Christian Dirschauer: Klimaschutz ist weit mehr, als nur die Produktion von Energie aus erneuerbaren Energien
PresseinformationKiel, den 27.08. 2020Es gilt das gesprochene WortChristian DirschauerTOP 58+64 Energiewende und Klimaschutz in Schleswig-Holstein Drs. 19/2291 + 19/2326„Es ist nicht davon auszugehen, dass wir das Ziel der Energiewende- und Klimaschutzpolitik in Schleswig-Holstein für 2020 erreichen. Inwieweit die Zielefür 2030 oder 2050 erreichbar sind, hängt letztlich davon ab, welcheMaßnahmen in Zukunft ergriffen werden.“Vorweg möchte ich die Gelegenheit nutzen, um mich bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern desMELUND für die ausführlichen Berichte bedanken, die wir heute debattieren. Damit haben wir alsParlament eine gute Grundlage, um uns ein gründliches Bild zu machen und auch um zu sehen, wowir Optimierungsbedarf haben. Dabei fällt auf, dass wir gerade im Bereich derTreibhausgasemissionen deutlichen Verbesserungsbedarf haben. Soll heißen, es ist nicht davonauszugehen, dass wir das Ziel der Energiewende- und Klimaschutzpolitik in Schleswig-Holstein für2020 erreichen. Inwieweit die Ziele für 2030 oder 2050 erreichbar sind, hängt letztlich davon ab,welche Maßnahmen in Zukunft ergriffen werden. Das gilt für Schleswig-Holstein, aber auch für denBund. Wir werden die nationalen und internationalen Ziele und Selbstverpflichtungen unmittelbar 2nicht erreichen. Zwar sind wir bereits bei der Minderung der CO2-Emissionen auf einem guten Weg,aber die Emissionen aus der Landwirtschaft – Methan- und Distickstoffoxid-Emissionen –erschweren uns die Zielerreichung. Das macht deutlich, Klimaschutz ist weit mehr, als nur dieProduktion von Energie aus erneuerbaren Energien.Darum müssen wir uns einen Kopf machen, wo und wie wir ansetzen. Dafür muss aber auch derpolitische Wille da sein. Ich weiß, dass unser Antrag zum Klimaschutz im Straßenverkehr immernoch im Ausschuss behandelt wird und es dazu eine mündliche Anhörung gibt. Dazu kann ich sagen,hören sie sich die Argumente an, lassen sie sich überzeugen und stimmen sie unserem Antrag zu.Damit wäre für den Klimaschutz schon viel erreicht – es würde kaum was kosten, wäre schnellumsetzbar und effizient.Das Feld der Möglichkeiten, um Treibhausgase einzusparen beziehungsweise sie zu binden, ist groß.Der Sektor Landwirtschaft kann und muss hier eine wichtige Rolle einnehmen. Das wird deutlich,wenn wir den Bericht zum biologischen Klimaschutz lesen. Wir wissen, dass Moore, Wälder undGrünland wichtige CO2-Speicher sind. Das trifft aber nur dann zu, wenn sie intakt sind. Damit sindwir dann auch schon beim Problem. Unsere Moore, die landwirtschaftlich genutzt werden, werdennahezu immer drainiert. Eine extensivierte Nutzung mit gleichzeitiger Anhebung des Wasserstandesbei drainierten Moorflächen, wäre aber eine effiziente Klimaschutzmaßnahme, weil so derKohlenstoff gebunden wird. Auch mit der Umwandlung von Ackerflächen zu Grünland würde einSpeichereffekt erzielt. Dass Moore oder Grünland CO2-Speicher sind, ist bekannt. Durch die intensivelandwirtschaftliche Nutzung, gerade bei den Moorflächen, ist die Speicherfunktion verlorengegangen. Die Frage ist daher, wie lässt es sich wieder umkehren? Dazu sind im Bericht verschiedenMöglichkeiten beschrieben. Danach sollen bis 2030 durch Flächenerwerb und Flächenarrondierungweitere Vernässungsmaßnahmen bei Mooren durchgeführt werden. Eine besondere Rolle nimmtdabei die Stiftung Naturschutz ein. Darüber hinaus hat die Stiftung das sogenannte Modell derKlimapunkte entwickelt. Damit sollen finanzielle Anreize für Eigentümer geschaffen werden, die ihreFlächen zwar nicht verkaufen wollen, aber zur Vernässung zur Verfügung stellen. Das konkreteEinsparpotential an CO2 wird dann jährlich ermittelt und im Gegenzug finanziell honoriert. Das hört 3sich spannend an. Inwieweit dieser Ansatz umsetzbar ist und angenommen wird, muss sich dannzeigen. Auf jeden Fall ist es wert, dass wir im Ausschuss mehr darüber erfahren.Ebenso sollen finanzielle Anreize geschaffen werden, um dauerhaft Ackerflächen in Grünlandumzuwandeln. Das Instrument des Vertragsnaturschutzes soll dafür genutzt und mit ELER-Mittelngefördert werden.Die CO2-Speicherfunktion von Wäldern und deren Beitrag sind ebenso bekannt. Das ThemaNeuwaldbildung – Stichwort Nutzungsausfallprämie – wurde in der Juni-Sitzung des Landtagesdebattiert. Auch der SSW steht dem Ansatz offen gegenüber, denn wir müssen neue Mittel undWege finden, um den Waldanteil in Schleswig-Holstein zu erhöhen. Vor allem aber: wir müssenneue Wege und Mittel gehen, um den biologischen Klimaschutz voranzubringen und auch da ist derBericht sehr aufschlussreich.Hinweis: Diese Rede kann hier ab dem folgenden Tag als Video abgerufen werden: http://www.landtag.ltsh.de/aktuelles/mediathek/