Die Badesaison hat begonnen - Landtag und IB.SH zeigen neue Ausstellung zur Seebäderkultur an Nord- und Ostsee im Landeshaus
Nr. 74 / 1. Juli 2020Die Badesaison hat begonnen – Landtag und IB.SH zeigen neue Ausstellung zur Seebäderkultur an Nord- und Ostsee im LandeshausBaden in Baumwollleibchen, sportliche Ertüchtigung mit selbstgebauten Ruderbooten, regelmäßige Kuranwendungen, Glücksspiel zur abendlichen Zerstreuung: Die neue Schau „Badesaison! Seebäderkultur an Nord- und Ostsee“ des Landtages und der Investitions- bank Schleswig-Holstein (IB.SH) nimmt die Besucher mit auf eine Zeitreise in vergangene Jahrhunderte, als Meer und Küste als Landschaft und Reiseziel entdeckt und salzhaltiges Wasser und frische Luft als Quellen der Heilung neu bewertet wurden.Das Thema „Seebäder“ berühre einen ganz aktuellen Punkt, erläuterte Parlamentspräsident Klaus Schlie. „Wir alle sehnen uns nach unbeschwerteren Zeiten, nach Urlaub am Meer, nach Strand und Sonnenschein“, so Schlie mit Blick auf die zurückliegenden Monate. „Das ist nun wieder möglich – sowohl als Ausstellungsbesuch im Landeshaus, als auch an Nord- und Ostsee.“ In der vergangenen Zeit habe vor allem der Kulturbetrieb gelitten. „Mit der Wiederaufnahme des Ausstellungsbetriebes im Landeshaus möchte der Landtag an alle Kulturschaffenden in Schleswig- Holstein ein positives Signal senden und ihnen für die Zukunft den Rücken stärken.“ Dem stimmte auch der Vorsitzende des Vorstands der Investitionsbank Schleswig-Holstein Erk Westermann- Lammers zu und ergänzte: „Die Ausstellung zeigt, wie sich der heutige Tourismus in Schleswig- Holstein überhaupt erst entwickelt hat. Die IB.SH hat das Projekt gern unterstützt: Kultur in ihrer ganzen Vielfalt und Breite macht unser Land lebendig und attraktiv, sie ist ein wichtiger Standortfaktor – für den Tourismus, die Wirtschaft, aber auch für alle Schleswig-Holsteiner.“An der Themenausstellung haben vier Museen von Westküste, Ostküste und aus der Landeshauptstadt mitgewirkt: das Museum Kunst der Westküste, Alkersum/Föhr, die Medizin- und Pharmaziehistorische Sammlung der CAU Kiel, das Dr.-Carl-Häberlin-Friesen-Museum, Wyk/Föhr, und das Seebadmuseum Travemünde. Das Museum Kunst der Westküste (MKdW) hatte das 200- jährige Bestehen des Seebads Wyk auf Föhr bereits im vergangenen Jahr mit einer großen Ausstellung gewürdigt. „Wir freuen uns sehr, dass sie den Anstoß gegeben hat, die vier ältesten 2Seebäder in Schleswig-Holstein nun im Landtag einem breiten Publikum vorzustellen“, sagte Professorin Ulrike Wolff-Thomsen, Direktorin des Museums Kunst der Westküste (MKdW), bei einem Rundgang durch die Ausstellung. „Die Sehnsucht nach Strand und Erholung, nach Meerwasser und reiner Luft war und ist aktuell ja besonders groß. Daher ist es schön, die Ursprünge dieser Sehnsucht und die Vorreiterrolle, die Schleswig-Holstein auf dem Gebiet der Meeresheilkunde gespielt hat, so anschaulich und lebendig präsentiert zu bekommen.“Neben Professorin Wolff-Thomsen führten weitere Vertreterinnen und Vertreter der ausstellenden Museen zu deren Beginn durch die Schau im Landeshaus. Zu sehen ist auch eine Replik eines Roulette-Kessels von 1860 aus dem Seebadmuseum Travemünde. „Die 1825 eröffnete erste Spielbank war eine große gesellschaftliche Attraktion und der Grundstein für die später gängige Bezeichnung Travemündes als ‚das Monte Carlo des Nordens‘“, erklärte der Gründer und Leiter des Seebadmuseums Siegfried Austel. „So besuchten anfangs insbesondere russisches kosmopolitisches Bürgertum, der Adel und große russische Schriftsteller, wie Dostojewski und Turgenjew, Travemünde.“ Die Entwicklung Travemündes als Seeheilbad sei vom wohlhabenden und an der Ostsee internationaler werdenden Seebadpublikum maßgeblich gefördert worden, so Austel weiter. „Das verlieh ihm einen gewissen Glamour, der einen Höhepunkt im Bau von Europas seinerzeit schönster Strandpromenade 1899 erlebte.“Eine geschichtliche Einordnung in das Thema gab die Leiterin der Medizin- und Pharmaziehistorischen Sammlung der CAU Eva Fuhry. „Dass das Meer vor 1800 den meisten Menschen als fremd und gefährlich galt, ist angesichts des fröhlichen Treibens am Strand heute kaum noch vorstellbar.“ Die Ausstellung zeige den Bedeutungswandel, den die Meeresküste im Laufe von 100 Jahren erlebt habe, so Fuhry. „Die von Medizinern Ende des 18. Jahrhunderts entwickelte Idee, diesem Rand der Zivilisation eine gesundheitsfördernde Wirkung zuzuschreiben, erschien ihren Zeitgenossen zunächst ungeheuerlich, hat an Aktualität jedoch nichts verloren. Was Christoph Wilhelm Hufeland 1797 formulierte, passe inhaltlich in jede aktuelle Tourismus- broschüre: „‚Der andere Vorzug ist aber der ganz unbeschreiblich große und herrliche Anblick der See…, der auf einen nicht daran Gewöhnten eine Wirkung tut, welche eine gänzliche Umstimmung…des Gemüts hervorbringen kann.‘ Raus aus dem Alltag. Das verspricht der Urlaub am Meer auch uns“, hob Fuhry hervor.Die Seebäder-Ausstellung ist Teil der Reihe „Kulturland Schleswig-Holstein“. Der Landtag und die IB.SH präsentieren gemeinsam mit den Museen Bilder, Filmsequenzen und Musik, aber auch medizinische Geräte, Bademode und Alltagsgegenstände. Die Ausstellung kann bis zum 13. September täglich von 10 bis 18 Uhr von Einzelpersonen besucht werden, Gruppenführungen und -besuche sind nicht möglich. Der Eintritt ist frei, nur der Personalausweis ist erforderlich. Hinweise zu den aktuellen Schutzmaßnahmen finden sich auf der Website des Landtages: sh-landtag.de/service/ausstellungsbesuch-corona/