Christian Dirschauer: Menschenrechte müssen endlich konsequent über Profitinteressen stehen!
PresseinformationKiel, den 28.08.2020Es gilt das gesprochene WortChristian DirschauerTOP 33 Lieferkettengesetz jetzt! Drs. 19/2301 (neu)„Die Jamaika-Koalition hat unser Tariftreuegesetz, das faireArbeitsbedingungen und nachhaltiges Wirtschaften festschreibt, direktabgeschafft. So ein Verhalten lässt sich zumindest schwer mit demvollmundigen Bekenntnis zu globaler Menschenwürde und Naturschutzvereinbaren.“Manche Dinge sind im Grunde ganz einfach und doch kaum zu verstehen: Wir wissen, dasszunehmend global produziert und gehandelt wird. Die Gewinne vieler weltweit agierenderKonzerne steigen. Gleichzeitig sehen wir aber immer wieder, dass Menschenrechts- undUmweltstandards unterlaufen werden. Für viele Unternehmen ist es offenbar schwer oder fastunmöglich, diese Standards zu erfüllen. Und der einzige erkennbare Grund hierfür ist das Interessean maximalem Profit. 2Wenn hunderte Menschen durch den Einsturz einer maroden Textilfabrik sterben, ist das leidernur die Spitze des Eisbergs. Tagtäglich kommen in Asien, Afrika oder anderswo Menschen zuSchaden oder ums Leben, weil sie unter unwürdigen Bedingungen arbeiten. Auch für uns. Fürdeutsche Unternehmen und für den deutschen Markt. Deshalb sage ich ganz deutlich:Unabhängig davon, ob eine Geschäftsbeziehung direkt oder indirekt über ausländische Zuliefererbesteht, ist für den SSW eins völlig klar: Auch Unternehmen aus Deutschland tragen eineVerantwortung für die Arbeitsbedingungen und die Lebensgrundlagen der Menschen entlangunserer Lieferketten.Man sollte also meinen, dass der Fall klar ist. Aber darauf zu setzen, dass Unternehmen freiwilligauf Menschrechts- und Umweltstandards achten, funktioniert leider nicht. Die InitiativeLieferkettengesetz weist darauf hin, dass Konzerne in Deutschland sehr viel Zeit hatten, um dies zubeweisen. Doch nicht mal ein Viertel der von der Bundesregierung befragten Unternehmenkommen ihrer menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht wirklich nach. Das ist aus unserer Sicht viel zuwenig.Die Forderung nach einem gesetzlichen Rahmen in Form eines Lieferkettengesetzes ist also völliglegitim. Es ist gut und wichtig, dass diese Debatte nicht nur hier sondern vor allem auch in Berlingeführt wird. Freiwillige Maßnahmen oder Bündnisse wie etwa in der Kakao- oder Textilbranchesind leider oft nicht viel mehr als eine PR-Maßnahme. Echte Fortschritte für Mensch und Umwelterreichen wir auf diesem Weg nicht. Bei allem Verständnis für Unternehmen, die im hartenglobalen Wettbewerb stehen, müssen wir hier endlich zu echten Verbesserungen kommen. Undich denke dafür braucht es eine nationale und schnellstmöglich auch europaweite gesetzlicheRegelung.Dass Schleswig-Holstein die Agenda 2030 der UN mit ihren Nachhaltigkeitszielen umsetzt, ist allerEhren wert. Natürlich tragen auch wir als Land Verantwortung für Menschenrechte und dienatürlichen Lebensgrundlagen. Vor allem natürlich da, wo es um öffentliche Aufträge und um 3öffentliche Beschaffung geht. Umso erstaunlicher ist es, dass die Jamaika-Koalition unserTariftreuegesetz, das genau diese Dinge festschreibt, direkt abgeschafft hat. So ein Verhalten lässtsich zumindest schwer mit dem vollmundigen Bekenntnis zu globaler Menschenwürde undNaturschutz vereinbaren.Vor diesem Hintergrund ist es also kaum eine Überraschung, dass wir den Antrag der SPD voll undganz unterstützen. Denn auch wenn dieses Thema vor allem auf nationaler und internationalerEbene bewegt werden muss, wäre ein einiger Landtag ein wichtiges Signal. Gleichzeitig sollten wiraber eben auch hier auf Landesebene alle Hebel nutzen. Und; Tariftreue und verbindliche Kriterienbei Vergaben gehören für uns dazu. Das wäre vielleicht ein kleiner aber sicher kein unwichtigerBeitrag zu fairen Arbeitsbedingungen und nachhaltigem Wirtschaften. Darauf sollten wir nichtohne Not verzichten.Hinweis: Diese Rede kann hier ab dem folgenden Tag als Video abgerufen werden:http://www.landtag.ltsh.de/aktuelles/mediathek/