Christian Dirschauer: Mitarbeiter unterstützen und neue Konzepte und Managementpläne für die Innenstädte schaffen
Presseinformation Kiel, den 27.08. 2020Es gilt das gesprochene WortChristian Dirschauer TOP 44+49 Perspektiven für Galeria Karstadt Kaufhof entwickeln und Trendwende für die Innenstädte und Ortszentren in Schleswig- Holstein einleiten Drs. 19/2333 + 19/2344"Für den Fortbestand der von der Schließung bedrohten Filialen brauchen wir individuelle Lösungsansätze, um sie auch nachhaltig retten zu können. Diezaubert man aber nicht eben mal so aus dem Hut. Dafür müssen sich alleBeteiligten an den Tisch setzen und gemeinsam Lösungen erarbeiten."Als seinerzeit angekündigt wurde, dass bundesweit 62 Filialen des Warenhauskonzerns GaleriaKarstadt Kaufhof geschlossen werden sollen, war dies ein Schlag ins Kontor, gerade für dieMenschen, die dort arbeiten und deren Existenzen davon abhängen. Wohl wissend, dass derKonzern sich bereits lange vorher in einer wirtschaftlichen Schieflage befunden hat, hat die Corona-Krise die schlechte Situation zusätzlich belastet. Für Schleswig-Holstein bedeutet das nun, dass vierder insgesamt fünf Filialen geschlossen werden sollen; die Niederlassungen in Flensburg,Neumünster, Lübeck und Norderstedt. Kiel bleibt voraussichtlich von der Schließung unberührt. Fürdie betroffenen Städte ist dies natürlich auch ein herber Einschnitt, schließlich hat das 2Auswirkungen auf die jeweiligen Standorte. Als Flensburger weiß ich; Karstadt ist einEinkaufsmagnet und das Bild der Ladenstraße würde erheblich beeinträchtigt, sollte Karstadt dortverschwinden. Das gilt mit Sicherheit auch für die anderen betroffenen Städte. Daher hat es michauch überrascht zu erfahren, dass die betroffenen Standorte in Schleswig-Holstein in die kritischenCluster 1 und 2 gewertet wurden. Was die Lage damit nicht einfacher macht.Mir ist bekannt, dass im Wirtschaftsausschuss bereits im Juni unter anderem von derLandesregierung zur Situation berichtet wurde. Daher möchte ich die Gelegenheit nutzen und michbei der Landesregierung bedanken, dass sie zeitnah das Gespräch mit den Betroffenen gesucht hat.Der Konzern befindet sich seit Juli im Insolvenzverfahren und jetzt muss es darum gehen, einenRettungsplan aufzustellen der auch den Beschäftigten eine Perspektive bietet. Damit sind wir auchschon beim Antrag der SPD. Wir unterstützen den ersten Punkt des Antrages, denn eines dürftedeutlich geworden sein, so einfach lassen sich die Filialen nicht retten. Das heißt, für denFortbestand der von der Schließung bedrohten Filialen brauchen wir individuelle Lösungsansätze,um sie auch nachhaltig retten zu können. Die zaubert man aber nicht eben mal so aus dem Hut.Dafür müssen sich alle Beteiligten an den Tisch setzen und gemeinsam Lösungen erarbeiten. Das istkein unmögliches Unterfangen, denn mittlerweile wurden einige Filialen bundesweit von derSchließungsliste genommen. Das ist ein Erfolg intensiver Verhandlungen zwischen derUnternehmungsleitung, dem Generalbevollmächtigten und ver.di. Diese Chance sollten wir auch fürdie Filialen in Schleswig-Holstein wahrnehmen. Aber wie gesagt, dafür braucht es entsprechend Zeitfür Verhandlungen.Auch Punkt zwei des SPD Antrages findet die Unterstützung des SSW. Dies ist seinerzeit imAusschuss auch eine Bitte der Gewerkschaft an die Politik gewesen. Durch die Corona-Krise habenauch andere Unternehmen wirtschaftlichen Schaden davongetragen. Das heißt, für dieBeschäftigten von Galeria Karstadt Kaufhof wird es nicht einfach, wieder in ein vergleichbaresBeschäftigungsverhältnis zu kommen – so ehrlich sollten wir dabei schon sein. Aber gerade darum,wäre es richtig und wichtig, den Beschäftigten eine längere Übergangsphase zu gewähren, um denBetroffenen bessere berufliche Perspektiven zu ermöglichen. 