Lars Harms: Der Ausbau der Windenergie hat in Schleswig-Holstein zu lange brach gelegen
PresseinformationKiel, den 27.08. 2020Es gilt das gesprochene WortLars Harms:TOP 17+32 Gesetz zur Einrichtung einer Clearingstelle Windenergie und Änderung und Teilfortschreibung des Landesentwicklungsplanes Schleswig-Holstein Drs. 19/2342+ 19/2296„Nach langem politischen Hin und Her liegt nun etwas vor, auf das Jamaika sichnach über drei langen Jahren endlich verständigt hat.“Was lange währt, wird endlich gut. So, oder ähnlich hat es wohl Jamaika gesehen, als der Entwurfder Landesverordnung zum Landesentwicklungsplan von der Landesregierung vorgelegt wurde.Richtig ist, nach langem politischen Hin und Her liegt nun etwas vor, auf das Jamaika sich nach überdrei langen Jahren endlich verständigt hat. Richtig ist auch, dass Schleswig-Holstein damit einePlanungsgrundlage bekommen wird, wonach der Ausbau der Windenergie wieder in geordneteBahnen geführt wird. Letzteres ist auch bitter nötig. Der Ausbau der Windenergie hat in Schleswig-Holstein zu lange brach gelegen. Wir waren das Windenergieland Nummer eins in Deutschland, aber 2diesen Titel hat Jamaika verspielt. Als wir seinerzeit als Küstenkoalition gezwungen waren diePlanungsgrundlagen zu ändern, haben wir das sofort in Angriff genommen. Im Dezember 2016hatten wir die Entwürfe der Windenergie-Regionalpläne fertig. Aber aufgrund vonWahlversprechungen von Seiten der CDU und der FDP bezüglich der Abstandsregelungen, wurdenach der Wahl alles, was bis dahin vorlag, über Bord geworfen. Wohlwissend, dass die Windbranchedadurch über Jahre zum Stillstand verurteilt wird und sie damit erheblichen wirtschaftlichenSchaden erleidet, hat die Koalition die Planungsgrundlagen geändert.Größere Abstände bedeuten aber auch, dass unterm Strich weniger Windkraftanlagen gebautwerden können. Damit nimmt Jamaika in Kauf, dass die seinerzeit gesetzten energie- undklimapolitischen Ziele gekippt werden. Hier haben die Grünen ihre Seele verkauft.Für den SSW sage ich deshalb, mit dem vorliegenden Entwurf wird nichts gut.Im aktuellen raumordnerischen Verfahren hat es wieder eine breite Bürgerbeteiligung gegeben, mitmehr als 3.200 Stellungnahmen, die weitestgehend abgearbeitet wurden. Laut Aussage derLandesregierung ist die Planung damit bei 95% der Windkraftflächen soweit fortgeschritten, dasskeine Änderungen mehr vorgenommen werden. Damit stehen noch 5% aus, die in ein weiteresAnhörungsverfahren gehen und wo es auch noch Planänderungen geben kann. Ziel derLandesregierung ist jedoch, vor Ablauf des Moratoriums Ende des Jahres die Pläne unter Dach undFach zu bringen.Auch wenn die Planungen Ende 2020 abgeschlossen sein sollten, sehe ich immer nochKonfliktpotential.Und damit sind wir beim gemeinsamen Gesetzentwurf von Jamaika und SSW für die Einrichtungeiner Clearingstelle Windenergie. Wir wissen, dass das Thema einen komplexen rechtlichenHintergrund hat. Daher sehen wir die Notwendigkeit, eine Clearingstelle einzurichten, die Bürgern,Vorhabenträgern und Kommunen beratend zur Seite steht. Und wir wissen, dass der Ausbau derWindkraft in Teilen der Bevölkerung kritisch bis ablehnend gesehen wird. Daher gehen wir davonaus, dass das angesprochene Konfliktpotential, auch nach dem Planungsverfahren, nicht gänzlich 3ausgeräumt sein wird. Eine solche Clearingstelle hat daher insbesondere die Aufgabe, zu vermittelnund zu moderieren.Klar ist, sie soll dabei vorbeugend und unabhängig vor Ort beraten. Die Clearingstelle wird nur aufKonsultation tätig und was ganz wichtig ist, sie ist nicht weisungsbefugt gegenüber Behörden.Wir wollen hier eine Stelle einrichten, um den Menschen die Möglichkeit zu geben, eine Vorinstanzzu kontaktieren, sozusagen als erste Deichlinie, bevor langwierige Prozesse vor Gericht ausgefochtenwerden. Die Inanspruchnahme der Clearingstelle ist als Angebot gedacht und keine Verpflichtung.Das möchte ich klarstellen. Daher ist es aus unserer Sicht auch logisch, dass eine solche Institutionbeim Landtagspräsidenten angesiedelt wird und die Leitung durch den Landtag gewählt wird.Dadurch wird die Unabhängigkeit zusätzlich deutlich. Die Clearingstelle kann dazu beitragen,langwierige Konflikte zu verhindern und dagegen können vernünftige Leute nichts haben.Hinweis: Diese Rede kann hier ab dem folgenden Tag als Video abgerufen werden: http://www.landtag.ltsh.de/aktuelles/mediathek/