wirklichkeit vorbei.Für uns als SSW sage ich ganz deutlich, es geht uns nicht darum, das eine Kraftwerk gegen dasAndere auszuspielen. Wir sind hier nicht auf dem Basar. Wenn Vattenfall Moorburg nicht mehrhalten will, kann es nicht bedeuten, dass Wedel dafür länger am Netz bleibt. Das Kraftwerk Wedel 3gehört nach unserer Auffassung schnellstmöglich abgeschaltet. Wir haben hier im Landtag einenStilllegungspfad für Wedel beschlossen, mit genau dieser Intention. Wir müssen raus aus derNutzung der fossilen Brennstoffe. Es ist keine Alternative die Kraftwerke gegeneinanderauszubooten.Hinweis: Diese Rede kann hier ab dem folgenden Tag als Video abgerufen werden: http://www.landtag.ltsh.de/aktuelles/mediathek/