3Nun zum Knackpunkt des SPD Antrages und weshalb wir uns dort auch enthalten werden. Wir teilennicht den Ansatz, dass das Land mit einem Sofortprogramm den Städten und Kommunen beiseitespringen soll, um Ladenleerstände in Folge der Corona-Pandemie zu verhindern. Wir sehen geradedarin die Gefahr, dass leerstehende Ladenlokale zu Spekulationsobjekten werden und dieKommunen und Städte auf diesen Immobilien dann teuer sitzen bleiben. Es ist nicht Aufgabe derkommunalen Ebene leere Einzelhandelsimmobilien zu mieten oder sie gar zu erwerben.Wir wissen, dass in manchen Städten die Mieten und Pachtpreise für Ladenlokale zum Teil immenshoch sind. Das hat auch Galeria Karstadt Kaufhof zu spüren bekommen. Daher sehen wir auch dieNotwendigkeit für eine größere Verhandlungsbereitschaft von Seiten der Vermieter. Sie haben zumTeil mit überteuerten Mieten über Jahre gut verdient und daher sehen wir sie dort auch in derVerantwortung, dass die Innenstädte nicht aussterben.Damit sind wir auch beim zweiten Antrag der SPD, wo es um die Verödung der Innenstädte geht.Richtig ist, dass die Innenstädte bereits gelitten haben, nachdem die ersten großen Einkaufparks aufder grünen Wiese am Rande der Städte gegründet wurden. Das konnten wir zuletzt in Flensburgverzeichnen, nachdem beispielsweise der CITTI-Park ausgeweitet wurde. Das Angebot dort istausgewogen, Parkplätze sind genügend vorhanden und der Kunde erspart sich die Fahrerei in dieInnenstadt, mit all seinen Unannehmlichkeiten. Das haben die Ladenbesitzer in der FlensburgerInnenstadt durchaus zu spüren bekommen. Das ist ein zentraler Punkt der Problematik. Um das klarzu sagen, ich rede hier nicht gegen die Einkaufszentren auf der grünen Wiese, aber wir können sienicht außer Acht lassen, wenn wir über die Situation der Innenstädte sprechen. Das heißt, bei neuenKonzepten und Managementplänen für die Innenstädte, müssen wir sie mitdenken.In Flensburg gibt es einen Workshop zum Thema Innenstadt-Management. Dort werden dieProbleme herausgearbeitet, wie den genannten Fall mit der grünen Wiese. Weiter wurdefestgestellt, dass die Einzelhandelsflächen in der Innenstadt teilweise zu groß sind und damit amBedarf vorbei gehen. Natürlich spielen Onlinehandel und Mieten auch eine Rolle. Die Problemfeldersind vielfältig. Daher ist es gut und richtig, dass die Städte damit anfangen, Konzepte zu entwickeln,wie sie ihre Innenstadt planen und gestalten wollen. Dafür muss aber der Wille aller Beteiligter vorOrt vorhanden sein, eventuell auch neue Wege und Möglichkeiten zu denken. Aber dies ist in erster 4Linie eine kommunale Aufgabe, wo das Land Hilfestellung leisten kann. Es ist aus unserer Sichtjedoch nicht erforderlich, dass sich das im FAG widerspiegelt.Der Antrag der SPD hat viele gute Lösungsansätze, die es Wert sind, im Ausschuss vertieft zuwerden.Hinweis: Diese Rede kann hier ab dem folgenden Tag als Video abgerufen werden: http://www.landtag.ltsh.de/aktuelles/mediathek/